Roadtrip Salta & Jujuy Teil 1

Wir starten unseren Roadtrip von Salta aus und fahren Richtung Norden nach Purmamarca. Am ersten Tag stehen 156 Kilometer Fahrt auf dem Programm. Die Strecke ist ein perfekter Auftakt: zunächst fahren wir über die Ruta 9, die sich hier als enge und kurvige Straße durch grüne Berge windet. Das Klima ist subtropisch heiß und die Straße wird von hohen mit Moos und Flechten bewachsenen Bäumen gesäumt. Nach einer Weile kommen wir an einem Staudamm vorbei, in dem das Wasser unnatürlich türkis leuchtet. Da wir hier, anders als in Patagonien, keinen Gletscher in der Nähe vermuten, trauen wir dem Wasser die Farbe nicht auf natürliche Weise zu. Als wir weiterfahren beginnt die Landschaft sich langsam zu verändern, die Berge werden schroffer, die Vegetation immer trockener und das Grün weicht Rot- und Sandtönen. Die Bäume werden seltener, bis wir schließlich fast ausschließlich Kakteen und Dornenbüsche sehen. Dafür sind die umliegenden Berge nun umso höher und in der Ferne können wir die ersten schneebedeckten Gipfel sehen. Den ganzen Tag bedeckt kaum eine Wolke den strahlend blauen Himmel. Links und rechts der Straße ragen Berge in den unterschiedlichsten Farbschattierungen auf. Ein erster Vorgeschmack auf den Cerro 7 Colores in Purmamarca. Da wir nicht so viele Farben abseits der bekannten Berge erwartet hatten, sind wir schon jetzt ganz begeistert.

Gegen 16 Uhr kommen wir in Purmamarca an.
Der kleine Ort ist idyllisch gelegen, eingerahmt von Bergen in den unterschiedlichsten Farbschattierungen und Formen. Vom Typ Mesa (Tafelberg) über spitze Zackenformationen bis zu schroffen Canyons ist alles dabei. Die Landschaft könnte direkt der Kulisse eines Westernfilms entsprungen sein. Der bekannteste Berg Purmamarcas und der Region ist sicherlich der Cerro 7 Colores, der direkt oberhalb des Ortes liegt und Purmamarca, dank seiner sieben unterschiedlichen Farben, bekannt gemacht hat. Das kleine Örtchen scheint vor Touristen nur so zu schwirren, wir erfahren jedoch, dass viele davon nur Tagestouristen sind. Da wir zwei Nächte in Purmamarca bleiben, haben wir keine Eile und erkunden erstmal den Ortskern. Es gibt viele kleine Souvenirgeschäfte und einen Markt mit Artesanías auf dem zentralen Platz, aber dennoch hat Purmamarca keinen „Touristenfalle“-Charakter. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Touristen aus Argentinien kommen und der Instagramhype um Purmamarca nicht so groß ist, wie um den „Regenbogen“ Berg in Peru.

Cerro 7 Colores, Purmamarca

In Purmamarca gibt es noch viele kleinere Restaurants, die Preise sind human und abends nach der Abfahrt der Tagestouren wird der ganze Ort dann auch direkt ruhiger. Uns gefällt die Lage und der Ort mit den kleinen Gässchen aus Kopfsteinpflaster jedenfalls sehr gut. Bevor wir abends essen gehen, machen wir noch eine kleine Wanderung. Der Weg führt uns oberhalb des Ortes durch einen breiten Canyon und entlang verschiedener Felsformationen mit Ausblick auf das gegenüberliegende Bergmassiv, welches hinter dem Ort wie eine Steilklippe aufragt. Im letzten Sonnenlicht des Tages leuchten die Berge rot und wir sind uns einig, dass wir den ersten Tag des Roadtrips nicht besser hätten planen können.

Kleine Wanderung über Purmamarca

Den nächsten Tag starten wir früh, noch vor dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zu einem Aussichtspunkt am Hang der Steilklippe, den wir am Tag zuvor bei unserer Abendrunde bereits aus der Ferne sehen konnten. Von dieser Seite haben wir einen perfekten Blick auf den Cerro 7 Colores im Morgenlicht mit Purmamarca im Vordergrund. Die Farben leuchten tatsächlich so bunt, wie wir es vorher schon auf Werbeplakaten in Salta gesehen hatten. Dieser Berg hat definitiv kein Bildbearbeitungsprogramm nötig. Max und Anns Vater steigen noch ein Stück weiter den schmalen Pfad hinauf, danach kehren wir alle zurück zum Hotel und frühstücken.

Nach dem Frühstück holen wir unsere Tagesrucksäcke und machen uns auf den Weg zum Auto, aber nicht ohne vorher noch Cocablätter in einem kleinen Laden zu kaufen. Dann sind wir bereit für den Tag und fahren zunächst in den 30 Minuten entfernten Ort Tilcara. Die Strecke führt uns heute durch die wunderschöne Quebrada de Humahuaca und bietet uns noch mehr farbige Berge. In einer Verbreiterung der Schlucht Quebrada de Humahuaca liegt das kleine Tilcara. Hier besuchen wir die Ruinen Pucara de Tilcara, eine um 1100 entstandenen indigene Festung mit strategischer Lage hoch über der Inkastraße. Die Ruinen sind bewachsen von vielen Kakteen und auch die Dächer der Ruinen werden gestützt durch Kaktusholz. Es ist sehr heiß und wir laufen durch die pralle Sonne, aber der Ausblick vom höchsten Punkt der Ruinen über die Berge in der Umgebung ist es wert.

Quebrada de Humahuaca

Anschließend fahren wir weiter in das ebenfalls eher kleine Dorf Humahuaca. Hier legen wir eine Mittagspause ein und essen unser Picknick im Schatten auf dem zentralen Platz. Von hier aus fahren wir, nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort, weiter zum Highlight des Tages: die Serranías del Hornocal. Die Bergkette mit 14 verschiedenen Farben befindet sich auf 4.300 Meter über Normalnull. Mit unserem Fiat begeben wir uns auf die Fahrt ins Ungewisse – für die Strecke wird nämlich eigentlich ein Geländewagen empfohlen. Aber nach dem wir direkt zu Anfang ein kleines Flussbett durchqueren müssen, ist der Rest der Strecke eine überdurchschnittlich gute Schotterpiste und kein Problem. Wir schrauben uns in vielen Haarnadelkurven hinauf bis zum Pass auf 4.300 Metern und die Cocablätter und die tolle Aussicht helfen wahrscheinlich gleichermaßen, sodass wir die Höhe alle gut vertragen. Oben angekommen werden unsere Erwartungen noch übertroffen, wir sind beeindruckt von den vielen Farben und dem weiten Blick über die Bergketten. Wir bleiben eine ganze Weile, aber irgendwann wird es mit unserer Sommerkleidung dann doch etwas frisch und wir reißen uns von dem Anblick los. Auf der Rückfahrt hinunter sehen wir dann noch mehrere Herden Vicuñas, die auf den saftigen Grasflächen grasen.

Serranías del Hornocal

Auf der Rückfahrt nach Purmamarca stoppen wir noch in Uquia, hier machen wir eine Wanderung in der Quebrada de Las Señoritas. Die Wanderung dauert etwa 1,5 Stunden und völlig unerwartet finden wir hier ein weiteres unverhofftes Highlight. Der enge Canyon leuchtet in den unterschiedlichsten Rottönen und ist scheinbar überhaupt nicht auf dem Radar vieler Touristen. Wir könnten alle paar Meter stehen bleiben um neue Gesteinsformationen oder die intensiven Farben zu bewundern. Überall wachsen Kakteen und es würde uns nicht wundern, wenn der Roadrunner um die nächste Biegung geflitzt käme. Die Wanderung ist einfach, aber durchgehend wunderschön und so schließen wir den Tag mit einem weiteren tollen Erlebnis ab – ein wunderbarer Tag geht zu Ende.

Quebrada de las Señoritas

Am nächsten Tag steht direkt ein weites Highlight an. Wir checken aus dem Hotel der letzten zwei Nächte aus und fahren von Purmamarca nach Salina Grandes. Hier erwartet uns heute ein riesiger Salzsee. Aber zunächst geht es wieder über einen Pass auf 4.100 Meter. Über scheinbar endlose Haarnadelkurven schrauben wir uns den Berg hinauf, bis wir den Pass erreichen. Der Blick hinunter auf die sich windende Straße und die gegenüber liegenden Berge lässt uns einmal mehr feststellen, wie schlecht das menschliche Auge diese enormen Größen greifen kann. Wir merken allerdings erfreulicherweise, dass wir uns scheinbar schnell wieder an die Höhe gewöhnen, da ist der menschliche Körper dann doch überraschend anpassungsfähig. Nach dem wir den Pass erreicht haben, schrauben wir uns anschließend auf der anderen Seite des Berges wieder hinunter und die Landschaft ist direkt völlig anders.

Auf der südlichen Seite des Passes  dominierte das Grün und die Landschaft war saftig, wie nach der Regenzeit in den Anden Perus. Auf der nördlichen Seite hingegen ist alles trockener, fast steppenartig und erinnert uns an die Paramo Hochebene in Ecuador. Die Landschaft heißt hier allerdings Puna. In weiter Ferne unten sehen wir schon, weiß glitzernd, den Salzsee unter uns liegen. Die Fahrt hinunter geht überraschend schnell, was allerdings nicht verwunderlich ist, bedenkt man dass unser Ziel immer noch auf 3.400 Metern liegt. Schon als wir auf den Salzsee zufahren wirkt dieser unwirklich – die weiße Fläche blendet in der prallen Sonne und erstreckt sich weithin, in weiter Ferne am Rand des Salzsees erheben sich Berge. Wir zahlen eine Abgabe an die lokale Community und dürfen mit unserem Mietwagen, einem Guide folgend, in einer kleinen Kolonne über den Salzsee fahren.

Da kein Wasser, sondern nur getrocknete Salzkristalle den Boden des Sees bedecken, können wir weiter unseren Fiat nutzen und auf ein Boot verzichten. Wir fahren bis an den Rand mehrerer türkis schimmernder Rinnen in denen Wasser verdunstet und zu Salz kristallisiert. Diese Prozess dauert ca. ein Jahr. Anschließend werden jede Menge Perspektivbilder gemacht – aufgrund der geraden Ebene kann man Bilder machen, in denen es so scheint als halte einer den anderen auf der Hand oder als stünden wir auf einer riesigen Bierflasche. Für Südamerikaner ist das natürlich Mal wieder die Beschäftigung schlechthin und die Argentinier machen fleißig Bilder mit ihren Mate Calabazas. Aber auch wir verausgaben uns kreativ und verdienen uns nach dem Fotoshooting mitten in der Sonne anschließend das Mittagessen im Schatten. Heute gibt es Tortillas (gefüllte Maisfladen), die Verkäufer aus der Gegend vor Ort auf ihren Grills frisch zubereiten und an die Touristen verkaufen. Die Tortillas mit verschiedenen Füllungen sind sehr lecker und so genießen wir wieder einmal eine Mittagspause mit besonderem Ausblick.

Salinas Grandes

Nach dem wir uns gestärkt haben, gehen wir die Weiterfahrt an. Zurück geht es erst wieder über den Pass und dann hinunter nach Purmamarca, um anschließend über Salta weiter bis in das kleine Dorf Chicoana zu fahren. Nach 4,5 Stunden landschaftlich abwechslungsreicher Fahrt sind wir fast da. Nur noch 4,5 Kilometer trennen uns von unserem Tagesziel, der etwas außerhalb gelegenen Finca Las Margaritas. Allerdings führt uns Googlemaps plötzlich durch ein Flussbett. Der erste Teil des Fluss ist ausgetrocknet und daher scheint uns die Strecke valide, dann stoßen wir im Flussbett jedoch plötzlich auf einen nicht ganz schmalen Fluss mit Wasser. Die Stelle ist unmöglich ohne Geländewagen passierbar und so müssen wir wenden und wieder zurück zur Hauptstraße fahren. 14 Kilometer folgen wir nun dem Fluss entlang bis es schließlich eine Brücke gibt. Von hier aus ist es nur noch eine kurze Fahrt über eine weitere Schotterstraße und schließlich erreichen wir die wunderschöne und absolut idyllische gelegene Finca. Die Gebäude könnten einem Film entsprungen sein und die wunderschön eingerichteten Zimmer (je im Stil verschiedener Getreide Sorten, die die Finca anbaut) runden die Atmosphäre ab. Ein Pool liegt inmitten des Gartens und natürlich springen wir nochmal in das kühle Nass, wenn auch nur kurz da es schon halb 8 ist. Anschließend genießen wir unser Abendessen direkt vor den Zimmern auf der Veranda, es gibt Steak und leckeren Wein. Ann meint sie könne sich das Leben als Großgrundbesitzer so gut vorstellen. Die Besitzerfamilie betreibt die Finca bereits in der 5. Generation und betreibt, neben 3.000 Rindern, den Anbau von Getreide und Tabak.

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