Sri Lanka – von Elefanten und Löwenfelsen

Unser Flug nach Sri Lanka geht früh morgens von Kuala Lumpur. Bereits um fünf Uhr fahren wir deshalb mit dem Fahrstuhl aus dem 31 Stock des Hotels in die Lobby. Unterwegs ist genug Zeit, um eine Mitfahrgelegenheit per App zu bestellen. Für die Anfahrt per Zug, die hier eigentlich hervorragend funktioniert, ist es auch noch zu früh. Der Fahrer kommt schnell und los geht es auf den menschenverlassenen Straßen der Metropole. So ruhig liegt sie nur in dieser Stunde dar und so sind wir ohne Staus sehr schnell am Flughafen. Aber auch sonst hätten wir heute keine Probleme gehabt, wir sind ja lernfähig. Wenige Stunden später landen wir auch schon in Colombo, Sri Lanka. Auf Grund der Zeitdifferenz landen wir fast zur gleichen Zeit wie wir abgeflogen sind, es ist also noch morgens. Wir haben dennoch Hunger auf Mittagessen und so wollen wir schnell zu unserer Unterkunft in Negombo, der nächsten Stadt in der Nähe des Flughafen, kommen. Ein Uber ist schnell gerufen, den Treffpunkt haben wir auch schnell gefunden, nur der Fahrer kommt nicht. Max geht zurück zum Flughafengebäude, um im WLAN zu checken, was los ist. Der Fahrer hat die Fahrt storniert. Ein weiterer Fahrer akzeptiert und Max bleibt im WLAN, um dieses Mal dessen Anfahrt zu kontrollieren. Als der Fahrer fast da ist, geht er wieder zum Treffpunkt. Dort erzählt Ann ihm, dass es einen Uber-Assistenten gäbe, der uns helfen und sogar WLAN hier am Treffpunkt bereitstellen könne. Wir reden also mit ihm, während der nächste Fahrer auch storniert. Das sei normal sagt der nette Assistent und uns wird klar, warum es ihn überhaupt gibt. Generell ist das ganze Erlebnis ein super Einstieg in Sri Lanka und dessen Ambivalenz in Sachen Verkehrsmittel. Aber dazu später mehr. Nach etwa einer Dreiviertelstunde des Wartens erbarmt sich jedenfalls ein Uber-Fahrer und bringt uns nach Negombo.

Die Stadt erstreckt sich entlang der Küste nördlich der Hauptstadt Colombo. An einem Ende befindet sich ein langer Sandstrand mit vielen großen Hotelbunkern und am anderen Ende liegt das eigentliche Stadtzentrum. Dazwischen drängen sich die Wohnhäuser etlicher Fischer, die ihre kleinen Boote direkt am Ufer vor dem Haus liegen haben. Auch unser Guesthouse liegt in dieser Gegend und so haben wir direkt einen kleinen Eindruck, wie das Leben der Bevölkerung hier aussieht. Shehan, unser Gastgeber begrüßt uns überschwänglich und fragt direkt, ob wir etwas essen möchten. Überglücklich sagen wir zu und so beauftragt er seine Mutter, uns Dosa zuzubereiten, ein herzhafter Sauerteigpfannkuchen indisch-Sri Lankanischer Herkunft, der mit verschiedenen Curries und scharfer Soße verzehrt wird. So kann es gerne weitergehen, dieser erste Kontakt mit der einheimischen Küche ist vielversprechend. Anschließend hilft Shehan uns, eine Simkarte zu besorgen, bevor wir uns zu einem Mittagsschlag ins Zimmer zurückziehen. Danach lassen wir es uns nicht nehmen, die Innenstadt etwas zu erkunden und so machen wir uns zu Fuß entlang der Küste auf. Es ist ein wuseliger Ort, der sehr authentisch wirkt und wir sehen nur sehr wenige Bleichgesichter. Das ist wunderbar, hatten wir nach dem Anblick am Flughafen doch schon die schlimmsten Befürchtungen, die sich in den nächsten Tagen jedoch teilweise bewahrheiten werden. Es überrascht uns, wie viele Kirchen wir sehen. Wir hatten vorab damit gerechnet, wieder in einem sehr buddhistischen Land zu sein, hier merkt man davon jedoch sehr wenig. Später werden wir lernen, dass an den Küsten viele Christen leben, ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit, während der die Küsten der Fokus der Missionsbemühungen waren. Unsere Runde dauert heute aber nicht sehr lang, hauptsächlich sammeln wir erste Eindrücke und heben Geld ab. Morgen wollen wir uns dann länger ins Getümmel stürzen.

Dennoch lassen wir es nach dem umfangreichen Frühstück zunächst ruhig angehen, da Max sich eine Erkältung eingefangen hat und laufen erst am späten Morgen los in Richtung Stadt. Wir kommen zum großen Fischmarkt, der uns ein wenig traurig stimmt. Derart viel Fisch wird hier zunächst gepökelt und dann auf Kokosmatten unter der prallen Sonne getrocknet, das ist gerade nach unserer Zeit in Raja Ampat schwer zu ertragen. Am schlimmsten allerdings finden wir, als wir einen zerstückelten Mantarochen und einige Babyhaie entdecken. Mantakiemen, so lesen wir später nach, gelten als Heilmittel in der (natürlich!) chinesischen Medizin. Ein weiterer Grund diese Praktiken zu verurteilen, die abstruserweise vorrangig seltenen Tieren (meist sogar nur kleinen Teilen dieser) besondere Heilfähigkeiten zuschreibt. Das Resultat ist eine irrsinnige Ausbeutung der Tierbestände, nicht zuletzt natürlich wegen der großen Menge dieser Heilmethoden praktizierenden Menschen. Leider, so lesen wir auch, ist Sri Lanka eines der wenigen Länder, die das Fangverbot der sanften Riesen, die auf der roten Liste stehen, zugunsten des Handels mit China konsequent ignoriert.

Traurig: In Negombo werden auch für den Export unendlich viele Fische getrocknet

Angeschlossen an die Trockenflächen ist ein Fischmarkt. Immerhin scheinen hier größtenteils kleine Fischer, deren winzige Boote zuhauf vor den Häusern am Meer und in einer nahen Lagune liegen, ihre Waren feilzubieten. Es scheint also eher kein industrieller Fischfang betrieben zu werden. Auch werden hier keine Mantas oder Haie verkauft, zumindest gerade nicht. Anschließend gehen wir weiter durch kleine Gässchen und entscheiden uns zum niederländischen Fort zu gehen, dass auf Google Maps eingezeichnet ist. War das Fort in Ternate nur noch ein Treffpunkt der Dorfjugend, ist es hier ein operierendes Gefängnis, wie wir vor dem Tor stehend feststellen. Die vielen Besucher, die auf Einlass warten, sind dann wohl Verwandte der Insassen, erschließen wir uns. Drei anderen Bleichgesichtern vor uns wird sichtlich unwohl, während sie dieselben Schlussfolgerungen ziehen und ignorieren daher einen Herrn, der freundlich um ein Foto bittet und beschleunigen obendrein ihr Tempo. Wir fühlen uns wie in Indonesien und halten selbstverständlich an, um Selfies mit ihm und seinen drei weiblichen Begleiterinnen zu machen. Freundlich winkend bedanken sie sich für die Fotos und wir sind froh, dass wir stehengeblieben sind. Weiter gehen wir durch die Stadt und stellen fest, dass es hier für Asien wenige Restaurants oder Essensstände gibt. Immerhin ein Restaurant finden wir, in dem wir Chapati bestellen. Zum Glück wissen wir aus Malaysia, wie man indisches Essen bestellt, das dem hiesigen sehr ähnlich ist. Deshalb machen wir es wie die Profis und bestellen nur die Teigwaren, die verschieden Curries gibt es immer gratis dazu. Anschließend gehen wir wieder zur Unterkunft und lassen den Tag ausklingen, bevor es morgen ins Inland nach Sigiriya geht.

Ein Freund von Shehan bringt uns per TukTuk zum Busbahnhof und setzt uns dort in einen kleinen, aber klimatisierten Bus nach Kurunegala. Dort angekommen finden wir uns inmitten des Gewusels im Zentrum einer geschäftigen kleinen Stadt wieder. Am Busbahnhof fragen wir uns durch, können aber keinen Bus nach Sigiriya finden. Immerhin finden wir einen bunten, wenn auch abgerockten, großen Bus, wie sie zuhauf in Sri Lanka rumzufahren scheinen. Dieser bringt uns leider nur nach Dambulla, der Stadt in der Nähe Sigiriyas, in der es bei der Ankunft auch noch in Strömen regnet. Dort wollen wir eigentlich auch wieder per Bus weiter bis zu unserem Homestay. Ein netter TukTuk-Fahrer teilt uns aber mit, das heute keiner mehr führe. Na klar, unsere Unterkunft hatte uns vorab mitgeteilt, der Bus führe alle 30 Minuten. Also warten wir geduldig unter einem Vordach, während der TukTuk-Fahrer mit dem Preis immer weiter herunter geht. Nach vierzig Minuten geben wir schließlich auf und fahren mit ihm mit. Immerhin ersparen wir uns so die 400 Meter von der Hauptstraße laufen zu müssen. Unser Homestay besteht aus zwei Zimmern, die in einem separaten Haus im Garten der Gastgeberfamilie untergebracht sind. Unsere Nachbarn sind zwei Dänen, unser Zimmer ist sehr schön. Es riecht ein wenig muffig, obwohl alles sauber ist. Das scheint in Sri Lanka auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit normal zu sein. Die Gastgeberin ist jedenfalls supernett und fragt uns direkt, ob wir auch zu Abend essen wollen. Natürlich wollen wir und so steht eine Stunde später eine Riesenplatte Reis und etliche Schälchen mit verschiedenen Curries auf dem Tisch der Veranda vor unserem Zimmer. Hier sitzen wir gemütlich und können den wunderschönen Garten betrachten, in dem es nicht nur von Vögeln wimmelt, sondern auch kleine Streifenhörnchen in den Bäumen herumklettern.

In Sri Lanka wimmelt es von Streifenhörnchen

Am nächsten Morgen steht auch schon eines der sogenannten Highlights Sri Lankas auf dem Programm. Den Status lässt sich der Staat gut bezahlen und so entrichten wir zähneknirschend die 32 USD Eintrittspreis. Ein wenig wollen wir ja schon von der Kultur sehen und die Felsenfestung Sigiriyas gehört definitiv dazu. Immerhin können wir zu Fuß in einer halben Stunde zum Eingang laufen, das Geld für ein Taxi sparen wir uns also. Vorbei an Warnschildern vor den hier scheinbar regelmäßig vorbei kommenden wilden Elefanten geht es zum Lion Rock. Wir sehen allerdings nur eine tote Schlange und einige Äffchen. Um fast anderthalb Tagesbudgets ärmer gehen wir nach dem Ticketkauf durch die den Felsen umgebenden Gärten zum Fuß der Treppe, die uns mit über 1200 Stufen die 200 Höhenmeter hinaufbringt. Die Gärten sind wirklich schön, aber wir haben zunächst nur Augen für die Spitze. Es ist schließlich noch früh und wir wollen den später erscheinenden Menschenmassen entgehen. Also kraxeln wir innerhalb einer Viertelstunde auf das Plateau, auf dem ein vergangener Singhakönig seine Festung errichten ließ. Manch einer vergleicht die Ruinen wegen der Lage auf einem Felsen mit Blick ins Tal mit Machu Picchu, wir würden den Vergleich aber höchstens wegen des Eintrittspreises ziehen. Wohin das viele Geld hier geht, ist leider überhaupt nicht ersichtlich und so mutmaßen wir, dass es in privaten Taschen versickern muss. Das immerhin ist bei Machu Picchu anders. Dennoch sind auch die hiesigen Ruinen ziemlich besonders und sehr schön. Wir sind froh, sie besucht zu haben. Zur Mittagszeit kehren wir in einem kleinen Laden unweit unseres Homestays ein, in dem wir sehr leckeres Kottu (die Sri Lankanische Version von gebratenen Nudeln) bekommen. Den Nachmittag lassen wir gemütlich auf unserer Terrasse ausklingen.

Blick über die Ruinen des Löwenfelsens, Sigiriya

Am nächsten Morgen machen wir genauso weiter, wie der letzte Tag aufgehört hat. Wir genießen ein ausgiebiges Frühstück und beobachten den Garten mit seinen vielen tierischen Besuchern (vor allem Vögel). Mittags essen wir im selben Laden wie gestern und brechen danach mit unserem privaten Geländewagen mit Fahrer in den nahen Nationalpark Hurulu auf. Die Tour hatten wir sehr spontan gebaucht, da die beiden Dänen sie uns empfohlen hatten. Also wissen wir nicht genau, was uns erwartet, außer dass wir hoffentlich wilde Elefanten sehen werden. Nachdem das in Thailand nicht funktionierte, hoffen wir nun erfolgreicher zu sein. Pünktlich zur nachmittäglichen Öffnung des Parks um halb zwei stehen wir mit zahlreichen anderen Geländewagen voller Touristen vor dem Eingang. Unser Fahrer kauft noch schnell die Eintrittstickets und dann fahren wir auch schon in einem Autocorso in den Park. Schon nach wenigen Minuten stoppen alle. Wir können zunächst nichts sehen, aber unser Fahrer navigiert geschickt um die vor uns stehenden Fahrzeuge, bis wir einen ersten Blick auf einen Dickhäuter erhaschen können. Es ist ein einzelnes junges Männchen, das gut 50 Meter entfernt im Wald steht und frisst. Von den gut 30 Autos lässt es sich nicht stören, weshalb wir in Ruhe beobachten können. Doch nach etwa zwei Minuten drängt unser Fahrer zum Weiterfahren. Offensichtlich erwartet er noch bessere Sichtungen. Also geht es weiter vorbei an den anderen Autos und tiefer in den Park hinein. Die ganze Safari dauert gute Fünf Stunden und wir sehen sehr viele Elefanten. Irgendwann hören wir sogar auf zu zählen. Die größte einzelne Gruppe umfasst Sieben Tiere, einige Jungtiere und zwei Mütter. Unser Fahrer ist super. Er versucht die ganze Zeit andere Wege zu fahren als die anderen und hat keinen Stress. Lieber bleibt er einige Minuten länger bei jeder Gruppe stehen, sodass wir ausreichend Zeit haben sie zu begutachten, als weiter von Herde zu Herde zu hetzen. Genau so haben wir es uns gewünscht, also sind wir rundum happy. Durch das lange Stehen mit ausgeschaltetem Motor kommen die Dickhäuter teilweise sehr nah ans Auto heran, sodass Max sogar Bilder mit dem Weitwinkelobjektiv machen kann.

Elefantenmutter mit Kind, Huluru Eco Park

Am nächsten Tag leihen wir uns einen Roller und wollen noch einige Ruinen in der Gegend erkunden. Aber zunächst fahren wir zu einem Berg, der komplett aus Rosenquarz besteht. Hier kraxeln wir etwa eine halbe Stunde hinauf zu einem kleinen Buddha-Schrein, von dem aus man eine tolle Aussicht auf die umliegenden Berge und die grünen saftigen Ebenen im Tiefland hat. Außerdem kommt hier der Fels des Berges am besten heraus und man kann den rosa Schimmer erkennen. Wir heben einige lose Steine auf und sind fasziniert wie glänzend der Quarz ist. Natürlich lassen wir alle Steine dort zurück… Beim Abstieg treffen wir den Eremiten, der den Schrein auf dem Berg begründet und später bekannt gemacht hat. Heute sieht er sich als Founder und hat sogar einen Facebookaccount, auf dem er ein Bild von uns hochlädt. Kurios. Anschließend fahren wir weiter nach Dambulla. Hier entscheiden wir uns dagegen, den bekannten Felsentempel zu besichtigen und schauen uns stattdessen eine Ausgrabungsstätte monolithischer Gräber an. Anschließend essen wir zu Mittag und fahren zurück nach Sigiriya. Nachdem wir uns ausgeruht haben, machen wir uns zum Sonnenuntergang auf den Weg zum Felsen Pidurangala, der dem Löwenfelsen gegenüber liegt. Der 200m Anstieg ist in einer Viertelstunde bewältigt, so haben wir die Chance einen guten Platz vor anderen langsameren Leuten zu ergattern. In der ersten Reihe sitzend haben wir einen ungestörten Blick auf den Sonnenuntergang hinter den Ebenen. Dabei wird der Löwenfels wunderschön in Rot- und Orangetönen beleuchtet und wirkt so majestätisch, wie es sich für einen Königspalast gehört. Insgesamt ist das ein schöner Abschluss für unsere erste Etappe in Sri Lanka. Dennoch hoffen wir, dass wir die nächsten Tage Orte erkunden, die wir mit weniger Bleichgesichtern teilen müssen.

Ein Elefantenselfie muss sein, Huluru Nationalpark

2 Gedanken zu “Sri Lanka – von Elefanten und Löwenfelsen

  1. Moin ihr Zwei! Schön zu sehen dass es euch gut geht. Viel Spass noch! Grüsse aus dem ekelhaft, nasskalten, stürmischen Rostock. Jürgen

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