Die Küste Sri Lankas

Nach unserer schönen Zeit im Hochland Sri Lankas ist es nun an der Zeit, uns wieder in heißere und somit zwangsläufig auch feuchtere Gefilde zu begeben: die Südküste am Rand der weiten Tieflandebene erwartet uns. Von Ella fahren wir mit dem Bus hinunter an die Küste. Die Fahrt in das kleine Örtchen SK Town dauert knapp Fünf Stunden. Wir hatten eigentlich mit einer deutlich längeren Fahrt gerechnet, aber Dank des rasanten Fahrstils des Fahrers sind wir rasend schnell unterwegs. Die kurvige Bergstraße hinunter zur Küste hindert den Fahrer weder am Rasen, noch an waghalsigen Überholmanövern. Als wir etwas durchgeschleudert in SK Town ankommen, können wir direkt in unserem Guesthouse einchecken, danach machen uns auf die Suche nach einem Restaurant zum Mittagessen. Wir haben uns für SK Town – neben den Wellen zum Surfen – vor allem entschieden, weil der Ort einer der wenigen an der Südküste Sri Lankas ist, der noch nicht von Touristenmassen überrollt wird. Dementsprechend steckt hier die touristische Infrastruktur noch in den Kinderschuhen und neben zwei Strandbuden mit Surfboardverleih und einem Restaurant, gibt es „nur“ lokale Curry-Imbisse (also genau was wir wollen).

SK Town Beach

Der Strand ist keine drei Minuten zu Fuß von unserem Guesthouse entfernt und tatsächlich immer so gut wie leer. Außerdem ist hier die Anzahl der Surfer im Wasser im Vergleich zu den anderen Surforten Sri Lankas auch sehr entspannt. Wir sind glücklich, dass wir uns für SK Town entschieden haben. An dem langen Sandstrand brechen die Wellen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen und so ist an guten Tagen für jeden etwas dabei. Nach dem Surfen gibt es an den kleinen Strandbuden unglaublich leckere King Coconuts und nachmittags läuft entspannte Reggae-Musik. Nach überteuerten, instagramtauglichen Cafés mit austauschbarer Ocean-Breeze-Playlist sucht man hier glücklicherweise noch vergebens. Wir bleiben sechs Nächte in SK Town und die Zeit vergeht wieder einmal viel zu schnell. Neben dem Surfen gibt es hier nicht viel zu tun und so bestehen unsere Tage aus Surfen, Faulenzen am Strand, Einkaufen und Kochen. Die Einkaufsmöglichkeiten sind in dem kleinen Ort ebenfalls sehr beschränkt und so laufen wir immer zwanzig Minuten, um zu einem Supermarkt zu kommen. Unterwegs befindet sich außerdem am Straßenrand ein Bäcker mit dem leckersten Sri Lankanischen Weißbrot (wir sind etwas enttäuscht, dass wir das bisher nie bekommen haben) und um die Ecke unseres Guesthouses liegt ein kleiner Gemüseladen. Wir finden also alles, was man braucht, aber ohne Roller dauert das Ganze eben länger. Aber Zeit haben wir ja und das Geld für die Rollermiete sparen wir uns, da wir ihn hier wirklich nur zum Einkaufen bräuchten. Zum Frühstücken und Mittagessen gehen wir immer in unser Guesthouse zurück und bereiten in der Gemeinschaftsküche unser Essen zu.  Außerdem gibt es noch eine Terrasse, auf der wir immer essen und abends auch schonmal ein Bier trinken. Dabei kommen wir ins Gespräch mit den anderen Gästen, die ebenfalls zum Surfen und Entspannen hier sind und teilweise jedes Jahr herkommen.

Bucht von SK Town

An unserem letzten Tag in SK Town entscheiden wir uns, einen Roller zu leihen und eine Tour zu verschiedenen Stränden bei Tangalle, einem Küstenort der für die schönsten Strände Sri Lankas bekannt ist, zu unternehmen. Wir klappern mehrere Strände ab und sind von einigen wirklich angetan. Unsere Favoriten in der Nähe von Tangalle sind: Pallikudawa Beach (in der Nähe gibt es schöne Hotels), Rekawa Beach (ein langer und breiter, einsamer Strand mit Schildkröten-Aufzucht, aber starker Strömung) und Lunukalapuwa Beach (komplett einsamer Strand, starke Brandung). An einem der Strände kommen wir mit einem alten Fischer ins Gespräch, der uns stolz seine drei Brocken Deutsch vorführt. Obwohl wir die Strände ganz schön finden, würden wir Sri Lanka niemandem für einen reinen Strandurlaub empfehlen. Die Küstenstraße mit viel Verkehr, die durch alle Orte an der Küste geht, ist unserer Meinung nach ein riesen Störfaktor. Diesem Störfaktor entgeht man bis auf wenige Ausnahmen kaum – eine dieser Ausnahmen wäre eine Unterkunft am Rand der Rekawa Lagune, hier ist man dann jedoch auf das Essen in den Homestays angewiesen (oder man muss abends nochmal mit dem Roller los). Die Gegend östlich von SK Town ist außerdem weniger für ihre Surfspots bekannt.

Pallikudawa Beach, Tangalle

Zur Mittagszeit fahren wir dann nach Hiriketiya, das vor ein paar Jahren (ähnlich wie SK Town) noch als ruhier Surfort bekannt war. Mit einem plötzlichen Boom auf Instagram hat sich dies jedoch in kurzer Zeit komplett geändert. Wir haben den Eindruck mal wieder in einer Bali-Kopie gelandet zu sein: absolut austauschbare, aber instagram-schicke Restaurants, Bars und Cafes mit Pizza, Burgern und (ganz wichtig!) vegane Smoothie-Bowls. Die Preise sind jenseits von Gut und Böse, aber dennoch ist der kleine Strand, auf dem die Liegen, Stühle und Tische der Restaurants dicht an dicht gedrängt stehen, brechend voll. Die Wellen sind heute eher schwächlich, aber dennoch drängen sich unzählige Surfer auf wenigen Quadratmetern im Wasser. Orte wie diese lösen bei uns immer ganz schnell einen Fluchtinstinkt aus und so suchen wir bereits nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort das Weite. Mit unserem Roller tuckern wir weiter die Küste entlang und finden bereits vor dem Nachbarort bzw an einem Strand zwischen Hiri und Dickwella einen geeigneten Platz für unsere Mittagspause. An dem Strand befinden sich ein paar Restaurants, die alle ein deutlich normaleres Preisniveau an den Tag legen (natürlich immer noch touristisch). Hier ist nicht annähernd so ein Betrieb wie in Hiri und das Essen ist auch gut. Der Strand ist vor allem für Familien mit Kindern super, da hier das Wasser durch die abgeschirmte Lage der Bucht sehr ruhig ist.

Am nächsten Tag checken wir in unserem Guesthouse in SK Town aus und fahren mit dem Bus in das nur 15 Minuten entfernte Örtchen Talalla. Der Talalla Beach ist einer der wenigen Strände, der von der stark befahrenen Hauptstraße abgewandt liegt und ist dadurch ein echter Geheimtipp. An dem langen Sandstrand liegen nur eine handvoll Hotels und der Strand ist bis auf die Fischer fast vollkommen leer. Die Brandung ist hier allerdings auch wirklich heftig, sodass außer Plantschen zur Abkühlung nicht viel möglich ist. Umso spannender ist es vom Panoramadeck unseres Hotels den Fischern beim hinaus navigieren durch die Brandung mit ihren einseitigen Auslegerbooten zuzuschauen. Der Blick aus dem Tallala Freedom Resort ist wunderschön und das Hotel ist generell eine echte Preis-Leistungs-Empfehlung. Neben dem tollen Ausblick vom Panoramadeck überzeugen die idyllische Anlage, der ruhige Pool und das leckere Essen. Wir bleiben zwei Nächte und genießen die Ruhe und den Ausblick beim Frühstück, Mittag- und Abendessen. Zwischendurch gehen wir am Strand spazieren oder liegen am Pool. Für Unterhaltung sorgt eine Affenbande, die sich an den Snacks unserer Nachbarin vergreift. Der Besitzer des Hotels hat die Affenbande jedoch gut im Griff und vertreibt die kleinen Diebe. Dabei trägt er eine Affenmaske mit gruseliger Grimasse. Der Trick scheint zu funktionieren.

Ausblick aus dem Talalla Freedom Resort

Aufgrund der abgeschiedenen Lage und dem schönen Strand können wir das Talalla Freedom Resort für ein paar Tage Strandurlaub, am Ende einer Sri Lanka Reise, jedenfalls 100 Prozent empfehlen. Das Hotel ist sauber und die Ausstattung sehr gut, aber nicht luxuriös – wer hier höhere Ansprüche hat, ist in dem Nachbarhotel Talalla Retreat wahrscheinlich besser aufgehoben. Aber auch dann darf für die grandiose Aussicht aus dem Talalla Freedom ein Ausflug in das zum Hotel gehörende Treetop Restaurant mit Panoramadeck (das auch für Nicht-Gäste geöffnet ist) nicht fehlen. Wir haben leider keinen Rabatt-Code für euch 😉 Aber wir finden so schöne, lokal geführte Unterkünfte immer eine Empfehlung wert.

Nach den zwei Nächten in Talalla fällt es uns schwer Abschied zu nehmen, aber die Wellen rufen nach uns. So stapfen wir in der glühenden Sonne den Strand entlang, zurück zur Hauptstraße und nehmen den Bus nach Weligama. Der Busfahrer scheint mal wieder einen neuen Streckenrekord aufstellen zu wollen und wir sind froh, dass wir gerade noch Sitzplätze erwischt haben. Die Busse sind nämlich meistens neben ihrer riskanten Fahrweise auch noch überfüllt.

Für uns geht es als nächstes nach Weligama und wir ahnen schon, dass uns der Ort nicht gefallen wird. Wir haben jedoch gehört, dass die Wellen hier besonders konstant und sanft sind. Fürs Surfen werden wir den Trubel des Touri-Hotspots schon vier Nächte ertragen, denken wir uns. Tjaaa, wie formulieren wir es diplomatisch? Die Wellen sind zwar tatsächlich so klasse wie beschrieben, aber der Surfspot ist einfach zu jeder erdenklichen Tageszeit (vor Sonnenaufgang bis nach Sonnenuntergang) gnadenlos überfüllt. Anns Ding ist das überhaupt nicht, zumal sie auch noch gesundheitlich angeschlagen ist und Max erkämpft sich zwar tapfer die Wellen, aber Spaß ist anders.

Sonnenuntergang in Weligama

Die Partyszene ist ebenfalls nicht unser Ding, aber immerhin gibt es einige kleine, lokale Restaurants in denen wir gut essen. Unser Hotel ist ebenfalls gut und so haben wir immerhin einen entspannten Rückzugsort. Tagsüber machen wir, um Weligama zu entfliehen, an den zwei Tagen Ausflüge nach Galle und nach Midigama. Mit dem Bus fahren wir die Küste hoch nach Galle und schauen uns die alte Hafenstadt mit niederländischen Fort aus der Kolonialzeit an. Das Städtchen ist auch wirklich hübsch, wenn auch leider kein lokales Lebenszeichen in der Altstadt mehr ausgemacht werden kann. In jedem Gebäude existieren ausschließlich kleine Boutiquen, Touri-Restaurants und Souvenir-Shops. Trotzdem können wir nicht abstreiten, dass die Szenerie in Galle wirklich sehr pittoresk ist. Für ein paar Stunden abseits vom Strand ist Galle jedenfalls ein gutes Ausflugsziel.

Unser zweiter Ausflug raus aus Weligama führt uns zu dem bekannten Surfspot Ram’s, der sich im Nachbarort Midigama befindet. Hier gibt es direkt gegenüber zwei kleine Cafés mit Panoramablick (über die Hauptstraße hinweg) auf den Profisurfspot. Wir trinken etwas und beobachten die Surfer, die sich an den schwierigen Wellen versuchen.

Anspruchsvolle Wellen am felsigen Surfspot

Anschließend fahren wir noch ein Stück weiter die Küste hoch nach Ahangama. Hier wollen wir als nächstes hin und nach dem Touri-Trubel in Weligama wollen wir sichergehen, dass der Kabalana Beach nicht genauso ist. Wir werden nicht enttäuscht und finden sogar spontan vor Ort ein günstiges Zimmer direkt am Strand, im Häuschen eines alten Ehepaars. Das Grundstück der beiden grenzt direkt an den Strand und liegt um die Ecke des Surfspots Kabalana Beach. Unsere liebenswürdigen Gastgeber werden ihr Grundstück und Haus allerdings bald verkaufen, so wie es bereits alle Nachbarn getan haben. Vor dem Tsunami 2004 hatten die beiden noch ein Gästehaus mit 8 Zimmern. Doch nach der Zertörung durch die Tsunamiwellen, sind es heute nur noch zwei Zimmer. Auf den Nachbargrundstücken sind bereits Hotels entstanden und obwohl der Kabalana Beach bisher noch von kleinen Strandbuden bewirtet wird, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch hier die austauschbaren Bars und Cafés im Bali-Style Einzug halten. An einem Smoothie für 5 Euro lässt sich einfach mehr verdienen und die ausländischen Investoren sind eher daran interessiert, den Umsatz zu maximieren, als die lokale Kultur und Arbeitsplätze zu erhalten. Während unserer Zeit in Kabalana kommen ausschließlich ausländische Interessenten vorbei, um sich das Grundstück anzuschauen. Momentan ist der Tourismus hier jedoch noch gut aushaltbar und wir genießen die Ruhe an unserem Strandabschnitt. Zum Surfen und zur Mittagszeit gehen wir um die Ecke an den Kabalana Beach, hier mieten wir eine der überdachten Liegen, bestellen Roti und nutzen den Surfboardverleih einer der kleinen Buden. Wir bleiben ganze Acht Nächte und wären sicher auch noch länger geblieben, wäre hier die Essensversorgung ohne Roller nicht so umständlich. Die Restaurants in den umliegenden Hotels sind nämlich doch eher teuer und der Weg in den Ortskern von Ahangama entlang der Hauptstraße ist abends umständlich bis gefährlich.

Strand vor unserem Homestay in Kabalana

Aus diesem Grund entscheiden wir uns für die letzten drei Nächte an der Südküste nochmal für einen Unterkunftswechsel. In Ahangama buchen wir ein Zimmer in einem kleinen Guesthouse mit Dachterasse und Blick auf das Meer. Der Strand direkt am Ortskern ist zugepflastert mit unzähligen, austauschbaren Cafés/Restaurants und Ann erlebt eine echte Enttäuschung als in keiner einzigen der Lokalitäten eine Kokosnuss aufzutreiben ist. Warum trinken die meisten Touristen lieber internationale Kaffeespezialitäten als die köstlichen Kokosnüsse, die es so nur hier gibt? Aber immerhin haben wir hier wieder kleine lokale Restaurants und können nochmal ausgiebig Roti, Reis und Curry genießen. Nach drei Nächten ist es nun Zeit, uns auf den Weg Richtung Colombo zu machen.

Blick von unserer Dachterrasse in Ahangama

Drei Tage vor unserem Rückflug nach Deutschland fahren wir also mit dem Zug entlang der Küste nach Colombo. Der Zug ist mal wieder völlig überfüllt und so wird auch unsere letzte Zugfahrt in Sri Lanka nicht wirklich entspannt. Als wir in Colombo ankommen, bestätigt sich unsere Vermutung, dass es in der Hauptstadt noch heißer als an der Küste ist. Wir fahren mit einem Tuktuk weiter nach Negombo, wo wir bereits zwei Nächte bei unserer Ankunft in Sri Lanka vor zwei Monaten untergekommen sind. Eine Nacht gönnen wir uns ein Hotel mit Pool und gehen in einem schönen Restaurant essen. Das Restaurant Koththamalli by Rohan interpretiert traditionell Sri Lankanische Gerichte modern und vegan und wir sind begeistert von den Kreationen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist auch ganz passabel und so gehen wir am nächsten Tag mittags nochmal dorthin. Danach ziehen wir für unsere letzte Nacht in Sri Lanka nochmal um, in das Homestay in dem wir auch zu Beginn waren.

Shehan freut sich uns wiederzusehen und wir erzählen ihm von unseren zwei Monaten in seinem Land. Dann heißt es, Abschied zu nehmen und es geht am späten Nachmittag zum Flughafen. Über Abu Dhabi fliegen wir nach Paris. Der Flug mit Etihad ist sehr bequem und wir haben nur einen kurzen Aufenthalt in Abu Dhabi, bevor es weiter nach Europa geht. Morgens um 7 Uhr landen wir dann in Paris und fahren mit dem ICE nach Frankfurt (also das war zumindest der Plan – die DB hat natürlich für Chaos gesorgt, aber das ist eine andere Geschichte).

Vielen Dank an dieser Stelle an alle treuen Blogleser: ihr bekommt eine Auszeichnung für zwei Jahre Durchhalten! Nun gönnen wir euch eine kleine Verschnaufspause und melden uns sicher bald mit spannenden Neuigkeiten zurück  – denn eins steht fest: vom Reisen haben wir noch lange nicht genug!

 Zur Feier des Tages gibt’s heute auch zwei neue Videos, die unsere Zeit in Sri Lanka dokumentieren:

Sri Lanka Part 1
Sei Lanka Part 2

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