Buenos Aires, Cordoba & Sommer in der Sierra Chica

Nach 3,5 Stunden Flug landen wir um 23:45 Uhr in Buenos Aires. Schon beim Landeanflug sehen wir die riesigen Ausmaße der Stadt mit über 15 Millionen Einwohnern in der Metropolregion. Wir haben ein Hostel in Flughafennähe gebucht und mit dem Taxi sind wir in nur 15 Minuten dort. Vom Flughafen Ezaiza ist es noch eine Stunde Fahrt bis ins Stadtzentrum, die Strecke können wir tagsüber günstiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen.

Am nächsten Morgen lassen wir es erstmal ruhig angehen und entscheiden spontan eine weitere Nacht in unserem Hostel außerhalb im Viertel Monte Grande zu bleiben. Der Grund dafür ist ein Imbiss auf dem Mercado Central, den wir aus der Netflixdoku „Streetfood Lateinamerika“ kennen. Da der Mercado Central mehr oder weniger in Flughafennähe ist, macht es Sinn dort von Monte Grande aus hinzufahren. Wir machen uns also mit Bussen auf den Weg und sind überrascht wie gut wir Durchkommen. Nach nur einmal umsteigen, sind wir schon nach 45 Minuten am Mercado Central. Unterwegs fragen uns immer wieder verwunderte Argentinier wohin wir, soweit abseits vom touristischen Zentrum, unterwegs sind. Als wir aussteigen wird uns auch klar warum – der Mercado Central ist kein gewöhnlicher Markt, sondern ein aus mehreren riesigen Hallen bestehender Großhandelsmarkt. Drum herum sind hohe Zäune und die Firmengelände verschiedener Logistik- und Lagerfirmen. Für Touristen ist das Gelände nicht wirklich gedacht und ausgeschildert ist deshalb auch nichts. Wir fragen uns also durch und nach einem Fußmarsch einmal quer durch fast alle Markthallen kommen wir zur Halle 3, in der sich der Imbiss „Las Chicas de la 3“ befindet. Anschließend werden wir umfangreich für unseren Einsatz belohnt und die Chicas bewirten uns super herzlich und nehmen sich die Zeit uns alle Speisen als Probiervariante nacheinander aufzutischen. Das Essen (verschiedene Sorten argentinischer Tortilla, gefüllt mit Käse und Spinat sowie Pizza und Empanadas) ist so lecker wie erwartet. Ann ist erleichtert, dass die Warteschlange hier nicht Mal ansatzweise so lang ist wie auf dem Markt in Bogota, der ebenfalls durch Netflix bekannt geworden ist.

Nachdem wir pappsatt sind, machen wir uns auf den Rückweg. In Buenos Aires sind es 30 Grad und wir müssen uns nach Patagonien und vorallem nach dem windigen und kalten Ushuaia, erstmal wieder an Hitze gewöhnen. Deshalb sind wir ganz froh nun wieder zurück in unser klimatisiertes Hostel zu können. Aber ganz so einfach macht es uns Buenos Aires dann doch nicht. Nachdem wir den Ausgang des Mercado Central gefunden haben, können wir nirgends die Bushaltestelle finden, an der unser Bus zurückfahren soll. Wir beschließen also eine Bushaltestelle weiterzulaufen, müssen aber feststellen, dass sich diese in einem eher ärmlichen Viertel befindet. In das Viertel wollen wir lieber nicht reinlaufen. Kurzfristig entscheiden wir uns also ein Uber zu nehmen und fahren zu einem Busterminal in Richtung unseres Hostels. Der Fahrer wundert sich wo wir herkommen und fragt, ob wir in Argentinien arbeiten und auf dem Markt beruflich einkaufen waren, von dem bekannten Imbiss hat er noch nie etwas gehört.

Als wir dann endlich im Bus mit der Nummer 306 sitzen sind wir erleichtert, jetzt auf dem richtigen Weg zu sein. Die Erleichterung hält allerdings nur kurz an, denn plötzlich biegt unser Bus einfach auf eine andere Route ab und endet irgendwann in einem weiteren ärmlichen Viertel. Hier wollen wir nicht aussteigen und fahren mit dem netten Busfahrer wieder zurück bis zur nächsten großen Straße in einem belebten Viertel. Wir haben inzwischen realisiert, dass es sechs verschiedene Busrouten mit der Nummer 306 gibt. Aber auch nach mehren Versuchen können wir nicht rausfinden, welche die richtige 306 für unser Hostel wäre. Alle Argentinier sind zwar super nett und fragen wo wir hin müssen, aber da es nichts Bekanntes in der Nähe unseres Hostels gibt, kann uns auch keiner sagen, wie wir dorthin zurückkommen. Das Bussystem wurde erst kürzlich geändert und so kennen fast alle nur ihre eigenen Strecken. Nachdem wir jetzt schon 2,5 Stunden erfolglos unterwegs sind, geben wir uns geschlagen und rufen uns ein weiteres Uber zurück zum Hostel. Immerhin haben wir es mit den günstigen 9 Cent Bussen schon soweit in die richtige Richtung geschafft, dass die Taxifahrt uns jetzt nur noch 3 statt 12 Euro kostet.

Am nächsten Tag fahren wir mit einem Uber zum Bahnhof, von dort nehmen wir erst einen Zug und steigen dann in die Metro zum Zentrum von Buenos Aires um. In direkter Nähe zum berühmten Obelisk lassen wir den Tag über in einem Hotel, in dem wir in drei Wochen mit Anns Eltern gemeinsam einchecken werden, unser gesamtes Gepäck. Netterweise dürfen wir unsere Sachen für den Tag dort lassen und können sogar einige Sachen, die wir in den nächsten Wochen nicht brauchen werden, dort zwischenlagern. Nur mit unseren Tagesrucksäcken schlendern wir so entspannt und ohne Ziel durch das Zentrum von Buenos Aires. Dabei fühlen wir uns sehr an Madrid erinnert, denn die Architektur und die vielen kleinen Cafeterías und Bars sind sehr ähnlich. Um der Hitze zu entfliehen kehren wir natürlich auch in eine der kleinen Cafeterías ein. Wir freuen uns schon darauf in ein paar Wochen mehr von Buenos Aires zu entdecken.

Buenos Aires, Zentrum

Abends nehmen wir dann den Nachtbus nach Córdoba. Die Nacht ist leider sehr unruhig, da der Bus oft hält und die Sitze nicht annähernd so bequem sind, wie in Peru. Dafür dauert die Fahrt immerhin nur 10 Stunden. Wir kommen morgens um 7 Uhr an und frühstücken erstmal am Terminal. Anschließend fahren wir zu unserem Hostel und können dort unser Gepäck abgeben. Wir dürfen dort aber leider nicht auf den Check in warten, also machen wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum. In Cordoba ist es noch heißer, als in Buenos Aires. Wir schlendern durch das historische Zentrum und suchen uns dann ein kleines Restaurant zum Mittagessen. Danach schlendern wir wieder durch die Gassen. Cordoba hat neben den Temperaturen auch architektonisch einige Gemeinsamkeiten mit seiner Mutterstadt, dem spanischen Cordoba. Endlich erhalten wir die Nachricht, dass unser Zimmer fertig ist und so kehren wir zurück zum Hostel. Wir sind erschöpft und legen erstmal eine Siesta in unserem Zimmer mit Klimaanlage ein. Am nächsten Tag machen wir die Free Walking Tour im historischen Zentrum. Es ist noch heißer als am Tag vorher und die 37 Grad sind nahezu unerträglich. Selbst im Schatten ist es heiß und jeder versucht die Sonne wo nur möglich zu meiden. Wir stehen die Stadtführung tapfer durch, aber danach verziehen wir uns schnell in ein klimatisiertes Restaurant. Nachmittags legen wir anschließend eine Siesta in unserem Hostel ein.

Am Abend machen wir uns dann auf den Weg in das hippe Stadtviertel Güemes, hier besuchen wir die Feria Artisanal (alternativer Markt mit Schmuck, Trödel und Kunsthandwerk). Wir schlendern durch die Gassen und bummeln entlang der kleinen Marktstände. Für Ann kaufen wir an einem der Stände einen schönen, aus Kupfer gefertigten Armreif, der gerade Mal 2,50€ kostet. Anschließend gehen wir zur Happy Hour in die Patagonia Brauerei, die Bergbilder an den Wänden erinnern uns an unsere tolle Zeit in Patagonien. In Güemes gibt es unzählige Restaurants und Bars, das Viertel ist der zentrale Punkt des Nachtlebens der Studentenstadt. Und Studenten gibt es in Cordoba viele – rund 200.000 Studenten sind an der ältesten Universität Lateinamerikas eingeschrieben. Nach dem Abendessen machen wir uns dann wieder auf den Rückweg zum Hostel. Das Bussystem in Cordoba ist zum Glück deutlich unkomplizierter als in Buenos Aires.

Historisches Zentrum Cordoba

Für den nächsten Tag haben wir kurzfristig entschieden einen Abstecher in die Sierra Chica (östlichste Bergkette der Sierras de Cordoba) nördlich von Cordoba zu machen. Wir haben eine Empfehlung für einen kleinen Ort bekommen, in dem es deutlich ruhiger zugehen soll, als in den Dörfern südlich von Cordoba. Januar ist nämlich der Ferienmonat schlechthin für die Argentinier und für Städter heißt das vor allem eins: raus aus der heißen Stadt und aufs Land. Als wir am Busterminal ankommen, scheint sich die Empfehlung direkt zu bewahrheiten – an den Ticketschaltern für die südlichen Dörfer gibt es unglaublich lange Warteschlangen. Unser Schalter für das nördliche Valle Hermoso ist komplett leer hingegen. Nach der Fahrt, die 2,5 Stunden dauert weil der Bus in so ziemlich jedem Dorf unterwegs mehrfach hält, nehmen wir ein Taxi vom Dorfplatz in Valle Hermoso zu unserer Unterkunft. Wir fühlen uns direkt wie im Urlaub, der Pool inmitten der grünen Gartenanlage trägt dazu nicht ganz unerheblich bei. Der Preis für unser Zimmer in der Posada war aufgrund eines Fehlers auf Booking.com viel günstiger als eigentlich beabsichtigt. Wir freuen uns natürlich darüber und genießen den Nachmittag am Pool. Obwohl es hier mit 30° Grad deutlich angenehmer als in Cordoba ist, sind wir froh uns im Pool erfrischen zu können.

Abends essen wir im kleinen Restaurant des Hotels mit überraschend fairen Preisen und sitzen bis 23 Uhr auf der Terrasse. Dabei beobachten wir außerdem das Treiben in der Gartenanlage. Hier gibt es einen großen gemauerten Grill für Gäste, den eine Familie in Beschlag nimmt. In der Gästeküche gibt es einen weiteren gemauerten Grill und im hinteren Bereich der Anlage noch mehrere kleinere Grills mit Picknickbänken. Für Argentinier ist Grillen einfach Lebensqualität und deshalb sind Grillmöglichkeiten in Ferienunterkünften mit vielen argentinischen Gästen Standardausstattung. Um 23 Uhr ist immer noch kein Fleisch auf den Tellern der Familie, aber immerhin riecht es solangsam vielversprechend. Wir entscheiden uns noch eine zweite Nacht im Hotel zu bleiben, damit wir am nächsten Tag noch eine Wanderung in der Sierra Chica machen können.

Gesagt, getan machen wir uns nach dem Frühstück am nächsten Morgen auf zu einer Wanderung im Reserva Natural Vaquerias. Wir können die Wanderung direkt ab unserem Hotel beginnen, da der Eingang des Reservas nur etwa 2 Kilometer entfernt liegt. Hier kombinieren wir zwei Wanderungen, die zu zwei verschiedenen Wasserfällen führen und uns über einen Rundweg mit schönem Ausblick über das Valle Punillas wieder zurück führen. Nachdem wir uns an der Rangerstation registriert haben, geht es auf den schmalen Wanderpfaden entlang ausgetrockneter Flussbetten und durch Wälder. Die Wasserfälle sind eher dünne Rinnsale, da es zu lange nicht geregnet hat, aber es reicht für ein nettes Schwimmloch in dem Ann sich kurz abkühlt. An dem zweiten Wasserfall verzehren wir unser mitgebrachtes Mittagessen. Wir genießen es wieder in der Natur zu sein und sehen sogar eine Schlange, die schnell im Dickicht verschwindet. Das Reserva Natural Vaquerias ist ein Mix aus trockener, felsiger Vegetation und undurchdringlichem Dickicht – in der Rangerstation konnten wir bereits einen Blick auf die Hinweise zu den hier lebenden Skorpion-, Spinnen- und Schlangenarten werfen. Da bleibt man besser auf den Wanderpfaden und übt sich in Geduld auf die richtige Abzweigung, wie vom Ranger beschrieben, zu warten. Die Wege im Reserva sind weder auf Maps.me, noch der Wanderapp AllTrails vorhanden. Dank der Beschreibung des Rangers und vorhandenen Wegweisern kommen wir jedoch ohne Probleme wieder zum Eingang des Reservas, wo wir uns beim Ranger wieder auschecken. Unsere Wanderung heute war nur 10 Kilometer, aber bei der Wärme ist es doch genug und so genießen wir einen entspannten Nachmittag am Pool.

Wanderung im Reserva Natural Vaquerias

Abends machen wir uns auf den Weg runter ins Dorf, um 21 Uhr soll die beste Parilla (Grillrestaurant) des Ortes öffnen. Als wir ankommen ist jedoch alles dunkel und alle Stühle und Tische sind weggeräumt. Es sieht nicht so aus, als ob die Parilla heute noch öffnet und selbst wenn, wären wir verhungert bis der Grill dann endlich angefeuert wäre. So entscheiden wir uns nach etwas anderem Ausschau zu halten und kehren mangels großer Auswahl in einer anderen kleinen Parilla ein. Wir bestellen eine Grillplatte für zwei, die auch ganz gut ist. Die Beilagen und Getränke sind allerdings leider völlig überteuert. Naja immerhin hatten wir so, wie es für einen typisch argentinischen Ausflug aufs Land dazu gehört, doch noch eine Parilla.

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