The big Flores Roadtrip

Wie jeder auf einer Landkarte nachvollziehen kann, ist Flores eine ziemlich längliche Insel. Dazu kommt die Tatsache, dass es nur eine lange Straße von West nach Ost gibt, an der alle wichtigen Orte der Insel liegen. Das gibt dem Reisenden das Gefühl eines echten Roadtrips. Tatsächlich könnte man im Westen, in Labuan Bajo, ein Motorbike mieten und ganz entspannt in mehreren Tagen die Insel abfahren. Diese Variante haben wir allerdings zum Glück nicht gewählt, da man das Bike natürlich wieder zurück bringen muss und die Straße zwar schön aber auch ziemlich beschwerlich zu befahren ist. Man könnte in diesem Zusammenhang auch von Entschleunigen reden, ist doch die durchschnittliche Geschwindigkeit des, mit einem gesunden Menschenverstand gesegneten, Fahrers von Vehikeln jeglicher Art etwa 30 km/h. Wir haben uns die Insel also etappenweise erschlossen, was abwechselnde Tage mit vierstündigen Busfahrten und Tage voller Motorbikekilometern zum Erkunden der noch kleineren und noch beschwerlicheren Nebenstraßen bedeutete. Hört sich jetzt alles sehr beschwerlich an, war aber super.

Nun aber genug des Geschwafels, kommen wir zum ersten Stop nach Labuan Bajo, Ruteng. Nicht viele Touristen halten hier, da allerdings eine Weiterfahrt unter anderem acht Busstunden an einem Tag bedeutet hätte, haben wir diesem sehr ländlichen auf einem Hochplateau gelegenen Ort eine Chance gegeben. Unter gekommen sind wir bei einer netten Japanerin und ihrem Chinesisch-indonesischen Mann, die uns mit guten Englischkenntnissen alle touristischen Möglichkeiten der Umgebung präsentiert haben. Da es bei unserer Ankunft noch früh war, fuhren wir per Bemo (ein Überlandangkot, der aufmerksame Leser weiß Bescheid) nach Cancung um die Spiderwebfields zu bewundern:

Im Bemo hat uns der Fahrer für den übernächsten Tag in sein Dorf eingeladen, um einer Zeremonie des lokalen Stammes, der Manggarai, beizuwohnen. Wir haben uns natürlich sehr gefreut einen echten Caci (Peitschenkampf) zu sehen. An besagtem Tag allerdings erreichte uns, bevor wir uns auf den Weg zum Dorf machen wollten, eine Sms, dass die Zeremonie abgesagt wurde. Alles klar, kann passieren… Also sind wir weiter nach Bajawa. Am Tag zuvor jedoch haben wir uns noch die Ausgrabungsstätte Liang Bua des Homo Florensis angesehen, der ehemalige Bio-LKler mag sich erinnern, allen anderen sei Google nahegelegt. Außerdem ließ ich mir nicht die Gelegenheit eines Wasserfallfotos am Canca Tengku Lese nehmen. Ann hatte am Ende des wunderschönen Weges durch Reisfelder vor eine interessanten Brückenkonstruktion aus PVC-Rohren kapituliert. Zum Glück konnte man den Wasserfall auch aus der Ferne schon bewundern.

In Bajawa sind wir bei Marselino in seinem Homestay untergekommen. Das etwas gewöhungsbedürftig nach totem Tier im Abfluss riechende Bad wurde hier durch die Sauberkeit des Zimmers sowie die Freundlichkeit des Gastgebers kompensiert. Drei Tage lang hat er uns gemeinsam mit anderen für kein Geld mit dem Auto durch die Gegend kutschiert und uns traditionelle Ngada-Dörfer (der lokale Volksstamm), Heiße Quellen inklusive 5L Tuak (5%iger gegorener Palmsaft) , einen geheimen Strand nebst Camping und Thunfischgrillen, noch ein Dorf und seine Familie gezeigt. Zweifelsohne war Bena das eindrucksvollste der Dörfer. Das lag aber nicht am Dorf selbst, sondern an den interessanten Ritualen während der Einweihung eines restaurierten Hauses, die Ann in einem gesonderten Beitrag schildern wird. Aber auch Belaraghi konnte auf Grund der einsamen Lage mitten in den Bergen an einen Hang gebaut mit Blick ins dicht bewaldete Tal überzeugen. Zum Campen am Strand brauche ich glaube ich nicht viel zu sagen. Außer vielleicht, dass wir auf dem Weg zu diesem wirklich abgelegenen Strand einen super Thunfisch frisch vom Fischer gekauft haben, der auf einem Lagerfeuer gegrillt uns fünf satt gemacht hat. Runter gespült haben wir diese Köstlichkeit mit Arak (Palmschnaps) einer lokalen Destillerie, der trotz seiner zarten 40% trinkbar wie Wasser war. Am nächsten Tag waren wir bei Marselinos Familie zum Essen eingeladen, wo man natürlich zu meinem Leidwesen auch Arak zum wieder frisch gegrillten Fisch gereicht bekam. Den kann man natürlich nicht ablehnen, auch wenn es dieses mal die Version mit 25% war, die mir noch zu viel der Fruchtsüße inne hatte. Die anwesenden Freunde unseres Gastgebers haben allerdings gut zugelangt, was darin mündete, dass Mr. Aris(toteles) nach anfänglichem Befremden über Anns und meine unterschiedlichen Konfessionen eine Art vorhochzeitsritual vollzog. Grundlage war unser Versprechen, nach einer möglichen Hochzeit zurück zu kommen und traditionell im Stile der Ngada zu heiraten. Was das heißt, sei dem Benaartikel zu entnehmen. Mr. Aris würde sogar Kraft seines Amtes als Büffelzüchter einen solchen zur Verfügung stellen. Na mal sehen…

Am nächsten Tag ging es dieses mal in einem Shared car, was man sich als Mitfahregelegenheit vorstellen muss, nur dass das Auto rappelvoll ist, in 3 Stunden nach Ende. Hier ist nicht viel zu sagen, außer dass Ann ihre erneut auf der Strecke gebliebene Sonnenbrille und zwei zerissene Hosen ersetzen konnte. Deshalb ging’s nach einer Übernachtung schon weiter nach Moni.

Dort haben wir den teuersten Roller aller Zeiten angemietet, um die Umgebung zu erkunden. Nach einem Bad in einem durch eine heiße Quelle lauwarmen Wasser unter einem Wasserfall sind wir die Bergetappe auf den Kelimutu angegangen, wurden allerdings nach ein paar Metern von heftigem Regen gestoppt. Also hieß es umdrehen und zurück zum Ort, wo von Regen nichts zu spüren war. Typisch indonesisch haben wir die Zeit also bei einem Kaffee tot geschlagen, bis wir uns an einen zweiten Versuch gewagt haben. Da es mittlerweile schon kurz vor dem Sonnenuntergang war, hatten die Nationalparkwächter schon Feierabend. So konnten wir also ohne jegliche andere Menschen und um 20 Euro (der Eintritt) reicher als gedacht den Sonnenuntergang bei den berühmten Kraterseen genießen. Am nächsten Tag gab’s das ganze noch mal andersrum als Sonnenaufgang, wie es sich für den guten Florestouristen gehört, natürlich mit Eintritt. Meiner Meinung nach war es das frühe Aufstehen wert, Ann sieht das etwas anders, ihr hat der Sonnenuntergang besser gefallen. Ich hoffe die Bilder unterstreichen meine Meinung…


Im Anschluss ging’s wieder bergab zum Frühstück und in den Bus, der uns die Küstenstraße weiter ostwärts zum bekannten aber wenig besuchten Pantai Koka brachte. Hier kamen wir auf Anraten eines Indonesiers aus Ende bei Blasius Woda und seiner Familie in deren Strandhaus unter. Das war wohl das bisher originalste Homestay mit wenig mehr Luxus als die Familie selbst genoss (ein eigenes Zimmer und eine Matratze auf dem Boden). Eine Speisekarte gab’s nicht, gegessen wurde was auf den Tisch kommt wie bei Muttern, passend dazu gab’s Tomatensalat als Beilage. Nach dem Preis zu fragen haben wir uns gutgläubig verkniffen, unser Vetrauen wurde beim Bezahlen am nächsten Tag auch nicht erschüttert – so günstig kommt man selten an gegrillten Fisch mit allerlei köstlichen Beilagen.

Am nächsten Tag gings, gefühlt einige Kilo schwerer, schon weiter. Dieses mal ließen wir uns von Busfahrer bei einem Freund von Blasius in dessen Bungalowanlage östlich von Maumere raus werfen. In deutlich größerem (die Anlage umfasst insgesamt etwa 9 Bungalows) und dementsprechend etwas unpersönlicherem Stil mit kleinem Restaurant versorgt die Besitzerfamilie hier nicht weniger offenherzig ihre Gäste. Mangels Alternativen zum Essen kam man an der Gemeinschaftstafel schnell mit den anderen Gästen ins Gespräch, während man tagsüber gemütlich mit Meerblick am Bungalow oder am schmalen Strand entspannen konnte. Diese gemütliche Atmosphäre aus Gesprächen beim Essen und Entspannung hat uns doch glatt unsere letzten sechs Tage auf Flores dort im Lenas House festgehalten. Immerhin haben wir uns nicht nur dem Faulenzen hingegeben, sondern auch eine zweitägige Motorradtour mit Übernachtung in Larantuka im äußersten Osten von Flores unternommen. Zu Larantuka selbst gibt’s an sich nix zu sagen, folgt man jedoch der nördlichen Küstenstraße und nicht der Trans Flores Route dorthin, kommt man an wunderschönen und absolut einsamen Stränden vorbei. Vielleicht hat das ja was damit zu tun, dass sich die Straße einmal mehr nicht wirklich Straße nennen dürfte. Selbst Schotterweg trifft es nicht exakt… Jedenfalls schienen die Kinder aus dem kleinen Dorf in Strandnähe noch nie Weiße gesehen zu haben, es hat nicht mal für das übliche „Hey Mistah“ gereicht während sie uns beim Baden und umziehen beobachtet haben. Auf dem Rückweg haben wir also die Hauptstraße genommen. Gott sei dank könnte man sagen, ist uns doch die Kette gerissen, die 3 Jungs in etwa anderthalb Stunden wieder repariert haben, nachdem sie in die Werkstatt ihres Onkels kurzerhand eingebrochen sind.

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Ein Gedanke zu “The big Flores Roadtrip

  1. Ihr Lieben,

    das sind ja wieder wunderschöne Bilder und alles sieht sehr abenteuerlich aus. Hier scheint nun in einem hohen Tempo der Herbst direkt in den Winter überzugehen. Nächste Woche soll es Minustemperaturen und Schneefall geben. Genießt noch das angenehme Klima und das wunderschöne Wasser mit entsprechend schönen Stränden.

    Seid umarmt und gedrückt

    Karin und Adrian

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