Nach dem Umsteigen in Rio de Janeiro müssen wir nur noch knapp anderthalb Stunden Bus fahren. Gegen Ende der Fahrt schlängelt sich die, an den Seiten von dichtem Grün bewachsene, Straße immer höher in die Berge bis wir die höchste Stelle erreichen. Hier befindet sich ein großer Aussichtspunkt, der von Menschenmassen bevölkert ist. Und das zu Recht. Der Horizont färbt sich rot und orange und pink und im Vordergrund erheben sich majestätisch die Orgelberge, für die Teresopolis bekannt ist. Es ist schade, dass wir aus dem Bus heraus nur einen Blick erhaschen können, aber wir bleiben hier drei Nächte und werden bestimmt genug Gelegenheit finden, die Berge zu bewundern. Am Terminal angekommen, begeben wir uns zunächst zum nahen Supermarkt. Dabei müssen wir aufpassen, mit unseren großen Rucksäcken nicht die Regale leer zu räumen. Wir brauchen aber auch nur Tiefkühlpizza für ein simples Abendessen und sind daher schnell wieder draußen. Per Uber bzw. 99, der günstigeren Alternative, geht’s zu unserer Unterkunft. Wir haben über Airbnb ein Zimmer in einem auf einem Hügel gelegenen Haus gebucht. Wir sind froh, nach der Odyssee per Fähre und zwei Bussen endlich angekommen zu sein. Berenice begrüßt uns im Airbnb sehr nett und hilft uns, die Pizzen zuzubereiten, bzw. den Gasofen korrekt einzustellen. Dieser ist ziemlich langsam, aber das Gespräch mit Berenice und ihrer krank auf der Couch liegenden Schwiegertochter verkürzt die Wartezeit. Nebenbei bekommen wir noch gute Tipps für Wanderungen, die wir in den nächsten zwei Tagen angehen werden.
Leider ist für unseren ersten Tag nicht so tolles Wetter angesagt und außerdem ist es der letzte Tag eines langen Wochenendes. Also entscheiden wir, nur zu dem Viewpoint am Ortseingang, an dem wir gestern schon mit dem Bus vorbeigefahren sind, zu fahren. Dort angekommen sehen wir nicht viel. Die Berge, die gestern noch so klar zu sehen waren, sind heute Wolken verhangen. Gleich nebenan beginnt zum Glück eine Wanderung auf einen 200m hohen Felsen, die nicht so bekannt ist. Also versuchen wir, dem Trubel am Aussichtspunkt zu entkommen und kraxeln den steilen und ausgewaschen Pfad hinauf. Der Pfad wird immer schlechter, aber Max steigt bis zu einem Aussichtspunkt ganz oben hinauf, wird jedoch enttäuscht. Die Wolken haben sich immer noch nicht verzogen. Also steigt Max wieder ab zu Ann und wir kraxeln gemeinsam runter. Anschließend probieren wir noch ein weiteres Mal zum ersten Viewpoint zu gehen und siehe da, der Grossteil der Wolken hat sich tatsächlich verzogen. Majestätisch schälen sich aus den verbliebenen Wattebäuschen die Säulen der Orgelberge wie gigantische Orgelpfeifen. Der Anblick wirkt fast unwirklich schön, allen voran der Finger Gottes. Wie ein erhobener Zeigefinger ist dieser Berg geformt. Einzigartig! Daneben wirken die eigentlich ebenso imposanten übrigen Berge fast schon marginal. Anschließend laufen wir wieder in die Stadt und schlendern über einen Markt, der an diesem langen Wochenende im oberen Teil der Stadt aufgebaut ist. Nach einem Mittagessen gehen wir weiter die etwa Sieben Kilometer lange Hauptstraße entlang auf der Suche nach einem Supermarkt. Leider scheinen diese in Teresopolis Sonntagsnachmittags zu schließen. Irgendwann finden wir jedoch einen kleinen Markt und können zumindest Brot, Käse und Kuchen zum Abendessen kaufen. Die letzten drei Kilometer zur Unterkunft lassen wir uns mit einem 99 bringen. Dort ist noch Zeit für einen Sonnenuntergangssprung in den kalten Pool. Ein gelungener Tag!

Am nächsten Morgen wollen wir im eigentlichen Nationalpark der Orgelberge wandern. Und wir haben Glück: nicht nur ist unser Plan aufgegangen, die Besuchermassen durch einen Besuch am Montag zu vermeiden, sondern auch das Wetter ist heute perfekt. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Also geht’s per 99 zum Eingang des Parks, von dem aus wir unseren 11 Kilometer langen Rundweg starten. Nach 400 Höhenmetern und fünf Kilometern Distanz haben wir erst eine Handvoll Menschen getroffen und erreichen etwas verschwitzt ob der hohen Luftfeuchtigkeit im atlantischen Regenwald einen Aussichtspunkt. Von hier haben wir nochmal eine bessere Sicht auf die Orgelberge als gestern. Insbesondere, da heute keine Wolken die Sicht verdecken. Nachdem wir die Sicht eine halbe Stunde genossen und den mitgebrachten Kuchen gegessen haben, wandern wir weiter. Wir hatten den Aussichtspunkt die ganze Zeit für uns alleine! Anschließend wandern wir noch weiter zu zwei weiteren Aussichtspunkten. Max sieht Mal wieder keine Tiere, Ann hat wieder Glück und sieht eine grüne Schlange und einen kleinen Affen. Nach dem Rundweg mit den Aussichtspunkten wollen wir noch ein Stück weiter in den Nationalpark hinein laufen, denn es gibt noch einen Baumwipfelpfad. Auf diesem Plankenweg in luftiger Höhe hat man deutlich bessere Chancen, Tiere oben in den Bäumen zu sehen. Leider ist der Weg jedoch geschlossen. Also kürzen wir unsere 14 Kilometer Wanderung um diese drei Kilometer und springen noch in einen Naturpool, der sich im Flüsschen gebildet hat, dass sich entlang des Rückweges schlängelt. Eigentlich könnte man hier auch super eine Runde schwimmen, aber das Wasser ist wirklich kalt. Immerhin für eine Abkühlung ist es perfekt. Für mehr haben wir auch leider keine Zeit, sagen zumindest unsere Mägen. Wir müssen nämlich auch wieder zwei bis drei Kilometer in Richtung Ort laufen, um etwas zu essen zu finden. Wir bekommen noch gerade so Reste bei einem Mittagsbuffett. Das ist dieses Mal zwar nicht besonders lecker, aber dafür günstig. Ansonsten wird es nämlich hier in Brasilien doch schnell recht teuer für unsere Verhältnisse. Den Nachmittag verbringen wir am und im Pool, lesen in der Sonne und arbeiten an den neuen Videos.

Am nächsten Tag packen wir ein letztes Mal unsere Sachen und begeben uns ein letztes Mal zum Busterminal, um ein letztes Mal mit einem Bus in Südamerika zu fahren. Es geht nach Rio de Janeiro, dem letzten Stopp unserer großen Tour durch Südamerika. Leicht wehmütig besteigen wir den Bus und verbringen die zwei Stunden Fahrt damit, unsere letzten vierzehn Monate Revue passieren zu lassen. Außerdem schafft Ann es, unser vorvorletztes Video fertig zu stellen und deshalb können wir es euch hier auch zur Verfügung stellen: