Von São Paulo aus nehmen wir morgens früh um 8 Uhr einen Bus nach Paraty, zurück an die Küste. Zunächst fahren wir eine ganze Weile durch das riesige Metropolgebiet São Paulos. Aber schließlich lassen wir auch die letzten Hochhäuser und ärmlicheren Siedlungen hinter uns und die kurvige Straße wird nur noch vom grünen Dschungel flankiert. Wir fahren hinunter zur Küste und der Bus bummelt gemütlich entlang der Küstenstraße. Das gibt uns ausreichend Zeit, die Aussicht zu bewundern – von dichtem Dschungel bewaldete Berge reihen sich aneinander entlang der Küste und bieten einen schönen Kontrast zu dem blau leuchtenden Meer. Nach ungefähr Sechs Stunden kommen wir in dem kleinen Küstenort Paraty an.
Beim Check-In in unserer Unterkunft für die erste Nacht erfahren wir, dass gerade das Bourbon Music Festival in der Altstadt Paratys stattfindet. Wir ziehen los und in der Stadt herrscht tatsächlich reger Trubel und es gibt verschiedene Bühnen mit kostenlosen Konzerten. Bevor wir uns dazu gesellen, schlendern wir zunächst allerdings durch die Altstadt. Paraty ist wirklich ein hübsches Kolonialstädtchen und anders als in den anderen Südamerikanischen Ländern, wurde der Kolonialstil hier von den Portugiesen und nicht von den Spaniern geprägt. Das ohnehin hübsche Straßenbild gefällt uns sogar noch besser, als wir die Spiegelungen der bunten Häuserfronten in großen Pfützen inmitten des groben Kopfsteinpflasters entdecken. Nach unserer Erkundungstour kehren wir in einer Bar auf dem Hauptplatz ein und gönnen uns hier einen Caipirinha und Bier. Dabei lauschen wir der Musik eines Gitarristen auf der nahe gelegenen Bühne. Außerdem beobachten wir den vorbeiziehenden Menschenstrom. Die Brasilianer stehen einfach auf knallige Farben und Ann sieht unendlich viele schöne Sommerkleider. Das Accessoire des Tages ist allerdings der Caipirinha oder wahlweise Cachaça, denn Brasilianer scheinen auch gerne zu trinken. Diese Vermutung wird sich auch noch bei weiteren Gelegenheiten bestätigen und so haben wir von den Brasilianern den Eindruck, ein lebenslustiges, gerne tanzendes und vor allem viel feierndes Volk zu sein.

Paraty ist bekannt für eine eigene Cachaça Sorte (Gabriela 33), die wir natürlich auch probieren. In Deutschland gibt es, soweit wir wissen, nur Pitu, den man besser nicht pur trinkt. Aber in Brasilien gibt es verschiedenste Cachaça, die man hier tatsächlich nicht nur im Caipirinha, sondern auch sehr gut pur als Schnaps trinken kann. Letzten Endes ist Cachaça auch nur ein Zuckerrohrschnaps, für den es wohl weltweit die unterschiedlichsten Bezeichnungen gibt. Die bekannteste ist zweifelsohne Rum. Abends gehen wir zur Hauptbühne und werden Zeuge, dass die Brasilianer auch nach einem bereits feuchtfröhlichen Nachmittag, abends immernoch zum Feiern ausgelegt sind. Die Musik ist nicht ganz unser Geschmack, aber die Brasilianer singen sehr textsicher mit.
Am nächsten Tag ziehen wir in eine Unterkunft in einem Viertel näher am Strand um. Das Viertel liegt zu Fuß knapp 20 Minuten außerhalb vom Zentrum und ist über eine Brücke mit Paraty verbunden. Mit Sack und Pack beladen wandern wir durch die heiße Sonne, immer mit der Aussicht auf ein erfrischendes Bad im Meer vor Augen, wenn wir am Ziel sind. Der Strand von Jabaquaba ist auch wirklich ganz schön, aber das besondere hier ist das Panorama der Bucht. Man hat einen perfekten Blick auf die Silhouetten imposanter Berge, die komplett mit grünem Dschungel bedeckt sind und sich direkt hinter dem tiefblauen Meer erheben. Viel tropischer kann es nicht werden und wir sind überrascht wie klischeehaft Brasilianisch dieser Ausblick hier ist. Wir bleiben den ganzen Tag am Strand, nur mittags kehren wir in einem kleinen Restaurant mit Mittagsbuffet (mit Bezahlung nach Gramm) ein, das ist meistens die günstigste Option in Brasilien. Nach dem Essen gehen wir zurück an den Strand und suchen uns einen Platz im Schatten. Es ist heute so heiß, dass selbst das Meer lauwarm ist. Abends schauen wir uns noch den Sonnenuntergang über der Bucht an und sehen zu, wie die Berge schließlich im rotgefärbten Himmel eintauchen und in der Nacht verschwinden. Manche Momente würde man gerne für immer einfrieren.

Am nächsten Tag erleben wir noch weitere dieser Momente. Von Anns Eltern hat Max zum Geburtstag eine Bootstour geschenkt bekommen und diese machen wir heute. Von Paraty aus geht es mit einem Boot für knapp 30 Passagiere zu verschiedenen kleinen Inseln und zwei schönen Stränden. Bei den Stopps zum Baden nutzen wir das SUP, springen vom Boot in das türkise Wasser oder schwimmen einfach die wenigen hundert Meter rüber zu einem Strand. Die Inseln sind wie gemalt – grüner, hügeliger Dschungel, türkises Wasser und ein paar malerische Felsen. Zwischen den Stopps genießen wir an Board Drinks und ein sehr gutes Mittagessen und entspannen auf einer Liegefläche. Während der Fahrt von einem Stopp zum nächsten sehen wir dann auch noch eine riesigen Schule Delphine an uns vorüber ziehen. Wir haben Glück und auf unserer Bootseite springen die Delphine sogar ganz nah zum Boot aus dem Wasser. Als die Sonne beginnt unterzugehen, laufen wir wieder in Paraty ein. Das Berg- und Dschungelpanorama hinter der Stadt ist wunderschön und im späten Nachmittagslicht leuchten die Berge in verschiedenen Blautönen. Als wir zurück in der Unterkunft sind, beginnt es zu regnen. Der Tag hätte nicht perfekter sein können!

Wir könnten locker noch länger in Paraty bleiben, aber unser Rückflugdatum nach Deutschland rückt unaufhaltsam näher und unser nächster Stopp klingt auch einigermaßen vielversprechend. So stehen wir früh auf, um einen frühen Bus nach Angra dos Reis zu nehmen. In der Küstenstadt zwischen São Paulo und Rio legen nämlich die Boote zur Ilha Grande ab. Eine Dschungelinsel mit einigen Wanderwegen und vielfach gelobten Stränden – das lassen wir uns natürlich nicht entgehen! Als wir in Angra ankommen, erfahren wir, dass die öffentliche Fähre nur am Wochende mittags fährt und wir noch über drei Stunden bis zur Nachmittagfähre warten müssen. Zähneknirschend entscheiden wir uns für das deutlich teuerere stündliche Speedboot. Immerhin ist das Zodiac deutlich schneller und so sind wir in einer halben Stunde auf der Ilha Grande. Der Blick beim Einlaufen in den Hafen ist spektakulär, so als wollte die Ilha Grande ihren Besuchern direkt klarmachen wer sie ist. Hinter dem kleinen Hauptort Abraão erhebt sich eine mächtige Bergkulisse, natürlich mit Dschungel bewachsen und mit einem Gipfel in Form eines Adlerkopfes oder Papageien, wie Ann findet.

Wir haben das Hostel im Hauptort für drei Nächte gebucht und so verlieren wir nach unserer Ankunft keine Zeit, die Gegend zu erkunden. Wir laufen entlang eines Küstenweges, der zu zwei kleineren Stränden führt. Leider sind die Strände auf der Insel fast alle sehr stark gezeitenabhängig und nachmittags fast vollständig überflutet. Wir kehren zurück zum Hauptstrand des Ortes und setzen uns in eine der Strandbars. Strandbar ist hier wörtlich zu nehmen – unser Tisch im Sand wird immer mal wieder von den Wellen umspült und wir genießen mit den Füßen im Sand den Ausblick über den Strand, den Dschungel und die Berge. Uns gehen so langsam die Adjektive zum Beschreiben der Landschaft aus, also schaut euch gerne die Bilder auf Polarsteps und Instagram an.
An unserem ersten vollen Tag auf der Insel wandern wir nach dem Frühstück los zu einem Wasserfall im Dschungel. Der Wasserfall Cachoeira da Feiticeira liegt zu Fuß nur etwa 6 km von Abraão entfernt, aber da es die meiste Zeit relativ steil bergauf geht und die Luftfeuchtigkeit im Dschungel ziemlich hoch ist, fühlt es sich weiter an. Die meisten Touristen nehmen ein Boot zu einem Strand, von dem es von der anderen Seite kommend nur etwa 20 Minuten zu Fuß zum Wasserfall sind. Wir haben den Dschungel also für uns und sehen neben einer riesigen Spinne am Wegesrand viele Schmetterlinge und sogar die hier beheimateten Büscheläffchen. Leider sind diese relativ scheu und springen davon, als sie uns bemerken. Dafür begleiten uns beständig die Rufe der Äffchen, so als wollten sie mit uns Verstecken spielen. Der Wasserfall ist ziemlich schön und auf jeden Fall einen Besuch wert. Zum Baden zieht es uns nun allerdings hinunter zum gleichnamigen Strand. Hier sind die anderen Besucher per Taxiboot angekommen, aber da es noch früh ist, ist am Strand nicht viel los. Wir genießen das erfrischend kühle und türkis schimmernde Meer und picknicken im Schatten.

Als der Strand mittags wegen der Flut immer schmaler wird, machen wir uns auf den Weg zu einer zweiten Wanderung. Vom Strand aus wandern wir noch in die andere Richtung über einen Hügel rüber zu einem kleinen Dorf. Der Strand Feiticeira gefällt uns allerdings besser und so machen wir uns nach einer kurzen Trinkpause wieder auf den Rückweg. Auf halber Strecke stutzen wir, sind wir hier tatsächlich her gekommen? Quer über dem Weg liegt ein dicker Ast, der den Weg versperrt. Wir sind uns jedoch sicher, die richtige Abzweigung genommen zu haben und erkennen den Pfad auch wieder, der Ast muss also nach uns runter gekommen sein. Wir zwängen uns am Ast vorbei und kurz darauf kommen wir auch an dem Bachlauf an, den wir auf dem Hinweg auf Steinen überquert haben. Zurück am Strand, vertreiben wir uns die Zeit mit ein paar weiteren Baderunden bevor wir um 17 Uhr das Taxiboot zurück nach Abraão nehmen.
An unserem letzten Tag auf der Ilha Grande wollen wir einen besonderen Strand besuchen. Der Praia Lopes Mendes soll zu der von der New York Times gewählten Top 10 der schönsten Strände weltweit gehören. Wir sind gespannt und so nehmen wir morgens ein Taxiboot zum Nachbarstrand Praia do Pouso. Von hier gehen wir das letzte Stück zu Fuß, denn die Bucht vor Lopes Mendes ist für die Boote aufgrund der wilden Brandung nicht zugänglich. Der Weg führt wieder durch den Dschungel, es sind allerdings viel mehr Menschen als gestern unterwegs. Wir überholen schnellen Schrittes, wollen wir doch so viel Zeit wie möglich am Strand verbringen, bevor die Flut gegen halb 3 ihren Höchststand erreicht. Als wir am Strand ankommen, sind noch nicht viele Leute da und wir genießen erstmal das Panorama. Der Strand ist wirklich sehr schön, der schönste den wir in Brasilien bisher gesehen haben auf jeden Fall. Aber in unsere persönliche Top 10 schafft er es leider nicht. Wir verbringen entspannte Stunden am Strand und planschen zur Abkühlung im flachen Wasser. Mehr ist nicht möglich, da es hier nicht ungefährliche Strömungen gibt und wir sehen sogar wie die Lifeguards ausrücken um gleich drei Schwimmer, die sich zu weit hinaus gewagt haben, zurück an den Strand zu helfen. Eigentlich ist der Strand auch zum surfen bekannt, aber heute sind die Wellen zu kabbelig. Ein paar sehr gute Surfer versuchen sich weit draußen, geben jedoch alle nach kurzer Zeit wieder auf. Die Wellen krachen immer kraftvoller runter und die Lifeguards pfeifen konstant Leute wieder zurück ins flachere Wasser.
Nach einem weiteren Picknick am Strand machen wir uns gegen 14 Uhr auf den Weg zurück zu dem Strand, wo wir angekommen sind. Hier ist das Wasser komplett ruhig und wir lassen uns auf dem Rücken liegend treiben, bevor wir uns ein letztes Mal von der Sonne trocknen lassen.
Mit dem Boot geht es dann zurück nach Abraão und hier gönnen wir uns an unserem letzten Abend auf der Insel nochmal ein Bier bzw eine Kokosnuss in einer der Strandbars, pünktlich zum Sonnenuntergang. Leider heißt es schon Abschied nehmen, die Insel gefällt uns unglaublich gut. Die tropische Natur, der Kontrast aus Bergen und Stränden. Die Ilha Grande ist einfach ein ganz besonderer Ort!
An unserem Abreisetag nehmen wir morgens die 10 Uhr Fähre zurück zum Festland. Zurück in Angra dos Reis fahren wir zum Busterminal und von hier aus geht es für uns mit einem Umstieg in Rio weiter ins Inland nach Teresopolis. Bis zum Erscheinen des nächsten Beitrags könnt ihr euch die Zeit mit unserem neuen Video verkürzen: