Morgens gegen neun Uhr kommen wir am Terminal in Florianopolis an. Wir sind etwas überrascht, dass die Stadt so groß ist. Es gibt zwar viele schöne grüne Hügel und natürlich das Meer, das die Stadt in zwei Hälften teilt. Eine befindet sich auf dem Festland und eine auf der Insel Santa Catarina. Aber diese traumschöne Lage kann die Hässlichkeit der unzähligen vieletagigen Wohngebäude, die überall in den Himmel ragen, nicht verdecken. Wir sind froh, uns gegen eine Unterkunft in der Stadt und für eine Wohnung in einem Fischerdorf auf der Insel entschieden zu haben. So sind wir zwar weniger strategisch positioniert, um das Umland zu erkunden, aber wenn wir ehrlich sind, freuen wir uns auf knappe zwei Wochen in Strandnähe und der Möglichkeit zu surfen. Viel erkunden müssen wir da gar nicht. Also bestellen wir uns nach der Ankunft unmittelbar ein Uber, das uns die knapp 40 km quer über die Insel nach Barra da Lagoa bringt. Der Ort ist tatsächlich ein Fischerdorf, auch wenn mittlerweile unter anderem durch die konstant guten Surfbedingungen einiges an touristischer Infrastruktur vorhanden ist. Es ist aber noch nicht zu viel und so hat der Ort sich seine entspannte Grundstimmung bewahrt. Pablo, unser Gastgeber, wartet mit Frau und Kind am Strandparkplatz, an dem wir ankommen. Während wir über eine Fußgängerbrücke und anschließend etwa 500 m zur Wohnung laufen, erzählt er, dass im Winter gar keine Touristen hier seien und wirklich nur einige Fischer hier leben.
Von der Fußgängerbrücke können wir einen ersten guten Blick auf den Strand erhaschen und freuen uns. Etwa vierzehn Kilometer lang und im Hintergrund mit dichtem grünen Busch bewachsen, erstreckt er sich ausgehend vom Ort soweit das Auge reicht. Mystisch liegt Wassernebel in der Luft von der aufspritzenden Gischt in der Ferne und komplettiert das Bild eines tropischen Traumstrandes. Auch unsere Wohnung enttäuscht nicht. Wir hatten sie kurzfristig bei Airbnb gefunden und sie ziemlich spontan für zwölf Nächte gebucht. Aber sie ist sauber, ganz gemütlich und bietet (auch in der Küche) alles, was man braucht. Die Zeit hier beginnt also vielversprechend. Nach dem Ablegen unserer Sachen verschwenden wir auch keine Zeit, ziehen unsere Badesachen an und machen uns wieder auf den Weg zum Strand. Hier verbringen wir den Rest des Tages in der Sonne, lesen und genießen das Gefühl des weichen Sandes unter unseren Handtüchern. Später laufen wir durch den Ort, holen Angebote für Surfstunden ein und kaufen Zutaten für das Abendessen.

Am nächsten Morgen geht es Ann leider nicht so gut, Max trifft sich aber um Viertel vor Zehn mit einem Surflehrer, um nach acht Jahren der Abstinenz wieder von vorn anzufangen. Denkt er zumindest, aber als er nach einer kurzen Theorieaufrischung seine erste Welle direkt super bekommt, fühlt er sich zuversichtlich, nicht alles vergessen zu haben. Bei der zweiten Welle allerdings, fängt er dann doch an nachzudenken und landet prompt im Wasser. Nach etwas Eingewöhnungszeit und Dank der Tipps von Ernesto läuft es dann jedoch wieder richtig gut. Happy beendet er also nach anderthalb Stunden den Unterricht und Max gesellt sich zu Ann an den Strand. Zur Mittagszeit machen wir in unserem Appartement einen Avocadosalat und sitzen die Mittagssonne aus, bevor wir am Nachmittag zu einigen natürlichen Pools laufen, die am felsigen Teil der Küste liegen. Allerdings kann man sich hier nicht gut hinlegen, weshalb wir nach einer Abkühlung im Meer wieder zum Strand gehen.

Am folgenden Tag nimmt Max die nächste Surfstunde. Er macht ordentliche Fortschritte beim Surfen und freut sich, wie schnell es geht. Ein bisschen stolz ist er auch. Für den nächsten Tag ist ein heftiger Sturm angesagt, daher genießen wir heute nochmal richtig die Sonne und gönnen uns einen Caipirinha am Strand. Am nächsten Morgen stellt sich der Sturm dann als nicht so schlimm heraus, allerdings ist es bewölkt und etwas zu kühl, um sich an den Strand zu legen. Das stört die anderen Urlauber, die überwiegend aus Brasilien, Uruguay und Argentinien kommen, erwartungsgemäß nicht. Immerhin sind auch heute die mobilen Caipirinha-Verkäufer, die direkt am Strand frische Jumbococktails mixen, anwesend. So lässt es sich wohl auch aushalten. Wir entscheiden uns aber, uns das Geld heute zu sparen und stattdessen lieber eine Strandwanderung zu machen. Witzigerweise findet heute ein Strandlauf statt und so feuern wir die uns vereinzelt entgegen kommenden Teilnehmer an, während wir in gemütlicherem Tempo etwa neun Kilometer des Strandes erkunden. Nach unserer Rückkehr, machen wir uns außerdem noch auf den Weg zu einem Meeresschildkröten Schutzprojekt. Hier werden verletzte Meeresschildkröten medizinisch versorgt, aufgepäppelt und danach wieder in die Freiheit entlassen. In Südamerika gibt es viele „Tierauffangstationen“ die auch gesunde Wildtiere einfangen, um diese wie in einem Zoo für die Touristen zu halten. Daher sind wir froh, hier endlich Mal wieder eine Organisation zu sehen, die den Tierschutz ernst nimmt.


Am nächsten Tag ist Max Geburtstag. Leider fällt dieser ins Wasser, muss er doch mit Fieber im Bett liegen bleiben. Das geht leider auch die nächsten fünf Tage so. Ann verbringt einige Stunden der Tage am Strand, während Max das Bett hütet. Nach drei Tagen schlägt jedoch das Wetter um, weshalb auch Ann nicht mehr an den Strand gehen kann. Es regnet durchgehend ohne signifikante Unterbrechungen. Dadurch ist auch das Meer sehr aufgewühlt, sodass Ann, obwohl es ihr jetzt gut geht, leider auch nicht surfen gehen kann. Also bleibt sie auch im Apartment und leistet Max Gesellschaft. Wir sind froh, dass wir so viel Platz haben und zur Abwechslung nicht in einem Hostel untergebracht sind. Als es Max langsam besser geht, ist das Wetter allerdings noch nicht bereit, ihn wieder hinaus zu lassen und so kuriert er sich wenigstens ordentlich aus. Die letzten drei Tage sieht es dann auch wieder besser aus und so machen wir eine kleine Wanderung zu einem wirklich schönen Aussichtspunkt und verbringen auch noch einige Stunden am Strand. Da wir aber insgesamt doch weniger Zeit am Strand verbringen konnten als geplant, wollen wir noch drei Tage länger auf der Insel bleiben. Dafür suchen wir uns ein Zimmer weit im Süden, da hier erstens auch ein schöner Strand ist und zweitens eine kleine Wanderung zu einer einsamen Bucht beginnt, die man nur zu Fuß oder per Boot erreichen kann.

Mit einem Uber fahren wir also von Barra da Lagoa nach Acores, einem wirklich kleinen Nest. Hier sind nur einige größere Gebäude, in denen Ferienwohnungen der Städter untergebracht sind und ein paar Häuser der wenigen Anwohner. Das ganze wird durch einen kleinen Supermarkt und zwei Restaurant komplettiert. Da momentan trotz Ostern eher Nebensaison ist, wirkt der Ort wie ausgestorben. Am Strand treffen wir nur wenige andere Menschen an und so haben wir ihn fast für uns. Max ist noch nicht fit genug zum surfen und Ann hat sich eine Erkältung eingefangen, weshalb wir hier die ersten zwei Tage auch nicht viel mehr machen, als am Strand zu liegen und einen Strandspaziergang zu unternehmen. Direkt hinter dem Strand entdecken wir außerdem zwei bunte Papageien, die hier neugierig im Baum sitzen und scheinbar auf Futter von Menschen hoffen. So nah haben wir die Aras bisher nicht Mal im Dschungel gesehen. Außerdem bewundern wir immer wieder die unzähligen kleinen Eulen, die wir hier mitten im Ort in den Bäumen und auf Grasflächen sitzen sehen.

Am dritten Tag brechen wir morgens auf zu der Wanderung zu dem einsamen Strand Lagoinha del Leste. Zunächst geht’s zwei Kilometer entlang der Küstenstraße, weshalb wir unser Glück versuchen und den Daumen raushalten. Keine Minute später sitzen wir auch schon bei lauter Raggaemusik in einem Auto und umgehen so dieses langweilige Stück des Weges. Danach geht es durch dichten Dschungel über einen etwa 200m hohen Hügel und auf der anderen Seite wieder hinunter. Hier erwartet uns tatsächlich ein sehr schöner und einsamer Strand. Allerdings kann der Strand wohl auch weniger einsam sein, gibt es mittlerweile doch fünf Buden, die die hier obligatorischen Cocktails verkaufen. Sie sind zum Glück geschlossen und wir sind die einzigen am Strand. Also suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und machen es uns gemütlich. Für etwa zwei Stunden bleibt es auch ruhig. Vereinzelte Paare kommen aus dem Wald und machen es sich auch am Strand gemütlich. Doch nach und nach kommen immer mehr Menschen. Auch drei von den Buden sind mittlerweile offen und haben ihre Stühle am Strand verteilt. Wir essen also unser mitgebrachtes Mittagessen, gehen nochmal schwimmen und machen uns auf den Rückweg. Schade, dass dieser Geheimtipp wohl mittlerweile nicht mehr so geheim ist. Gelohnt hat es sich trotzdem. Als wir wieder in dem kleinen Ort am Beginn der Wanderung ankommen, haben wir Lust auf etwas Kühles zu trinken. Also kehren wir in einer Bar am Strand ein und wollen eine Cola bestellen. Der Blick auf die Karte offenbart jedoch, dass es hier frische Austern zu einem sehr erschwinglichen Preis gibt, weshalb wir eine Portion bestellen und uns teilen. Eine tolle Ergänzung zu unseren Sandwiches, die wir mittags hatten!

Danach wandern wir über den Strand zurück zu unserem Ort und sparen uns so den Weg über die Straße. Den nächsten Morgen verbringen nochmal am Strand, bevor wir uns mittags mit Sack und Pack per Bus auf den Weg in die Stadt machen. Hier müssen wir einige Stunden verbringen, denn abends geht es per Nachtbus nach Sao Paulo. Also lassen wir unser Gepäck am Busterminal und erkunden die Innenstadt. Sie hat nicht sehr viel zu bieten, ist aber kleiner und entspannter, als die vielen hohen Hochhäuser es erahnen lassen. Es gibt außerdem einiges an Streetart zu bewundern. Wir lassen uns einfach etwas treiben, besuchen ein kleines Museum, trinken Kaffe und gehen später mangels Alternativen Burger essen. Bezahlbares anderes Essen gibt es in Brasilien wohl Mal wieder eher mittags als abends. Um sieben Uhr setzen wir uns in den Bus, machen es uns so bequem wie möglich und schlafen mit zweispältigen Gefühlen in Bezug auf unsere Erwartungen an Sao Paulo ein.
