Bem-vindo a Brasil

Nachdem wir am Busterminal in der paraguayanischen Grenzstadt Ciudad del Este angekommen sind, warten wir ungefähr 20 Minuten auf den Bus nach Foz do Iguaçu. Die brasilianische Stadt liegt, durch eine Brücke mit Ciudad del Este verbunden, genau gegenüber auf der anderen Seite des mächtigen Rio Paraná. Der Bus lässt uns kurz vor der Brücke raus, wir erledigen blitzschnell die Ausreise aus Paraguay und fahren dann mit dem gleichen Bus, der auf uns wartet, über die Brücke auf die brasilianische Seite. Hier steigen wir wieder aus und der Bus fährt weiter. Auch auf dieser Seite der Grenze geht alles wieder blitzschnell und keine drei Minuten später sind wir in Brasilien eingereist. Wir warten am Ende der Brücke auf den nächsten Bus. Mit diesem können wir bis fast vor die Tür unserer Unterkunft in Foz do Iguaçu fahren. Die Busfahrt ist ein erster Test für Anns Portugiesisch. Nach 13 Monaten in spanischsprachigen Ländern ist das eine ganz schöne Umstellung, aber Ann will die Zeit in Brasilien zum Portugiesischlernen nutzen.

Am Abend treffen wir uns mit Lisa und Valentin, die wir zuletzt Silvester in Ushuaia gesehen haben. Wir gehen essen und Ann probiert direkt den ersten Original brasilianischen Caipirinha, der tatsächlich sehr sehr gut ist. Dazu gibt es sogar noch einen zusätzlichen Cachaça Shot. Den Shot schüttet man nach, wenn die Hälfte des Caipirinhas leer ist, um das Mischverhältnis konstant zu halten. Die brasilianische Herangehensweise gefällt uns! Am nächsten Tag fahren wir zum Itaipu Damm, dem zweitgrößten Staudamm und Wasserkraftwerk der Welt. Der 196 m hohe Staudamm hat eine Länge von 7,7 Kilometern und hält einen 170km langen Stausee zurück. Hier werden 15% des brasilianischen Strombedarfs und 75% des paraguayanischen Bedarfs mit einer Kraftwerksleistung von 14.000 MW gedeckt. An einem Wasserauslass  bekommen wir einen kleinen Eindruck davon, welche Kraft dahinter steckt – das Wasser schießt geradezu explosionsartig durch den Kanal und am Ende als Fontäne meterweit in die Luft, bevor es sich dann in den Fluss stürzt. Max ist begeistert von den riesigen Turbinen und Ann genießt die Aussicht bei der Rundfahrt im Doppeldeckerbus.

Itaipu Staudamm

Am nächsten Tag widmen wir uns dann dem eigentlichen Grund für unseren Besuch von Foz do Iguaçu. Es geht natürlich um die namensgebenden Wasserfälle: die Wasserfälle von Iguazu! Die Iguazufälle sind eines der Highlights Südamerikas und gehören zu den größten der Welt. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Auch wenn wir eigentlich keine Lust auf Massen an Touristen haben, gehört der Zirkus leider dazu. Um wenigstens dem größten Ansturm zu entgehen, wollen wir ganz früh da sein. Die Zeitumstellung in Paraguay macht uns allerdings einen Strich durch die Rechnung. Da bei unserer Einreise Brasilien und Paraguay die gleiche Uhrzeit haben, haben wir auf unseren Handys (die wir manuell auf Paraguay gestellt hatten) die Zeit unverändert gelassen. In der letzten Nacht hat Paraguay dann nur leider die Uhr eine Stunde zurückgestellt und unsere Handys ziehen mit, sodass nun der südliche Teil Brasiliens Paraguay und uns eine Stunde voraus ist. So sind wir jetzt also eine Stunde später dran als gedacht, das wissen wir zunächst allerdings noch nicht. Als wir am Eingang ankommen, wundern wir uns zunächst, warum bereits vor Öffnung so viel Betrieb ist. Wir gehen zum Ticketautomaten und finden dort heraus, dass das nächste verfügbare Eintrittsintervall erst um 10:30 Uhr ist. Die Zeit am Automaten zeigt allerdings 10:00 Uhr, statt wie unsere Handys 9:00 Uhr. Wir sind verwirrt und fragen eine Mitarbeiterin, ob wir wirklich noch 1,5 Stunden warten müssen bis wir rein können. Die Frau ist nun auch verwirrt und klärt uns auf, dass es doch schon 10 Uhr sei und ob wir gerade aus einem anderen Teil Brasiliens angekommen seien. Als wir sagen, dass wir aus Paraguay eingereist sind, klärt sie uns über die Zeitumstellung dort auf. Dann ist unser Plan wohl auf ganzer Linie gescheitert. Aber wir haben es versucht.

Iguazu Wasserfälle

Der Eingang zum Park sieht aus, als ob wir einen Freizeitpark besuchen und ähnlich viele Menschen sind auch unterwegs. Mit Bussen werden wir und alle anderen vom Eingang zum Beginn der Wege gekarrt. An den unterschiedlichen Aussichtspunkten verlaufen sich die vielen Besucher jedoch zum Glück gut. Wir gehen die Aussichtspunkte der Reihe nach ab und die Aussicht steigert sich tatsächlich von Mal zu Mal. Die ersten Aussichtspunkte bieten einen Überblick über die Wasserfälle, aber man ist recht weit weg. Das Panorama sieht zwar wirklich schön aus, aber aufgrund der Entfernung kann man die Ausmaße nicht so richtig fassen. Das große Finale hebt sich Iguazu tatsächlich für den Schluss auf: der letzte Aussichtspunkt führt uns direkt unterhalb des spektakulärsten Wasserfalls, Garganta del Diablo. Nur wenige Meter von der Aussichtsplattform entfernt prallen die Wassermassen auf das Flussbett und der Wind peitscht uns die Gicht in die Gesichter. Die Plattform bietet dazu noch einen tollen Blick hinein in die Schlucht mit weiteren Wasserfällen. Im ganzen Park sind überall Coatis unterwegs, kleine Nasenbären, die jegliche Scheu vor Menschen abgelegt haben und den Müll der Touristen als Nahrungsquelle für sich entdeckt haben. Die Coatis sind unglaublich süß anzuschauen, können aber böse Kratzspuren verursachen. Trotzdem sehen wir immer wieder, wie Touristen versuchen die Tiere zu streicheln. Nach dem wir die Tiere und die Wasserfälle ausgiebig bewundert haben, machen wir uns auf den Rückweg.

Coati Nasenbär

Um die argentinische Seite der Iguazu Fälle zu sehen, fahren wir am nächsten Tag mit dem öffentlichen Bus über die Brücke des Rio Iguazu, die Foz do Iguaçu mit dem argentinischen Puerto Iguazú verbindet. Wir befinden uns hier im Dreiländereck, da fühlt sich Ann direkt wie Zuhause. Hinter uns liegt Brasilien, auf der gegenüberliegenden Seite Argentinien und Flussabwärts können wir schon Paraguay sehen. Die Einreise nach Argentinien geht ebenfalls wieder sehr schnell, aber wir bleiben ja auch immerhin nur einen Tag. Die argentinische Seite der Iguazufälle mutet auch tatsächlich mehr an wie ein Nationalpark denn ein Freizeitpark. Mit einer kleinen Schmalspurbahn werden die Besucher vom Parkeingang zum Start verschiedener Wege gebracht. Von hier führen kleine Wege zu den unterschiedlichen Aussichtspunkten. Um die Wege herum wächst sogar noch mehr oder weniger dichter Dschungel, auch wenn der primäre Regenwald hier längst verschwunden ist. Die Wege führen durch den grünen Baumpalast, winden sich über Brücken und wir sehen unzählige knallbunte Schmetterlinge. Besonders ein Türkisblauer hat es Ann angetan, aber ausgerechnet dieser Schmetterling hat es leider eilig und bleibt einfach nie sitzen. Zuerst gehen wir zum Aussichtspunkt über Garganta del Diablo. Heute stehen wir oberhalb des Wasserfalls und sehen wie die Wassermassen sich die 80 Meter hohe Klippe hinabstürzen. Von hier oben bekommt man nochmal einen ganz anderen Eindruck von der Kraft, die dahinter steckt und der Ausblick von hier oben ist definitiv unser Favorit. Der feine Wassernebel hüllt alles ein und taucht den grünen Dschungel, die Steilküste und die Wasserfälle in eine mystischen Atmosphäre.

Garganta del Diablo

Als wir anschließend den Sendero Inferior entlang laufen, fühlen wir uns endgültig wie in eine Kulisse aus Jurassic Park versetzt. Der untere Weg bietet tolle Ausblicke auf die Wasserfälle, immer mit dem grünen Dschungel, steilen Felsen und Palmen im Hintergrund. Vom unteren Weg hatten wir gar nicht viel erwartet, da der Ansturm auf den oberen Weg deutlich größer schien. Den Sendero Superior, den oberen Weg, besuchen wir danach natürlich auch noch. Die Ausblicke von dort können allerdings, unserer Meinung nach, nicht mit denen vom unteren Weg mithalten. Von hier oben sieht man größtenteils nur die Klippen, die letzte Aussichtsplattform bietet dann nochmal einen Panoramablick. Dieser Ausblick macht den Sendero Superior dann auch wirklich lohnenswert. Hier sehen wir auch zwei, auf einer Klippe sitzende, Geier vor einem Regenbogen mit den Wasserfällen im Hintergrund. Anschließend laufen wir zurück zur Bahnstation und fahren mit der Schmalspurbahn wieder zum Parkeingang. Von dort nehmen wir den Bus zurück zum Terminal, um schließlich mit einem weiteren Bus wieder nach Foz do Iguaçu und somit zurück nach Brasilien zu fahren.

Blick über die brasilianische Seite von Iguazu

Am Tag unseres Checkouts dürfen wir netterweise noch in unserer Unterkunft bleiben, bis wir nachmittags los zum Terminal müssen. Wir hatten ohnehin Glück mit unserem Doppelzimmer, das zu einem Appartement mit riesigen Wohnzimmer und Küche gehört. Den Gemeinschaftsbereich des Appartements konnten wir quasi komplett alleine nutzen, da sich das brasilianische Paar, das zur gleichen Zeit mit uns hier war, nie im Appartement aufgehalten hat. Für die nächsten 12 Nächte haben wir spontan ein Apartment in einem kleinen Fischerdorf auf der Insel Santa Catarina an der Ostküste Brasiliens gebucht. Von dort trennt uns nur noch eine 17 stündige Nachtbusfahrt.

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