Von Buenos Aires reisen wir ein weiteres Mal nach Salta. Da wir früh am Tag dort ankommen, bleiben wir dieses Mal nicht über Nacht, sondern nehmen direkt den Bus nach Salvador de Jujuy und von da einen weiteren Bus nach Tilcara. Wir könnten zwar auch noch weiter bis zur Grenzstadt La Quiaca fahren, aber diese liegt auf 3500 Metern. Da scheint uns das Risiko in Sachen Höhenkrankheit zu heftig, liegt Buenos Aires doch auf Meeresspiegel. Also suchen wir uns im kleinen Bergdörfchen Tilcara auf 2500 m ein Hostel in der Nähe des Terminals. Dort lassen wir unsere Sachen und begeben uns auf Erkundungstour. Mit Anns Eltern waren wir hier nur zu den örtlichen Ruinen durch gefahren und hatten keinen guten Eindruck, jetzt gefällt es uns aber doch ganz gut. Alles ist sehr bunt und passt zur Kulisse der farbigen Berge. Kaum aus dem Hostel getreten, werden wir aber schon aufgehalten. Eine bunt kostümierte Truppe tanzt zu lauter Musik aus Autoboxen auf der Straße vor einem Hauseingang. Die Frauen sind als Hexen verkleidet und die Männer haben eine Art Harlekinkostüm mit Glöckchen und spiegeln an. Der Karneval scheint hier noch nicht vorbei zu sein. Man drückt uns einen aufgeschnittenen Tetrapack mit einem herrlichen Getränk, in dem Zitronenscheiben schwimmen, in die Hand und fordert uns auf mitzutanzen. Das ganze ist ziemlich schräg, also sind wir natürlich dabei. Wir stellen fest, das die Getränke wild herumgereicht und bei Bedarf aus einem großen Fass aufgefüllt werden. Max gibt den improvisierten Becher schließlich auch weiter, als ein guter Batzen Schaum dort rein fällt. Auch hier werden mit dem Schaum aus Sprühdosen nämlich wilde Schlachten geschlagen. Die Locals stört der Schaum im Getränk überhaupt nicht, es wird fröhlich weiter getrunken. Ab einem bestimmten Pegel ist Schaum dann auch egal… Im Gegensatz zu Buenos Aires bleibt es hier aber nicht beim Schaum. Die Sauerei wird noch vervielfacht durch Kreide, mit der wir großzügig eingerieben werden. Diese soll uns vor dem Teufel verstecken, erklärt uns die ältere Dame, während sie uns mit viel Spaß den Staub in den Gesichtern und Haaren verreibt und und danach mit Kräuterzweigen abklopft. Nach einiger Zeit machen wir uns wieder auf den Weg, jedoch nicht bevor auch Max einige Runden mit der Fahne der Truppe gedreht hat. Die Fahne schwenkend geht es immer den Tänzern folgend im Kreis herum. Schließlich gehen wir noch ein wenig weiter durch den Ort, wo wir noch weitere feiernde Trupps sehen. Später duschen wir im Hostel den ganzen Staub ab und geben noch lecker essen. Wir müssen schließlich unsere letzten argentinischen Pesos los werden. Während wir essen gibt’s dann noch eine abschließende Überraschung. Die einzelnen feiernden Grüppchen haben sich zusammengefunden und ziehen mit der lauten Musik einer Kapelle und wild tanzend durch die Straße, an der wir sitzen. Der Alkohol des ganzen Tages scheint seine Wirkung zu tun und alle sind ziemlich laut und ausgelassen.

Am nächsten Morgen laufen wir zum Terminal, kaufen dort Cocablätter und steigen in den Bus in Richtung Grenze. Da wir nicht wissen, wie lange die Prozedur heute dauert und die schlimmsten Geschichten von den bolivianischen Grenzen gehört haben, schleppen wir neben unserem Gepäck noch ein Fünfliter Wasserfass mit uns herum. Das fällt im Bus auch prompt bei der ersten Kurve die Treppe herunter, zum Glück stand dort niemand. Die Strecke zur Grenze ist wunderschön und wir sehen abermals in vielen unterschiedlichen Farben schimmernde Berge. In La Quiaca angekommen, laufen wir einen Kilometer bis zum Grenzübergang. Die argentinische Kontrolle sitzt in einem Container und braucht keine 2 Minuten, um uns ausreisen zu lassen. Auf der bolivianischen Seite ist wie erwartet eine unendlich lange Schlange an Menschen, aber zum Glück nur in die andere Richtung. Ein anderes, offensichtlich ausländisches, Paar winkt uns zu und teilt uns mit, dass sie gerade bei der Einreise warten ihre Pässe zurück zu bekommen und wir die nächsten in der Reihe wären. Wir freuen uns natürlich und sind drei Minuten später auch schon mit unseren Einreisestempeln ausgestattet. Wegen der Schlange konnte der Grenzbeamte Ann nichtmal sehen, als Max die Pässe in das Büro reingereicht hatte. Also läuft alles wesentlich entspannter als erwartet. Sogar unsere Cocablätter und noch eine Flasche Kräuterlikör (Fernet) aus Argentinien bringen wir sicher über die Grenze. Nach der erfolgreichen Einreise gehen wir mit den Briten die Hauptstraße Villazóns (die bolivianische Grenzstadt) entlang bis zur Colectivostation, wo wir uns einen Van nach Tupiza suchen. Unser Van soll schon bald abfahren, die Briten wollen noch weiter zum Bahnhof. Sie haben gelesen, heute führe auch ein Zug nach Tupiza, wir hatten gelesen, er führe gerade Sonntags nicht. Später treffen wir die beiden wieder und erfahren, dass wirklich kein Zug gefahren ist. Immerhin haben sie es probiert.
In Tupiza checken wir im Hostel Butch Cassidy ein, das nach dem berühmten Revolverhelden benannt ist, der hier eine Zeit gelebt haben und in der Gegend getötet worden sein soll. Ann ist hin und weg von der Story und recherchiert all dies als erste Amtshandlung. Allerdings steht die Legende auf wackeligen Beinen. Die Schwester Cassidys hat später behauptet er und sein Kumpan Sundance the Kid seien wieder in die USA zurück gekehrt und hätten dort unter falschem Namen ihre letzten Tage verbracht. Nachdem Ann mit der Recherche fertig ist, gehen wir durch das kleine Städtchen und suchen nach etwas zu essen. Leider hat kaum etwas offen. Also landen wir in einer Pizzeria, das lokale Essen muss wohl noch warten. In der Pizzeria sitzen zwei Deutsche, die mit ihren Motorrädern unterwegs sind und die auch in unserem Hostel schlafen. Wir unterhalten uns gut und laufen später gemeinsam zurück zum Hostel.

Unser Hostel sieht zwar schlicht aus, ist aber super. Das Bett ist das bequemste, das wir seit längerem hatten und das Frühstück der Knaller. Dennoch ziehen wir nach dem Frühstück mit unseren Sachen los in ein anderes Hostel, das deutlich günstiger ist. Dort checken wir ein und es ist auch durchaus OK. Vor allem ist es aber im Ortskern, wo sich die Tourbüros befinden. Diese klappern wir dann auch ab, auf der Suche nach einer Tour zum weltberühmten Salar de Uyuni, dem weltgrößten Salzsee. Der Klassiker ist vom Ort Uyuni aus mit einer Dreitagestour das Umland und den See zu erkunden, aber wir wollen eine Alternative Tour von Tupiza aus machen, um dem Massentourismus etwas zu entfliehen. Eine gute Idee, wie sich herausstellt. Denn die Touren von hier dauern vier Tage und fahren am ersten Tag durch die wunderschöne Landschaft des Altiplanos hinter Tupiza, mit seinen grasenden Lamas und in den Himmel ragenden Bergen. Wir stellen schnell fest, dass der Preis für die Tour überall der gleiche ist, es aber für den nächsten Tag noch nirgends Gruppen gibt, um sich den Preis zu teilen. Kurz vor der Mittags- und damit auch Siestazeit werden wir dann fündig. Ein Anbieter fragt, ob wir auch in einer Stunde los könnten, dann bekämen wir einen Rabatt. Das hört sich gut an, also schlagen wir ein und rennen los, um die notwendigen Besorgungen zu machen. Hauptsächlich ist das Bargeld, Wasser, Toilettenpapier, Snacks und Mittagessen. Wir laufen also durch die Marktstände und finden auch innerhalb einer halben Stunde alles. Dann holen wir noch unser Gepäck, bezahlen das Hostel und stehen pünktlich auf der Matte des Touranbieters. Hier werden wir Mal wieder mit der Lateinamerikanischen Realität konfrontiert. Der Fahrer ist noch nicht da, aber wir könnten gerne beim Warten noch Mittagessen bekommen. Das Angebot schlagen wir nicht aus und essen kurzerhand unser ersten traditionelles bolivianisches Gericht, eine Art Hühnereintopf mit Reis. Lecker! Kaum sind wir fertig, ist auch der Fahrer endlich da und los geht’s. Was wir alles die nächsten Tage erleben werden, beschreiben wir im nächsten Beitrag.