Puerto Lopez und ab nach Peru

Von Salinas aus fahren wir mit dem Bus quer durch die Stadt zurück nach Santa Elena. Hier steigen wir um in einen Bus, der die Küste hochfährt, direkt bis Puerto Lopez. In dem kleinen am Rande einer großen Bucht gelegenen Ort ist das Preisniveau überraschend hoch. Da uns alle Unterkünfte, die wir online gefunden haben, zu teuer waren, spekulieren wir darauf, vor Ort etwas günstigeres zu finden. Nachdem wir in 3 Hostels keinen guten Deal aushandeln konnten, sind wir beim vierten Hostel dafür umso erfolgreicher – ein Doppelzimmer mit eigenem Bad und nur 150 Meter vom Strand entfernt. Für zwei Dollar mehr als wir hier jetzt zahlen, hätten wir in einem der anderen Hostels nur zwei Betten im Dorm bekommen. Ein besonders abgewohntes Hostel hat sogar 50 Dollar die Nacht verlangt. Aber irgendwer scheint die Phantasiepreise zu zahlen, sonst wären die Preise wohl nicht so hoch wie sie sind. Nachmittags gehen wir noch zur Tauchbasis bei der wir für den nächsten Tag eine Whalewatching- und Riesenmantatour gebucht haben.

Um 9 Uhr laufen wir von der Tauchbasis mit 6 weiteren Teilnehmern zum Hafen und von dort geht es auf dem Boot der Tauchbasis los. Schon während der Fahrt sehen wir immer wieder Walfluken aus den Wellen auftauchen und in den Himmel spritzende Fontänen aus dem Blas der Buckelwale. Noch auf der Hinfahrt zur Isla de la Plata halten wir an, um die Buckelwale zu beobachten. Wir haben Glück und sehen dieses Mal sogar Wale springen – es ist unglaublich die Wale komplett außerhalb des Wassers zu sehen. Zu dieser Jahreszeit lernen vorallem die Jungtiere das Springen. Ein echt spektakulärer Anblick! Vorallem ist es dieses Mal besonders schön, weil der Kapitän ausreichend Abstand zu den Walen hält und die Tiere nicht, wie in Salinas, von den Booten bedrängt werden. Wir sind heute das einzige Boot weit und breit… Wie zum Abschied springt ein größerer Wal dann noch direkt vor unserem Boot und winkt uns mit seiner Fluke zu. Anschließend geht’s weiter zur Isla de la Plata, wo wir auf Riesenmantas hoffen. Das letzte Mal haben wir die harmlosen Riesen im Komodo Nationalpark in Indonesien gesehen, wir würden uns über ein Wiedersehen also ziemlich freuen. Tatsächlich lassen die Riesenmantas nicht lange auf sich warten und so erleben wir beide wieder, wie die Riesenmantas im Meer ganz nah und ruhig an uns vorbei gleiten. Auf den Malediven hatten wir vor zwei Jahren Riffmantas ähnlich nahe, aber wir hatten beide völlig verdrängt wie viel größer die Riesenmantas (ozeanische Mantas) sind. Die Isla de la Plata, an der wir vor den Wellen geschützt in einer kleinen Bucht liegen, wird auch „Galápagos des armen Mannes“ genannt. Der Name passt tatsächlich ziemlich gut, die Insel sieht wirklich wie die Galápagosinseln aus und auch die vielen Blaufußtölpel und  Fregattvögel über den Steilhängen erinnern uns sehr an Galápagos. Nachdem alle von den nassen Wetsuits auf trockene, wärmere Kleidung gewechselt haben, gibt es noch ein spätes Mittagessen und dann geht es durch den rauer werdenden Pazifik zurück nach Puerto Lopez.
Wir spazieren ein letztes Mal entlang der Hafenpromenade zurück zu unserem Hostel, vorbei an unzähligen blickenden Strandbuden. An den Wochenenden muss hier richtig viel los sein, aber unter der Woche geht es eher beschaulich zu.

Walflossen in Puerto Lopez

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf – schon um kurz nach 7 steigen wir in den Bus nach Santa Elena. Ein für ab dem nächsten Tag angekündigter Streik sitzt uns im Nacken, denn wie beim letzten landesweiten Streik kann vorab keiner sagen, welche Straßen wie lange blockiert werden. Da wir ungern ein zweites Mal in Guayaquil stranden wollen, entscheiden wir also, schon einen Tag früher als geplant nach Peru zu fahren. Von Santa Elena geht es weiter nach Guayaquil und von hier nehmen wir nach einer kleinen Mittagspause einen Bus zur Grenzstadt Huaquillas. Obwohl der Streik erst am nächsten Tag losgehen soll, haben sich in einem kleinem Dorf mitten im Nirgendwo die Leute wohl dazu entschieden, ihr eigenes Ding zu drehen und schon am Vorabend die Hauptstraße zu blockieren. Brennende Reifen sind noch nicht am Start, aber unser Bus kommt trotzdem nicht durch. Zum Glück finden sich zwei junge Kerle auf einem Motorrad, die der Busfahrer dafür bezahlt, uns einen anderen Weg zu zeigen (hätten wir mit Google Maps zwar auch gekonnt, aber so ist es spannender). Der Umweg führt unseren Bus durch einen matschigen Fluss und die Assistentin des Busfahrers steigt kurzerhand aus um zu schauen, ob die kaum vorhandene Straße durch den Fluss für unseren Bus ausreicht. Die Assistentin gibt das Signal zum Losfahren und schon sind wir drüben – und die Assistentin steht immer noch auf der anderen Seite. Leider hat keiner bedacht, wie sie nun über den Fluss kommt. Das Wasser ist zwar flach, aber durchlaufen wäre trotzdem nicht so angenehm. Es findet sich dann jedoch direkt ein netter Motorradfahrer, der uns die Zurückgelassene zurückbringt. Wieder vollzählig geht es dann weiter durch endlosweite Bananenplantagen. Nach insgesamt 12 Stunden seit wir morgens unser Hostel verlassen haben, kommen wir in der Grenzstadt Huaquillas an. Da es schon dunkel ist, beschließen wir den Grenzübergang auf den nächsten Tag zu verschieben. Wir suchen uns ein Hostel in der Nähe des Busterminals (einfach, aber sauber) und gehen noch etwas essen. Dabei fallen uns die vielen Venezolaner auf. Man trifft zwar überall in Südamerika immer wieder Flüchtlinge aus Venezuela, besonders im Nachbarland Kolumbien. Aber so viele wie in Huaquillas haben wir noch nirgendwo gesehen. Besonders Leid tun uns die Kinder, die mit ihren Familien tausende Kilometer weit laufen und nachts auf der Straße schlafen müssen. Die Hyperinflation und gefährlichen Lebensumstände in Venezuela treiben die Menschen dazu, mit Sack und Pack loszuziehen. Durchschnittlich laufen die Menschen auf ihren Fluchtrouten 40 Kilometer pro Tag, ohne Wanderequipment und über die eiskalten Anden. Einige Venezolaner haben immerhin die Rucksäcke einer UN-Mission, die die weiten Wanderungen mit viel Gepäck etwas erträglicher machen.

Am nächsten Tag steht für uns der Grenzübergang nach Peru an. Wie schon an der Grenze zwischen Kolumbien und Ecuador gibt es eine internationale Brücke, in Huaquillas liegt diese mitten in der Stadt. Da laufen wir nach dem Frühstück dann auch hin – schon von weitem begrüßen uns die riesigen Grenzschilder. „Vielen Dank für den Besuch in Ecuador“ und „Willkommen in Peru“ ein paar hundert Meter weiter hinten. Über die Brücke laufen in beide Richtungen hunderte Menschen und es herrscht geschäftiges Markttreiben. Nachdem wir Dollar in Soles getauscht haben, fragen wir zwei Polizisten wo die Migrationsbehörde sei. Die netten Polizisten klären uns auf, dass es hier an der internationalen Brücke keine Ausreise- und Einreiseposten gibt. Da wir natürlich nicht illegal nach Peru einreisen können und die Ausreisestempel aus Ecuador benötigen, bleibt uns nichts anderes übrig als mit einem Taxi zur Panamericana zu fahren. Hier gibt es eine richtige Grenzstelle, wo in einem Gebäude, sogar in einem gemeinsamen Raum, die Migrationsbehörden beider Länder sind. Da die Behörden beider Länder abwechselnd an Schreibtischen nebeneinander sitzen, gibt es ein heilloses Durcheinander wer für welche Behörde  ansteht. Aber die Ausreise aus Ecuador und Einreise nach Peru, abgesehen von einem kleinen Problem mit Anns „vielen Nachnamen“, gehen alles in allem dann trotzdem Recht zügig.
Anschließend müssen wir nach Tumbes weiterfahren. Die Touristeninfo kann uns allerdings nur ein übertriebene teures Taxi „empfehlen“. Auf die Frage, ob es denn keine andere Optionen gäbe, bekommen wir nur ein verhaltenes „der einzige touristische Transport sind Taxis“ zu hören. Wir kennen das Spiel und fragen uns geduldig durch – natürlich gibt es eine günstigere Möglichkeit, wenn man nicht auf ein „touristisches Transportmittel“ besteht. Mit einem deutlich günstigeren Tuktuk lassen wir uns zur kleinen Colectivo Haltestelle im nächsten Ort bringen. Von dort fahren wir mit einem Colectivo nach Tumbes.

In Tumbes wiederum müssen wir warten, bis sich unser nächstes Colectivo nach Mancora füllt. Während der Wartezeit sprechen wir mit einem Melonenverkäufer. Er fragt uns, ob wir aus Argentinien oder Chile kommen (valide Vermutung bei unserem doch sehr südamerikanischen Aussehen). Als wir dann sagen, wir seien Deutsche, will er wissen aus welchem Deutschland – BRD oder DDR… Also fassen wir die letzten 30 Jahre kurz zusammen 😉 Wir warten weiterhin geduldig, aber nach einer Stunde warten sind wir immer noch nur 5 Leute und erfahren, dass weitere 7 Passagiere zur Abfahrt fehlen. Wir beschließen zu erkunden, wann der nächste Bus fahren würde und siehe da – die Abfahrt ist in 10 Minuten! Also wechseln wir die Straßenseite und kaufen Tickets für den Bus. Wir werden an der Schlange vorbei gewunken, der Verkäufer versucht zwar erst noch, uns übers Ohr zu hauen, aber letztendlich zahlen wir dann sogar deutlich weniger für das Busticket als wir für das Colectivo gezahlt hätten.

Im relativ bequemen Bus geht es los Richtung Mancora, links Wüste rechts Meer. Das typische Panorama der peruanischen Küste wird uns nun für mehrere tausend Kilometer bis runter nach Chile begleiten. Plötzlich zeigt Ann aufgeregt aus dem Fenster: ein riesiger Seelöwe liegt am Strand. Doch die Freude währt nicht lange, schnell erkennen wir, dass der Seelöwe tot ist. Und dann sehen wir noch etliche weitere tote Seelöwen an der Küste entlang liegen. Nach knapp zwei Stunden kommen wir schließlich an unserem Tagesziel an: Mancora. Das „idyllische Fischerdörfchen und Magnet für Surfer“ oder „der Urlaubsort der reichen Peruaner“ (je nach dem welchen Reiseführer man aufschlägt) entpuppt sich als ärmliches und heruntergekommenes staubiges Dorf, eingezwängt zwischen Wüste und Pazifik. Viele Hotelanlagen stehen leer und sind verlassen. Die unbefestigten, staubigen Straßen und überwiegend sehr einfachen Häuschen erinnern uns an das Minenarbeiterstädtchen Marcona im Süden Perus. Die Namensähnlichkeit kann kein Zufall sein. Auf unserem Weg Richtung Strand werden wir auch direkt mehrfach nach Geld gefragt. Skeptisch schauen wir uns um, wir haben noch keine Unterkunft gebucht und beschließen erstmal nur eine Nacht zu bleiben. In einem Hostel, immerhin nur 150 Meter vom Strand entfernt, buchen wir also ein Zelt.

Kein traumhafter Strandtag in Mancora

Nur wenig später, als wir runter zum Strand laufen um einen schönen Strandspaziergang zu machen, stellen wir fest, wie richtig wir damit lagen nur eine Nacht zu buchen. Auf den wenigen Kilometern finden wir unzählige tote Meerestiere – tote Seelöwen, Pelikane, Schildkröten, viele Vögel und Rifffische sowie einen toten Delphin. Uns kann oder will allerdings niemand mehr über die Hintergründe zu den vielen toten Tieren, kilometerweit entlang der Küste, verraten. Das Problem scheint allerdings etwas gravierenderes zu sein, denn die ersten toten Seelöwen haben wir aus dem Bus ja schon mehr als eine Stunde Fahrt entfernt gesehen. Ins Wasser wollen wir hier auf jeden Fall nicht und genießen können wir den Strand so natürlich auch nicht. Für den nächsten Abend buchen wir uns also einen Nachtbus nach Lima. Am nächsten Tag laufen wir zum Zeitvertreib trotzdem nochmal den Strand entlang und werden immerhin mit einigen lebendigen, springenden Buckelwalen vor der Küste belohnt. Außerdem sehen wir einen Seelöwen schwimmen. So können wir immerhin etwas lebendiges in Mancora in Erinnerung behalten.

Bis bald, Max & Ann

PS: Hier findet ihr den zweiten Teil unseres Reisevideos zu unserer Zeit in Kolumbien:

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s