Salento, Salsa & Cali

Mittags fahren wir von Guatapé zurück nach Medellín. Da es das letzte Wochenende der Feria de Flores ist, ist wortwörtlich die ganze Stadt ausgebucht. Deshalb kommen wir dieses Mal leider nicht drumherum in einem, für uns, relativ teuren Hotel mitten im Touriviertel El Poblado abzusteigen. Bisher konnten wir das von internationalen Touristen ,,eingenommene“ Stadtviertel umgehen, aber jetzt nehmen wir uns der Sache dann doch an. Es ist wie wir es uns vorgestellt haben: unzählige international angehauchte Bars, Restaurants jeglicher Geschmacksrichtung (indisch, vietnamesisch, veganes Sushi und sogar Pokébowl Läden…). Und das alles auf einem nahezu europäischen Preisniveau. Alles wird untermalt von einer Geräuschkulisse aus dröhnenden Boxen mit internationalen Beats, Drogendealern, die rumhängen und ihre Ware an die Kundschaft bringen wollen und Obdachlosen in den Ecken der Häuser. Als wir morgens auf unserer schicken Dachterrasse mit Whirlpool frühstücken, sehen wir einen alten Mann aus dem Fenster des Nachbarhauses auf die Straße schauen. Irgendwie passt er einfach nicht so richtig ins Bild, obwohl es ja eigentlich sein Stadtviertel ist. Wir sind dankbar, dass wir vorher nicht in Poblado abgestiegen sind und mehr Zeit im „echten“ Medellin verbracht haben.

Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Süden. Unser Ziel ist das kleine Örtchen Salento. Da es auf der Hauptstrecke viele Baustellen gibt, fährt unser Bus eine alternative Route mitten durch die zentrale Kordillere der kolumbianischen Anden. Während wir 8 Stunden in dem kleinen Bus sitzen, können wir die Aussicht auf die Landschaft genießen. Unsere Tage in Salento verbringen wir damit, durch die kleinen Gassen des Ortes zu schlendern, wir erkunden einen Sonnenuntergangsaussichtspunkt (Deutsch ist klasse!) über dem Ort und Max genießt den lokalen Kaffee, für den die Region berühmt ist. Außer für guten Kaffee ist die Gegend außerdem noch für Wachspalmen bekannt. Diese Palmenart ist besonders hoch und hat einen dünnen Stamm. Auf der ausgebauten Ladefläche eines Pickups fahren wir etwa 30 Minuten in das Valle de Cocora. Hier können wir bei einer Wanderung durch das hügelige und grüne Cocora Tal die Wachspalmen dann auch aus der Nähe sehen. Max macht eine längere und anstrengendere Wanderung, für die Ann noch nicht wieder fit genug ist. Ann kommt bei ihrem kürzeren Rundweg durch einen Park in dem lauter Kulissen zum Bilder machen aufgebaut sind. Wie wir schon in Peru und Ecuador festgestellt haben, lieben viele Südamerikaner diese ,,Selfieparks“. Ein kolumbianisches Paar ist gleichzeitig mit Ann dort und so gibt es vor dem Panorama der Wachspalmen dann, mehr oder weniger freiwillig ;), noch ein kleines Shooting mit Engelsflügeln für Ann. Max wandert in der Zwischenzeit fleißig über wackelige Hängebrücken und überquert einige Bachläufe, um schließlich zu einem Kolibrischutzgebiet zu gelangen. Die Vielfalt der verschiedenfarbigen Kolibriarten kann man hier aus geringer Entfernung beobachten. Am schönsten ist ein türkiser Kolibri.

Wachspalmen im Valle de Cocora, Salento

Nachmittags entspannen wir dann wieder gemeinsam in Salento. Aufgrund der Buchungssituation (mal wieder ein Feiertag mit langem Wochenende) wechseln wir zwei Mal die Unterkunft in Salento. Unser zweites Hostel hat einen Pool und eine wirklich schöne Außenanlage. Diese können wir allerdings wegen 10 (!) kleiner, kläffender Hunde, die wortwörtlich überall ihr Geschäft verrichten, nicht so richtig genießen. Die Hängematte mit Blick auf den Sonnenuntergang in unserem dritten Hostel ist dann schon deutlich entspannender! Salento selbst ist zwar ziemlich touristisch, aber den überwiegenden Teil der Besucher machen Kolumbianer aus.

In Salento treffen wir außerdem lauter Leute wieder, die wir schon an der Karibikküste getroffen haben. Mit Judith und Jeremias, den zwei Schweizern aus Rincón del Mar, verbringen wir zwei Abende. Aguardiente, Billard und Tejo stehen hier auf dem Programm. Nachdem wir Billard in einer Bar gespielt haben, fragen wir die Kellnerin wo wir Tejo spielen können und nach einem grinsenden „Vamos Chicos!“ folgen wir ihr eine Treppe hinunter, in den Keller der Bar. Wären wir nicht in Kolumbien hätte das Ganze einen leicht illegalen Anschein und da Schwarzpulver involviert ist nochmal mehr. Aber Tejo ist das kolumbianische Nationalspiel und wie wir finden passt es perfekt zu Locombia. Man wirft Eisenscheiben auf eine mit Lehm bestrichene Fläche und das Ziel ist es in einen mit weißen Dreiecken ausgelegten Bereich zu treffen (je nach Bereich gibt es unterschiedliche Punktzahlen). Wenn die Wurfgeschosse genau auf die weißen, mit Schwarzpulver bedeckten Dreiecke knallen, gibt es eine Explosion. Als auf der Bahn direkt neben uns zwei Kolumbianer Treffer landen, zucken wir alle erstmal zusammen. Der Knall hallt ganz schön in den Ohren. Bei uns auf der Bahn knallt es allerdings nicht ganz so oft, wir müssen wohl noch üben. Es gibt sogar extra Gringobahnen, diese sind kürzer und so für ungeübte Ausländer einfacher. Vielleicht gehen wir beim nächsten Mal erstmal dorthin.

Am nächsten Tag geht es für uns weiter nach Cali. Die Fahrt dauert knapp 6 Stunden und wir müssen einmal umsteigen. Unterwegs kommen wir an einigen Rotlichtmilleus entlang der Panamericana vorbei. Ein „Sex Motel“ wirbt ganz offen mit einem riesigen Schild um Gäste. Als wir am Bus Terminal in Cali in ein Taxi steigen, um zu unserem Hostel zu fahren, dröhnt uns laute Salsa Musik entgegen. Willkommen in der Welthauptstadt des Salsa! Nirgendwo sonst gibt es so viele Salsabars und Salsaschulen. In Cali tanzt jeder Salsa, vom Kindergartenkind bis zur 90 jährigen Großmutter. Salsa ist hier ein echtes Lebensgefühl und hat schon in der dunklen Vergangenheit Kolumbiens besonders der ärmeren Bevölkerung eine Identität gegeben. Da wir in Deutschland vor ein paar Jahren schon gemeinsam einen Salsakurs gemacht haben, freuen wir uns natürlich drauf, hier feiern zu gehen und uns bei den Profis einiges abzuschauen. Bevor wir uns ins Nachtleben stürzen, buchen wir allerdings nachmittags noch eine Salsastunde, um den Caleña Stil (Salsastil aus Cali) zu lernen. Wir erleben eine original kolumbianische Tanzstunde, die sich komplett von dem Unterricht in Deutschland unterscheidet. Außer uns und Valentina, einer Griechin mit der wir gemeinsam die Stunde gebucht haben, sind nur Kolumbianer dabei. Während der Tanzstunde rotieren die Frauen im Uhrzeigersinn und so tanzt jeder der Reihe nach mit unterschiedlichen Tanzpartnern. Damit ist zumindest die Legende widerlegt, dass alle Kolumbianer gut tanzen können. Nach der Tanzstunde geht’s direkt weiter zu einer Stadtführung. In Cali gibt es außer der Salsakultur nicht allzuviel zu sehen, aber die paar wenigen Sehenswürdigkeiten schauen wir uns an.

Kathedrale La Merced, Cali

Abends gehen wir dann zu zweit in die bekannteste Salsa Bar Calis, dem Topa Tolandra. Hier heißt es sehen und gesehen werden. Mehr wie in einem Café, als in einem Club, gibt es mehre Gänge mit Tischen und Stühlen dazwischen. In den Gängen zwischen den Tischen wird getanzt. Nach jedem Lied setzen sich alle erstmal wieder hin, nur um dann beim nächsten Lied doch wieder aufzustehen. Wir sind die einzigen Gringos und kommen uns vor, als wären wir mitten in einer Salsashow gelandet. Spätestens jetzt sind wir dankbar für unseren Salsakurs in Deutschland. Wir können zwar nicht mit dem Niveau der meisten mithalten, aber wir genießen den Abend und können uns einige Inspirationen mitnehmen. Den nächsten Tag lassen wir entspannt angehen und besuchen mittags den größten Markt in Cali. Da es Sonntagmittag ist, ist einiges los und es gibt sogar Livemusik. Abends gehen wir auf das Salsaevent einer Tanzschule. Hier haben wir  nach einer Unterrichtseinheit in Kizomba (ein angolischer Tanzstil) und Salsashows auch wieder die Möglichkeit selbst zu tanzen. Einer der Tanzlehrer legt auch mit Ann eine Runde aufs Parkett. Wir sind total beeindruckt von den vielen guten Tänzern und haben jetzt auch ein Ziel vor Augen! Am nächsten Tag buchen wir direkt eine Privatstunde und eine Trainerin kommt zu uns ins Hostel. Bei der Privatstunde können wir nochmal viel mehr vom Caleña Stil mitnehmen. Wir überlegen sogar noch länger in Cali zu bleiben, um noch mehr Salsa zu tanzen, aber anderseits zieht es uns auch weiter. Wenn Cali am Meer liegen würde, wären wir wahrscheinlich hängen geblieben. So entscheiden wir uns also gegen Cali. Am nächsten Tag geht es deshalb für uns weiter nach Popayán.

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3 Gedanken zu “Salento, Salsa & Cali

  1. Wir haben schon darauf gewartet…. und wieder einmal habt ihr uns einen interessanten Einblick in eure Reiseerlebnisse gestattet. Wir wollten schon mittanzen. Prima! LG Karin

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  2. Na das hört sich ja richtig spannend an. Es macht immer wieder Freude, eure Berichte zu lesen. Constanza und ich sind mit unserem Zeltanhänger auf unserer Balkanrundreise und inzwischen in Montenegro gelandet. Es ist ein herrliches Leben im Zeltanhänger, wir kochen viel und machen spannende Ausflüge und haben auch schon manches Abenteurer bestanden.
    Seid ganz herzlich gegrüßt von Franz und Constanza

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