Barichara und Chicamochacanyon

Den Rückweg von Guadalupe nach San Gil bestreiten wir größten Teils auf der Ladefläche eines Pickups. Dieser bringt uns bis Socorro, einem kleinen Örtchen oberhalb von San Gil. Von dort geht’s dann per kleinem Regionalbus über San Gil weiter bis nach Barichara, das oftmals als schönstes Dorf Kolumbiens tituliert wird. Hier empfängt uns direkt eine Knoblauchwolke, denn zwischen Hauptplatz und unserem Hostel liegt eine Bäckerei, die weithin für ihren Knoblauchzwieback bekannt ist. Davon holen wir uns natürlich auch einige Packungen als Proviant für unsere anstehenden Wanderungen. Außerdem gibt es noch unglaublich leckere Kokosteilchen, die uns in den zwei Tagen hier wiederholt schwach werden lassen. Überhaupt ist Barichara für uns ein kulinarisches Highlight. In einem schönen Innenhof wird nämlich auch das bisher liebevollste und abwechslungsreichste Mittagsmenü serviert. Das Konzept des Mittagsmenüs oder Almuerzo oder Menu del día oder Menu corriente ist in Südamerika wir verbreitet. Je nach Region ist die Bezeichnung verschieden, fragt man in einem Restaurant nach etwas anderem, wird man nur verständnislos angestarrt (das sind die Tücken der spanischen Sprache!). Wenn man aber die richtige Bezeichnung gefunden hat, bekommt man für wenige Euro (meist zwischen zwei und vier) eine Menü bestehend aus Suppe, Hauptgericht, Getränk und manchmal einem Nachtisch. Das ist zwar meist keine große Freude für den Gaumen, aber dafür für den Backpacker-Geldbeutel. In Barichara jedenfalls ist dies anders, hier freuen sich Gaumen und Geldbeutel gemeinsam.

Nachdem wir den Ort in der Mittagshitze erkundet haben, tun wir uns mit der Bezeichnung schönstes Dorf Kolumbiens schwer. Ja, der Ort ist schön, aber nicht unbedingt viel schöner als die anderen Orte, die wir bislang sehen konnten. Darüber sinnierend, verbringen wir den Nachmittag am Pool unseres wirklich sehr schönen Hostels. Zum Sonnenuntergang wollen wir eigentlich nochmal in den Ort, um Fotos zu machen, allerdings macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnet Sturzbäche. Da unsere Dusche nach oben offen ist, können wir also immerhin ganz wortwörtlich eine Regendusche genießen. Danach kaufen wir nur flott Brot, Käse und Tomaten für das Abendessen und verbringen auch den Abend im Hostel. Der Käse ist ein weiterer kulinarischer Höhepunkt, gibt es doch einen kleinen Laden, der eigenen Ziegenkäse verkauft. Der passt hervorragend zum Knoblauchbrot aus der selben Bäckerei wie der Zwieback.

Blick über Barichara

Außerdem kaufen wir noch Ziegenjoghurt, der mit Erdbeermarmelade gemischt unser Frühstück am nächsten Tag ergibt. Das genießen wir in aller Ruhe am höchsten Punkt des Ortes, von dem aus wir vorab den Sonnenaufgang bewundern konnten. Im Anschluss wandern wir nach Guane, einem verschlafenen Bauerndorf. Aufgrund der fehlenden touristischen Infrastruktur finden wir es hier tatsächlich schöner und authentischer als in Barichara. Lange halten wir uns dennoch nicht auf, die drei Straßen sind schnell erkundet. Außerdem probieren wir uns noch durch die verschiedenen Sahneliköre aus Ziegenmilch, die von zwei Shops hergestellt und vertrieben werden und trinken einen Kaffee. Zurück in Barichara genießen wir nochmal ausgiebig unseren Pool und entfliehen so der Mittagshitze, bevor es am nächsten Tag wieder über San Gil weiter nach Norden geht. Die Fahrt durch San Gil ist Mal wieder furchtbar, es gibt viel zu viele Autos für den kleinen Ort, aber wir überleben es auch dieses letzte Mal.

Schlucht neben Barichara bei Sonnenaufgang

Unser Plan ist, eine Nacht in Los Santos am Rande des zweitgrößten Canyon der Welt, dem Chicamocha zu schlafen. Am nächsten Tag wollen wir dann in den Canyon wandern, dort eine Nacht schlafen und am nächsten Tag auf der anderen Seite wieder hoch wandern. Der Bus aus San Gil schmeißt uns an einer Kreuzung raus, wo wir eine kleine Panadería finden und es uns mit Teilchen und Kaffee gemütlich machen und auf dem nächsten Bus zu unserem Ziel warten. Der soll halbstündlich fahren und kommt dann nach anderthalb Stunden auch. Immerhin haben wir uns mit zwei netten Frauen aus Bucaramanga gut unterhalten und eine Selfiesession hingelegt. An unserem Airbnb steigen wir aus und wundern uns: wir haben zwar eine kleine Holzhütte gebucht, aber die einzige die wir sehen können, scheint wirklich sehr klein, unser Gepäck dürfte dort nicht reinpassen mit uns. Dafür ist sie teuer. Aber es findet sich ja für alles eine Lösung, unser Gepäck kommt in die Garage. Die Gastgeberfamilie ist supernett und überrascht uns am nächsten Morgen sogar mit einem kostenlosen Frühstück. Manchmal hält Airbnb tatsächlich positive Überraschungen bereit. Abends fahren wir mit einem Sammeltaxi etwas essen und bezahlen tatsächlich weniger als normal, sagt der Fahrer zu seinem Beifahrer, da wir Ausländer seien. Haben wir auch noch nicht erlebt!

Morgens machen wir uns früh auf den Weg in den Canyon. Max merkt jedoch schnell, dass er die ganze Wanderung noch nicht schaffen wird. Der Husten hält sich doch ungewohnt hartnäckig. Schade, aber Pläne sind schließlich zum umschmeißen da. Also genießen wir eher die Aussicht und machen uns anschließend wieder auf den Weg gen Norden. Die nächste Station heißt Bucaramanga und ist eine große Stadt von einer Million Einwohnern von denen wir in den letzten Tagen einige getroffen haben. Daher wussten wir, dass es nicht viel zu sehen gibt außer vielen Parks. Bucaramanga wird deshalb auch die Stadt der Parks genannt. Wir merken jedoch schnell, dass man diese auch nicht zu besichtigen braucht. Unser Hostel ist direkt an einem zentralen Park gelegen, den viele scheinbar Drogenabhängige zu ihrem zu Hause zählen. Auch die übrigen Parks sehen ähnlich aus. Zusätzlich macht die Stadt einen Recht dreckigen und heruntergekommenen Eindruck. Wir fühlen uns jedenfalls nicht sehr wohl und beschränken unseren Aktionsradius auf den für die Essensaufnahme nötigen Bereich. Für uns ist die Stadt aber ohnehin nur ein Zwischenstopp, am nächsten Morgen geht es früh den ganzen übrigen Weg zur Karibikküste.

Blick in den Chicamochacanyon

Nach 15 statt der veranschlagten 10 Stunden kommen wir spät und hundemüde in Santa Marta an und gehen nur noch ins Bett. Das Gewackel und die Dauerbeschallung aus abwechselnd Regeatton und traditioneller Musik mit Akkordeon (klingt nach Hitparade!) zermürben wohl jeden. Hungrig sind wir zum Glück nicht mehr. Mittags haben wir uns, wie bei langen Busetappen üblich, in aller Eile ein Menü reinschaufeln können und abends eine Tüte Chips gegessen. Ausgewogen geht anders,  aber im Zweifel frisst der Teufel Fliegen.

Am nächsten Morgen wird das ganz wortwörtlich wahr, in Anns Frühstückskuchen ist eine komplette Fliege eingebacken. Der hat’s damit unter die top 3 ihrer eckligsten Essensmomente geschafft (nach einer Schnecke im Salat vor etlichen Jahren und vor dem Flughund in Indonesien). Danach erkunden wir die nicht wirklich erwähnenswerte Stadt, hängen mit einigen anderen Leuten im Hostel (schon wieder mit Pool!) rum. Wir verlassen Santa Marta also nach zwei Nächten wieder und fahren gen Osten zum Nationalpark Tayrona. In der Nähe des Eingangs schlafen wir noch eine Nacht in einer entspannten Unterkunft im Dschungel. Hier wollen wir unsere großen Rucksäcke lassen, um mit leichtem Gepäck für drei Tage den Park erkunden zu können. Aber zunächst verbringen wir den Tag noch in einer Art Badewanne (man könnte auch Minipool sagen) und genießen die Aussicht und beobachten Vögel. Nachts schlafen wir dann zusammen im oberen Stock eines Doppelhochbettes, dass in einem Raum steht, der nur aus einem Dach und zwei Wänden besteht. So fühlt bzw. hört es sich an, als schliefen wir mitten im Dschungel. Und so wachen wir am nächsten Morgen bestens entspannt auf und machen uns auf den Weg in den Nationalpark.

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