Von Bergflüssen & Abenteuersport – die Anden Kolumbiens

Von Villa de Leyva aus machen wir uns morgens auf den Weg in das kleine Bergdorf Monguí. Zunächst nehmen wir den Bus von Villa nach Tunja, dort steigen wir um und fahren nach Sogamoso. Anschließend geht’s von Sogamoso in einem weiteren Bus nach Monguí. Insgesamt sind wir 6 Stunden unterwegs, aber durch die Stopps und die abwechslungsreiche Landschaft sind die Fahrten sehr kurzweilig. Die kolumbianischen Anden sehen ganz anders aus, als die peruanischen oder ecuadorianischen Anden. Die Bergketten hier erinnern an extrem hohe Canyons, unterbrochen durch undurchdringliche, grüne Bergkämme und steile Felsgrade. Das letzte Stück der Strecke tuckert der kleine Bus über die kurvige Bergstraße und schraubt sich mühsam den Berg hinauf, um dann kurz darauf, auf der anderen Seite, runter ins Tal zu brausen.

Monguí ist ein richtiges Bilderbuchdorf. In unserem Reiseführer hatten wir gelesen, dass alle Häuser des Dorfes „weihnachtliche Farben“ haben und konnten uns nicht so richtig vorstellen, was damit gemeint ist. Als wir ankommen, stellen wir fest, dass der Reiseführer nicht übertrieben hat: jedes einzelne Haus ist mit grünen, roten und weißen Elementen verziert. Der kleine Ort sieht tatsächlich aus wie ein Weihnachtswichteldorf! Die grüne Bergkulisse um Monguí herum sorgt zusätzlich dafür, dass alles super idyllisch wirkt. Wir haben uns hier eine kleine Cabaña (im Prinzip eine Gartenhütte aus Holz) am Ortsende gebucht und vermuten, als wir die dünnen Decken sehen, dass wir unsere warmen Schlafsäcke nachts gut nutzen können. Die Vermutung bewahrheitet sich, die Bergnächte in Kolumbien sind genau so kalt wie in Peru und Ecuador! Nachmittags erkunden wir dann das Dorf – es gibt einen schönen zentralen Platz mit Klosterkirche und eine alte Brücke (Ausflugsziel für viele einheimische Touristen). Anschließend trinken wir unseren ersten Cañelazo in Kolumbien. Hier wird dieser mit Aguadiente (lokaler Anisschnaps) zubereitet.
Am nächsten Tag steht eine kleine Wanderung an. Da Max sich noch vom Husten erholt, lassen wir es langsam angehen. Immerhin wandern wir hier auch schon wieder auf 3.000 Metern über dem Meeresspiegel. Beim Wandern treffen wir ein deutsches Pärchen, die neben uns die einzigen Gringotouristen in Monguí sind. Wir verabreden uns für abends, um etwas zusammen trinken zu gehen. Nach 4 Monaten ist das für uns erst der zweite Abend mit anderen Travelern, mit denen wir zur Abwechslung Mal auf unserer Muttersprache reden können. Ein entspannter Ausklang unserer Tage in Monguí.

Das Dorf Monguí

Den nächsten Tag verbringen wir in insgesamt 3 verschiedenen Bussen, auf dem Weg nach San Gil. Die Strecke ist wunderschön und windet sich vorbei an Bergkuppen, durch enge Schluchten und vorbei an Wasserfällen. Eigentlich sollte die Fahrt nur 6 Stunden dauern, aber eine Busverspätung und ein heftiges Gewitter verzögern alles deutlich. Mitten in den kolumbianischen Bergen erleben wir so unser erstes Andengewitter. Wir haben beide noch nie einen so heftigen Regen erlebt und die Intensität der Blitze ist beeindruckend. Die Haupstraße wird fast zum Fluss und in einem kleinen Ort drohen, in Seitenstraßen geparkte Motorräder weggeschwemmt zu werden. Für unseren Busfahrer ist so ein Andengewitter zum Glück nichts Neues und er steuert den Bus unbeeindruckt und sicher bis San Gil. Hier angekommen haben wir das Gewitter weitestgehend hinter uns gelassen. Müde und erschöpft essen wir nur noch etwas und fallen dann ins Bett.

Am nächsten Morgen zeigt uns der Hostelbesitzer dann die schier unendlichen Buchungsmöglichkeiten für Abenteuersport in der Umgebung. San Gil ist tatsächlich ein echtes Mekka für Abenteuersport! Ein weiterer Pluspunkt sind die unschlagbaren Preise der Aktivitäten, unser Budget freut sich darüber natürlich sehr. Wir entscheiden uns dafür, unseren ersten Tag in San Gil trotzdem entspannt anzugehen und nehmen einen Bus in den keinen Nachbarort Curití. Vom Ortskern wandern wir entlang einer wenig befahrenen Straße mit Blick über weite Bergwiesen und das Grün des umliegenden Dschungels. Nach etwa 50 Minuten erreichen wir unser heutiges Ziel: in einen Fluss eingebettet befinden sich mehrere natürliche Pools, die mit ihrem kalten Bergwasser eine willkommene Erfrischung bieten. Im und um den ersten Pool toben viele kolumbianische Familien und wir gehen noch ein Stück weiter Flussaufwärts, denn hier befinden sich die ruhigeren und auch schöner gelegenen Pools. Wir verbringen einen sehr entspannten Tag mit Schwimmen, in der Sonne dösen und einem kleinen Picknick zur Mittagszeit. Gegen halb 4 machen wir uns auf den Rückweg nach Curití, hier gönnen wir uns auf dem zentralen Platz noch einen Eiscafé und einen „Aperol ohne Alkohol“ (der nur nach Grenadine schmeckt).

Der nächste Tag wird dafür umso actionreicher: morgens geht es für uns zum Wildwasserrafting. Da nur wir beide das Rafting gebucht haben, haben wir den Guide Albert ganz für uns alleine. Wir nehmen deshalb auch kein normales Raft, sondern ein auf 3 Personen ausgelegtes Ducky (aufblasbares Kayak). Der Guide erklärt bevor es losgeht noch, dass das Ducky deutlich instabiler ist und die Wahrscheinlichkeit besteht, dass wir häufiger Baden gehen. Dann geht die wilde Fahrt auch schon los und die ersten Stromschnellen inklusive Wellen meistern wir problemlos, aber mit viel Spaß. Nach einigen Kilometern auf dem Fluss fragt uns der Guide dann, ob wir uns bereit fühlen für eine Doppelwelle mit einer 50/50 Chance in dieser zu kentern. Wir sind dabei und nehmen die Stromschnelle in Angriff: die zweite Welle erwischen wir allerdings seitlich, sodass wir uns in Sekundenschnelle im Wasser befinden. Prustend klettern wir nach der Stromschnelle zurück ins Ducky und genießen anschließend die letzten Kilometer des Raftings. Für nur 15€ pro Person, inklusive aller Sicherheitsvorkehrungen (Schwimmweste, Helm, Versicherung und Safety Kayaker) und mit einem Guide mit 22 Jahren Erfahrung, bietet der Veranstalter eine unschlagbare Qualität. Nachmittags geht es dann noch zum Bungee Jumping –  Max springt aus 70 Meter Höhe direkt über dem Fluss, auf dem wir morgens noch Raften waren. Ein echt cooles Erlebnis und jede Menge Adrenalin!

Von San Gil aus geht es am nächsten Tag weiter nach Guadalupe. Für Ann mit Muskelkater vom Rafting 😉 Wir fahren mit einem kleinen Bus 2 Stunden bis Oiba und anschließend geht’s auf der Ladefläche eines Pickups nochmal 1 Stunde bergauf nach Guadalupe. Auf der Ladefläche sind zwei Sitzbänke eingebaut, sodass die Fahrt überraschend bequem ist. In Guadalupe angekommen, erleben wir zum ersten Mal, dass ein Hostel geschlossen ist, obwohl wir eine bestätige Buchung haben. Kurzfristig kontaktieren wir dann Cesar, der auch ein Hostel im Ort hat und für uns sogar sein Mittagessen stehen lässt. Nachdem wir nun also einen Schlafplatz für 2 Nächte haben, nimmt uns Cesar mit zum Restaurant, wo sein Essen noch auf ihn wartet. Nachmittags wandern wir zu einem kleinen Wasserfall und zu einem Fluss, in dem sich kleine Naturpools befinden. Anders als die Pools bei San Gil schimmern die Pools hier durch Mineralien rötlich. Da viele Kolumbianer heute das Highlight des Ortes besuchen (aufgrund eines Feiertags), beschließen wir dorthin erst am nächsten Tag zu wandern. Las Gachas – das Highlight in Guadalupe – ist ein Fluss in dessen Lavagestein sich unzählige große und kleine, manchmal ziemlich tiefe, Naturpools befinden. Zu Fuß brechen wir am nächsten Morgen früh auf und wandern knapp 50 Minuten bergauf. Als wir an Las Gachas ankommen, sind wir direkt begeistert: Kristallklare Pools, soweit das Auge reicht, vor grünem Bergpanorama. Noch dazu haben wir die Pools bis mittags fast für uns alleine. Der Boden ist durch den glatt geschliffenen Lavastein ziemlich rutschig, sodass man in einen der Pools bergab reinrutschen kann, wie eine Wasserrutsche. Da die Sonne erbarmungslos knallt, machen wir uns zur Mittagszeit auf den Weg zurück ins Dorf.

Las Gachas, Guadalupe

Guadalupe selbst ist auf jeden Fall auch sehenswert. Es gibt zwar nicht viel zu tun, aber die Atmosphäre ist einmalig. In dem kleinen, hauptsächlich durch Landwirtschaft geprägten Ort, scheint die Zeit ein bisschen stehen geblieben zu sein. Die Männer tragen fast alle Cowboyhüte und Pferde gehören hier noch zu den Fortbewegungsmitteln. Kein seltener Anblick sind Rinderherden, die über die Hauptstraße des Ortes getrieben werden oder Cowboys, die ihre Pferde kurz vor einem der kleinen Läden parken, um sich ein Bier zu gönnen. Wir sind uns einig, dass sich die Fahrt nach Guadalupe auf jeden Fall gelohnt hat.

Übrigens ist unser Video zu Galápagos online! 🙂

2 Gedanken zu “Von Bergflüssen & Abenteuersport – die Anden Kolumbiens

  1. Ihr Lieben, was für ein tolles Video, besonders die Unterwasseraufnahmen…faszinierend. Wie schön, dass ihr das alles erleben dürft.
    Constanza und ich brechen in ein paar Tagen zu unserer dreimonatigen Balkantour mit unserem Zeltanhänger auf. Viel Glück und viel Segen auf all euren Wegen….herzlich Franz

    Like

    1. Hallo lieber Franz! Danke für die lieben Kommentare. Wir freuen uns immer sehr!
      Eure Tour klingt auch nach einem tollen Abenteuer. Wir sind schon gespannt, davon zu hören und wünschen euch erstmal alles gute und viel Spaß sowie tolle Erlebnisse und Bekanntschaften.
      Viele Grüße Anna und Max

      Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s