Galápagos Teil 2

Nachdem Max Familie zurück nach Deutschland geflogen ist, verbringen wir 13 weitere Tage auf Galápagos. Zunächst bleiben wir noch 3 Tage auf San Cristóbal. Wir genießen weiterhin den Anblick der vielen Seelöwen überall auf der Insel und unternehmen eine tolle Wanderung zu dem wunderschönen, abgelegen Strand Playa Baquerizo. Der felsige Weg führt uns steil bergab auf die andere Seite der Bahía Tijeretas. Als wir unten angekommen sind, geht es weiter über Lavagestein entlang des Ufers bis wir schließlich nach insgesamt 50 Minuten den schönen Sandstrand erreichen. Außer uns sind nur zwei Französinnen am Strand und so können wir die Seelöwen und Schildkröten in der türkisen Bucht ganz in Ruhe beochbachten. Wir haben uns ein Picknick mitgebracht und verbringen einen entspannten Strandtag. An unserem letzten Tag auf San Cristóbal gehen wir nochmal in unserer Lieblingsbucht Bahía Tijeretas schnorcheln, um die Seelöwen noch ein letztes Mal ganz nah zu erleben. In dem Punkt kann keine andere Insel mit San Cristóbal mithalten. Aber bekanntlich soll man ja gehen, wenn es am schönsten ist und so verabschieden wir uns aus dem Wasser und schauen dem wilden Spiel der Seelöwen noch vom Ufer aus zu. Dabei werden wir auch Zeuge, wie eine Seelöwenmutter ihre zwei Jungtiere beschützt und einer amerikanischen Frau den Ausgang aus dem Wasser über eine Felstreppe versperrt. Die Frau kommt aus Kalifornien und ist daher zum Glück mit Seelöwen vertraut und wartet gelassen im Wasser, bis die Seelöwin den Weg wieder freigibt. So süß die Seelöwen beim Spielen sind – zu den Alphamännchen und Muttertieren sollte man immer ausreichend Abstand halten.

Seelöwen am Strand

Am nächsten Tag fahren wir von San Cristóbal nach Isabela. Da es keine direkte Speedbootanbindung zwischen den beiden Inseln gibt, müssen wir zunächst nach Santa Cruz fahren. Immerhin haben wir uns dieses Mal (gleich teure!) Tickets für das beste Boot gebucht – hier sitzt man gerade zur Fahrtrichtung (wie in einem Bus) und nicht wie auf den anderen Booten seitlich. Nach der ungewohnt bequemen Fahrt und ruhiger See haben wir einen Aufenthalt von knapp 5 Stunden auf Santa Cruz. Diesen verbringen wir entspannt an der Hafenpromenade und zum Mittagessen teilen wir uns leckeres Ceviche und Encebollado (Fischsuppe) in einem hübschen Restaurant an der Promenade. Dazue eine Randnotiz: der Fischfang auf Galápagos ist noch old-school mit kleinem Bötchen, also deutlich nachhaltiger als in Europa beispielsweise. Als es schließlich Zeit zum Boarden ist, stellen wir fest, dass das Ticketoffice auf Cristóbal uns nicht auf die Passagierliste für die Weiterfahrt nach Isabela gesetzt hat. Und da die Marine niemanden von der Insel gehen lässt, der nicht auf der Liste steht, werden wir kurzerhand aus dem Hafen geschmuggelt. Erst werden unsere Rucksäcke klammheimlich von einem jungen Typ auf das Boot gebracht, welches zu diesem Zeitpunkt noch direkt im Hafen liegt. Dann dürfen auch wir heimlich an Bord klettern – ohne die sonst übliche Ausreisegebühr und Gepäckkontrolle auf dem von der Marine bewachten Steg. Wir sollen dem jungen Typen in einem Abstand von 20 Metern folgen und möglichst unauffällig schlendern, unsere Tagesrucksäcke trägt der Typ ebenfalls vor uns her. Wir versuchen möglichst unschuldig hinterher zu zuckeln, sind uns aber nicht ganz sicher ob wir nicht gerade deshalb auffällig sind. Wie auch immer, wir schaffen es unbehelligt auf das Boot und als wir an Board sind, geht’s auch schon los. Das Boot macht nun wie gewöhnlich 150 Meter vor dem Hafen fest und die anderen Passagiere kommen mit den kleinen Taxibooten an. Wahrscheinlich denken die anderen Touristen wir hätten einen VIP-Service gebucht, vorher standen wir schließlich teilweise hinter den anderen Passagieren in der Schlange und sind nun plötzlich vor allen anderen an Board. Die See ist während der Fahrt am Nachmittag deutlich rauer und einige Passagiere hängen bemitleidenswert in den Seilen.

Am nächsten Tag auf Isabela haben wir morgens Garúa. Auf Galápagos gibt es keine klassische Trocken- und Regenzeit, wie sonst in tropischen Ländern üblich. Hier ist das Wetter hauptsächlich geprägt durch den kalten Humboldtstrom und die südlichen Passatwinde. Daraus resultiert eine sogenannte heiße Zeit mit hohen Temperaturen und heftigen, kurzen Regenfällen und Garúa (Nieselregen) mit längeren Sprühregenepisoden und milderen Temperaturen. Wir befinden uns jetzt genau im Wechsel zwischen den zwei Jahreszeiten. Der feine Garúa hindert uns allerdings nicht daran, zur Mauer der Tränen aufzubrechen. Diese 7 Meter hohe und 100 Meter lange Mauer ist Teil der dunkeln Vergangenheit Isabelas, als die Insel noch eine Strafkolonie war. Von 1946 – 1959 mussten die Gefangenen hier stundenlang, täglich und über Jahre hinweg Vulkansteine abbrechen und zu einer Mauer aufschichten. Bei dieser gefährlichen Arbeit sind hunderte Gegangene ums Leben gekommen. Der Nieselregen passt perfekt zu der irgendwie unheimlichen Stimmung, als wir vor der Mauer stehen. Die Wanderung dauert hin und zurück ungefähr 3 Stunden und unterwegs sehen wir einige große Landschildkröten und steigen außerdem noch auf einen Aussichtspunkt mit Blick über die Küste. Den Nachmittag verbringen wir mit Eis essen und Lesen am kilometerlangen Sandstrand, der direkt im Ort beginnt. Zu Fuß brauchen wir von unserem Hostel keine 5 Minuten hierher. Genau deshalb wollten wir auch nochmal zurück nach Isabela – hier gibt es von allen Inseln die zugänglichsten Strände. Die nächsten Tage verbringen wir also logischerweise am Strand, mit Strandspaziergängen während Garúa und Besuchen bei den Seelöwen im Hafen und der kleinen Mangrovenbucht Concha de Perla. Außerdem macht Max noch eine geführte Wanderung zu dem Vulkankrater Sierra Negra. Ann ist eine Fischsuppe nicht allzu gut bekommen und kuriert sich daher im Hostel aus. Isabela hat mehrere aktive Vulkane und bei der 16 Kilometer langen Wanderung geht man nicht nur entlang der beeindruckenden Caldera mit 10,5 km Durchmesser, sondern sieht auch noch den relativ neu entstandenen Vulkan „Chico“. Außerdem hat man von dort einen tollen Blick bis hinüber zur anderen Küstenseite der Insel. Die Wolken ziehen dabei dramatisch über die karge Vulkanlandschaft und hüllen die gegenüberliegende Kraterseite in wenigen Minuten in einen dichten Nebel.
Insgesamt verbringen wir so eine Woche auf Isabela und die Zeit vergeht wie im Flug. An unserem letzten Tag geht’s nach einem Mittagsmenü im, unserer Meinung nach, besten der günstigen Restaurants der Insel mit dem Speedboat zurück nach Santa Cruz. Zum Abschluss unserer Speedboatfahrten erwischt uns bei dieser Fahrt nochmal ordentlich Seegang und wir bescheinigen uns hiermit endgültig unsere Seetauglichkeit! Gleichzeitig fragen wir uns aber auch wieder, wie so eine Überfahrt im August aussieht, wenn der Pazifik um Galápagos wirklich wild sein soll…

Auf Santa Cruz haben wir zur Abwechslung ein Appartement und wir genießen es sehr nach fast 4 Monaten zum ersten Mal ein eigenes kleines Wohnzimmer mit Küche zu haben. Das eiskalte Wasser in der Dusche erinnert uns dann aber wieder schnell an die Backpackerrealität 😉 Während unserer letzten Tage auf Santa Cruz lassen wir uns von einem der kleinen Taxiboote auf die gegenüberliegende Seite der Hafenbucht bringen. Hier besuchen wir den Strand Los Alemanes. Außerdem fahren wir noch ins Hochland, damit auch Max die riesigen Galápagos Landschildkröten kennenlernt. Jeden Abend zum Sonnenuntergang steuern wir zielsicher einen ruhigen Bereich an der Hafenpromenade an, wo häufig Seelöwen auf Steinstufen relaxen. Der perfekte Tagesabschluss! An unserem letzten Tag auf Galápagos wandern wir nochmal zum schönsten Strand auf Santa Cruz und verbringen einen Strandtag mit Picknick in der Tortuga Bay. Ein letztes Happy Hour Bier abends darf natürlich auch nicht fehlen.

Galápagos Landschildkröte

Schließlich ist es soweit und wir müssen uns nach 3 unglaublichen Wochen von Galápagos verabschieden. Es bleibt nur zu sagen: wenn ihr in der Gegend seid, lasst euch dieses einmalige Naturparadies auf keinen Fall entgehen! Auch wenn die vielen Gebühren und Touristenpreise weh tun, ist es das letztendlich wert und ein unvergleichliches Erlebnis. Beim Abflug von der Flughafeninsel Baltra (dorthin kommen wir frühmorgens mit dem öffentlichen Bus und Taxiboot) haben wir einen letzten Blick auf die Inseln und den Pazifik. Zurück in Guayaquil kommen wir relativ schnell in der Realität an. Wir haben die letzten Tage schon die Situation auf dem Festland in den ecuadorianischen Medien aufmerksam beobachtet und wissen daher, dass während unserer Zeit auf Galápagos ein nationaler Streik ausgebrochen ist. Ähnlich wie wir es aus Peru kennen, gibt es Unruhen mit Straßenblockaden, die sich quer durch das ganze Land ziehen. Bei Demonstrationen gibt es teilweise Ausschreitungen, aber vielerorts wird auch einfach friedlich protestiert. Das Ergebnis ist allerdings, dass im ganzen Land keine Busse mehr fahren und wir erstmal in Guayaquil stranden würden. Da wir in den letzten Tagen sowie immer Mal wieder mit dem Gedanken gespielt haben, zeitnah erstmal durch Kolumbien zu reisen (und den Rest von Ecuador im Anschluss auf dem Rückweg nach Peru zu machen), zögern wir nicht lange und buchen uns für den nächsten Tag einen Flug nach Bogotá, die Hauptstadt Kolumbiens. Das dies die richtige Entscheidung ist merken wir umso deutlicher, als uns der Taxifahrer Wellington auf unserer Fahrt vom Flughafen ins Stadtzentrum Guayaquils ans Herz legt wegen den erwarteten Demonstrationen das Hotel besser nicht zu verlassen. So verbringen wir also einen Nachmittag und halben Tag mit TV und Pizza in unserem Hotelzimmer. Am Nachmittag des nächsten Tags kommen wir dann wieder problemlos mit Wellington zurück zum Flughafen und können unsere Reise nach Kolumbien starten. Ann ist schon ganz ungeduldig vor Vorfreude, da Kolumbien schon ewig auf ihrer Wunschliste steht und auch Max ist sehr gespannt auf Kolumbien. Während der letzten Monate haben wir sehr viele Leute kennengelernt, die bei Kolumbien nicht mehr aus dem Schwärmen heraus kamen…

Aus Kolumbien hört ihr dann wieder von uns. Bis dahin könnt ihr nochmal in den letzten Artikel schauen, dort sind jetzt Bilder. Auch bei Polarsteps sind jetzt die Bilder aus Galápagos vollständig. Und zu guter Letzt ist hier noch unser neues Video zu unserer Zeit auf dem Festland von Ecuador:

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2 Gedanken zu “Galápagos Teil 2

  1. Tolles Video, vielen Dank….Wir freuen uns schon auf den nächsten Bericht. Bleibt gesund und geniesst das Privileg, zu reisen.
    Von Herzen, Franz

    Gefällt 1 Person

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