Sierra – Vulkane, Bergpanorama und Natur pur

Nach knapp 3 Stunden Fahrt durch die Anden erreichen wir das kleine Bergdorf Chugchilan.
Unsere Unterkunft ist sehr gemütlich, es gibt sogar einen Aufenthaltsraum mit Kachelofen und Billard, Tischtennis und Sitzecken. Das leckere Abendessen ist hier im Zimmerpreis inklusive (es gibt in Chugchilan nämlich keine Restaurants, die zur Wahl stünden). Nachdem wir unsere Sachen schnell in unser Zimmer gebracht haben, starten wir direkt mit einer kleinen Wanderung von 2 Stunden. Es geht entlang von Bergwiesen mit Kühen, Lamas und über schmale Pfade bergab. Abends und nachts wird es eiskalt und wir sind dankbar für die vielen dicken Decken in unserem Bett und unsere Thermounterwäsche!

Am nächsten Morgen stehen wir in aller Herrgottsfrühe um 5 Uhr in der Dorfmitte und warten auf den ersten Bus zum Kratersee Quilotoa. Mit einer halben Stunde Verspätung kommt dieser angerumpelt und mit blickenden Lichtern und lauter Musik geht es Richtung Sonnenaufgang nach Quilotoa. Gerade rechtzeitig, um noch die tollen Farben und den Sonnenaufgang zu sehen, kommen wir am Kraterrand an. Das frühe Aufstehen hat sich also gelohnt. Noch besser ist das Erlebnis, da wir den ganzen Krater komplett für uns alleine haben, damit hatten wir nicht gerechnet. Unser mitgebrachtes Frühstückspaket lassen wir uns auf einer der Bänke schmecken. Danach wandern wir ein Stück den Pfad am Kraterrand entlang. An einer besonders schönen Stelle setzen wir uns ins Gras und genießen die Sonne mit Ausblick auf den jetzt türkis glitzernden Kratersee. Anschließend wandern wir noch hinunter in den Krater. Unten essen wir unsere Lunchbox am Ufer des Sees. Gestärkt nehmen wir den Aufstieg zurück zum Kraterrand in Angriff und kommen aufgrund der Sonne und der Höhe ganz schön ins Schwitzen.

Laguna Quilotoa

Am nächsten Tag machen wir eine weitere Wanderung, dieses Mal geht es hoch bis zum auf 3.700 Meter gelegenen Nebelwald. 16,5 km und 550 Höhenmeter umfasst unsere Route. Nachdem wir einem Schotterweg durch Bergwiesen und kleine Dörfer immer weiter nach oben folgen, erreichen wir schließlich die Höhe, in der der Nebelwald beginnt. Wir gönnen uns eine kleine Pause und genießen den Ausblick. Auf der Hälfte der Strecke machen wir einen kurzen Stopp in einer kleinen Käserei, die als Kooperative die Milch der benachbarten Familien zu Käse verarbeitet. Wir kaufen ein Stück leckeren Mozzarellas und freuen uns, dass wir uns entschieden haben, mehrere Tage in Chugchilan zu bleiben. Nachdem wir ein Stück entlang des Nebelwaldes wandern, geht es schließlich wieder bergab ins Tal. Unser Hostal liegt aber auch immer noch auf 3.200 m – also können wir die weitläufige Paramo Hochebene ausgiebig genießen. Spontan entscheiden wir uns, noch eine Nacht länger in den Bergen zu bleiben. So können wir am nächsten Morgen noch eine Wanderung in den Canyon Rio Toachi machen. Nachdem wir etwa eine halbe Stunde gewandert sind, hört der Weg abrupt auf – wir stehen vor dem Beginn des Canyons. Hier ist der Weg allerdings durch einen Felssturz komplett weggebrochen. Links neben uns führt behelfsmäsig ein schmaler Pfad den Berg hinauf, um die Stelle zu umgehen. Da legt Anns Höhenangst aber ganz klar ein Veto ein. Nach einem kleinem Snack laufen wir zurück zur Straße und halten Ausschau, ob es noch einen anderen Weg gibt. Wir werden fündig: eine Familie stellt ihr Grundstück zum Durchgang zur Verfügung. Für einen Dollar pro Person dürfen wir den überraschend gut befestigten Weg (sogar mit Geländer) nutzen. Schließlich kommen wir zu zwei Aussichtspunkten und genießen den Blick über den weiten Canyon. Auf dem Rückweg müssen wir uns etwas beeilen, denn um 13 Uhr kommt einer der 4 täglichen Busse zurück nach Latacunga. In Latacunga steigen wir noch vor dem Ort, direkt an der Panamericana, aus. Von hier aus können wir einen weiteren Bus nach Riobamba nehmen. Nach 15 Minuten warten (gemeinsam mit einigen Einheimischen) an dem Verkehrsknoten, kommt der erste Bus in unsere Richtung. Dieser ist allerdings schon voll und wir müssen uns weiter gedulden. Nach etwa 20 Minuten kommt schließlich ein weiterer Bus nach Riobamba vorbei und nimmt uns mit. Als wir abends ankommen, sind wir ziemlich müde und gehen nur noch schnell ein paar Straßen weiter etwas essen.

Nach einer erholsamen Nacht in unserem sehr schicken Hostal (es gab keine günstigere Unterkunft in Riobamba) machen wir uns direkt nach dem Frühstück auf den Weg zum Vulkan Chimborazo. Wir spüren zwar schon die Wanderungen der letzten Tage in unseren Muskeln, aber diese Wanderung wollen wir unbedingt auch noch machen. Der Chimborazo ist Ecuadors höchster Berg und durch die Nähe zum Äquator ist der Gipfel des Chimborazos der Punkt der Erdoberfläche, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist. Mit dem Bus fahren wir zum Eingang des Nationalparks, hier finden wir noch eine Französin und 3 Ecuadorianer, die sich das Pickup-Taxi mit uns teilen. So wird die Fahrt hinauf zum Ausgangspunkt unserer Wanderung am ersten Refugio (Schutzhütte) für alle günstiger. Vom ersten Refugio hinauf zum zweiten auf 5.000 M benötigen wir etwa 40 Minuten – wir genießen den Ausblick auf den Gipfel des Chimborazo bei strahlendem Sonnenschein. Anschließend laufen wir noch weiter zu einer kleinen Lagune auf 5.100 M. Die Entfernung ist nicht weit und auf Meeresniveau würden wir die Strecke definitiv als Spaziergang bezeichnen. Aufgrund der dünnen Luft ist der Aufstieg tatsächlich ganz schön anstrengend, aber mit Akklimatisierung gut machbar. Als wir oben angekommen sind, machen sich bei Ann erste Symptome der Höhenkrankheit bemerkbar – leichte Kopfschmerzen und Übelkeit. Diese sollte man in so einer Höhe auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen und weitere Aufstiege unbedingt vermeiden. Da der Wanderweg hier ohnehin für alle Wanderer ohne Klettertour endet, steigen wir nach einem kurzen Stopp auf dem Schneefeld neben der Lagune wieder hinunter zum ersten Refugio. Vorher lässt es sich Max allerdings nicht nehmen, wie viele Einheimische, ein Stück des verschneiten Berghanges auf dem Hosenboden hinunter zu rutschen. Vom ersten Refugio wandern wir zurück zum Eingang des Nationalparks. Hier sehen wir mehrere Herden Vicuñas (eine wild lebende Lamaart).
Als wir am Parkplatz ankommen, erleben wir, wie schnell das Wetter in Bergen wechseln kann: aus dem Nichts ziehen plötzlich Wolken auf und innerhalb weniger Minuten sind wir komplett von Nebel eingehüllt. Als unser Bus zurück nach Riobamba kommt, sind wir dankbar für die eingeschaltete Heizung, denn mit dem Nebel wird es sehr schnell eiskalt. An unserem letzten Tag in Riobamba schauen wir uns morgens noch das Zentrum des Städtchens an und sind ganz begeistert von den vielen bunten Kolonialgebäuden. Riobamba gefällt uns richtig gut. Anschließend nehmen wir den Bus um 11 Uhr nach Cuenca. Bei unserer Fahrt durch die Anden erhaschen wir einen Blick auf die Teufelsnase. Die Bahnstrecke gilt als steilste der Welt und schraubt sich in extremen Spitzkehren den Berghang hinauf. Leider ist die Betreibergesellschaft während Corona bankrott gegangen, sodass die Strecke nicht mehr befahren wird.

Vulkan Chimborazo

Nach 4 Stunden Fahrt über die berühmte Allee der Vulkane, mit toller Aussicht auf die steil aufragenden Vulkane und umliegenden Bergpanoramen, kommen wir in Cuenca an. Die nächsten zwei Tage erkunden wir die drittgrößte Stadt Ecuadors. Das Stadtzentrum ist UNESCO Weltkulturerbe und entsprechend sehenswert. Cuenca ist generell eine sehr schöne Stadt, aber uns schon fast zu „europäisch“ und geordnet. Trotzdem finden wir die entspannte Atmosphäre gut und bummeln ohne Ziel durch die Straßen und Markthallen. Außerdem besuchen wir zwei kostenfreie Museen – das Museum Pumapunga zur Kultur der verschiedenen indigenen Nationalitäten Ecuadors mit einer Inkaruine und das kleine Musuem einer Panama Hut Manufaktur. Ja, ihr lest richtig: die Panama Hüte kommen ursprünglich aus Ecuador und nicht, wie der Name suggeriert, aus Panama.

Plaza Francisco, Cuenca

Von Cuenca aus machen wir außerdem einen Tagesausflug in den El Cajas Nationalpark. Wir nehmen morgens einen Bus in Richtung Guayaquil und lassen uns am Besucherzentrum absetzen, eine Australierin-Vietnamesin aus unserem Hostal kommt mit uns. Der El Cajas Nationalpark ist wirklich schön, er ist geprägt durch viele Lagunen und Moorlandschaft. Immer wieder ragen steile Berghänge neben uns auf. Wir folgen einem, an einigen Stellen sehr schmalen Pfad bergauf und bergab, entlang der felsigen Bergflanken und durch grüne mit Agaven bewachsene Täler. Mehrmals kommen wir an tollen Aussichtspunkten über die weite Landschaft vorbei. Wir überqueren kleine Flüsse und wandern durch einen Polylepis-Wald. Die Natur ist hier unglaublich abwechslungsreich. Nach 4 Stunden kommen wir wieder am Besucherzentrum des Nationalparks an. Von hier aus fahren wir zurück nach Cuenca. Abends sind wir zum Essen verabredet, unser erster Besuch ist in Südamerika angekommen: Max Eltern und Schwester. In zwei Tagen fliegen wir gemeinsam von Guayaquil auf die Galapagos Inseln.

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Ein Gedanke zu “Sierra – Vulkane, Bergpanorama und Natur pur

  1. Jedesmal freue ich mich über eure spannenden Artikel. Viele Erinnerungen kommen hoch von meiner Perureise vor 40 Jahren. Ich wünsche euch weiterhin viel Freude, Kraft und Mut, von Herzen, Franz

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