Die ecuadorianischen Anden

In El Coca selbst gibt es nicht viel zu sehen und zu machen. Die Stadt ist eine Arbeiterstadt, die als Basis der vielen Ölfirmen im ecuadorianischen Urwald dient. Daher bleiben wir nur eine Nacht im überteuerten aber guten Hotel und nehmen am nächsten Morgen den Bus nach Quito. Natürlich gibt es auch in diesem Bus wieder jemanden, der laut Videos auf dem Smartphone schaut, die alle drei Sekunden wechseln. Das ist wohl TikTok, für alle Mitfahrer eine absolute Lärmbelästigung. Aber so lautet die Daumenregel – in jedem öffentlichen Verkehrsmittel gibt es einen Tiktok-Fan, der alle Mitfahrer teilhaben lässt. Zum Glück scheint dieses Problem in Ecuador erkannt; kaum ist der Bus losgefahren, halten wir auch schon wieder an, um einige Händler an Board zu lassen. So auch einen, der auf Kopfhörer spezialisiert ist. Unser Mitfahrer hat auch ein Einsehen und kann dem Angebot nicht wiederstehen. Überhaupt gibt es in Ecuador viele Händler in den Bussen, die in teilweise minutenlangen Monologen ihre Waren rhetorisch geschickt feilbieten. Die Rezepienten können natürlich auch nicht fliehen und so lassen sich immer erstaunlich viele überzeugen, die verschiedensten Waren (besagte Kopfhörer, Uhren, Naturmedizin, etc.) zu erstehen.

Die übrige Fahrt verläuft nun also ohne den elenden Lärm und wir kommen am späten Nachmittag in Quito an. Vom Busbahnhof nehmen wir ein Taxi zu unserem Hostel. Der Besitzer Mario empfängt uns herzlich und weist uns das (unserer Meinung nach) beste Zimmer zu. Im obersten Stock am Ende der als Flur dienenden Galerie liegt unser Eckzimmer, aus dem wir einen tollen Blick über die Dächer der Stadt genießen. Völlig fertig von den Strapazen der letzten Tage suchen wir uns nur noch etwas zu essen, gemeinsam mit drei Deutschen, die wir im Hostel treffen, und fallen anschließend ins Bett. Die nächsten zwei Tage geht’s Max gar nicht gut, weshalb wir nicht viel mehr machen, als im Hostel zu bleiben. Auch Ann findet diese ruhigen Tage gar nicht verkehrt und nutzt sie, um unser erstes Reisevideo fertig zu stellen.

An unserem dritten Tag in der ecuadorianischen Hauptstadt schaffen wir es endlich, diese etwas zu Fuß zu erkunden. Es gibt tolle Straßenzüge im Kolonialstil, die Innenstadt Quitos war die erste zum Weltkulturerbe erklärte Kolonialstadt. Darin sind Läden untergebracht, die sich größtenteils dem Stoffhandel verschrieben haben. Aber auch den einen oder anderen Schokoladenladen entdecken wir und gönnen uns ein paar Pralinen. Beim Einkaufen aber auch beim Essen gehen müssen wir allerdings aufpassen. Wir sind die peruanischen Soles gewohnt, während in Ecuador der US Dollar gilt, also scheint alles ein Viertel so teuer. Wir machen eine Free Walking Tour, die jedoch sehr oberflächlich blieb, weshalb wir uns nach einer Stunde vom Acker machen. Die dadurch frei gewordene Zeit nutzen wir, um mit Bussen zum Mittelpunkt der Erde zu fahren. Hier liegt der nullte Längengrad mitten auf dem Äquator – genug Grund hier einen kleinen Vergnügungspark mit physikalischen Experimenten und einer Ausstellung zur Vermessung der Welt zu errichten. Es war ein netter Nachmittagsausflug, auch wenn die Anfahrt spannender war, als der Park. In der Touristen-Info hatten wir eine viel zu komplizierte Fahrtbeschreibung bekommen, weshalb uns kurzerhand eine Familie mitgenommen hat, die in die selbe Richtung wollte und uns eine bessere Verbindung gezeigt hat. Unterwegs haben wir uns viel mit dem Sohn unterhalten, der momentan Maschinenbau studiert. Nachdem die Familie uns vor einer Shoppingmall verlässt, müssen wir noch einen weiteren Bus nehmen. Hier vergeht die Zeit auch wieder wie im Flug Dank des netten Gesprächs mit einer älteren Dame. Wir merken, dass uns die Ecuadorianer wesentlich offener und temperamentvoller vorkommen als die Peruaner. So wird Ann von der Dame direkt ins Herz geschlossen und „Mi hija – meine Tochter“ und „Sol – Sonne“ genannt. Abends kochen wir uns Nudeln mit Tomatensoße, über die Fabrice, ein französischer Koch und Hostelgast, nichtmal die Nase rümpft – ein Erfolg!

Straßenzug in Quito

Am nächsten Tag ekunden wir Quito weiter zu Fuß. Wir steigen auf die Türme der Basilika und bewundern die Altstadt von oben. Anschließend lassen wir uns treiben und beobachten die vielen Street Art Künstler, die heute mit ihren Grafittis ganz legal verschiedene Tore in der ganzen Stadt verschönern. Kurz vor dem Sonnenuntergang setzen wir uns auf die Plaza Grande in der Altstadt und beobachten das bunte treiben. Ein Clown zieht sein Programm ab und wird von einer großen Menge Passanten bewundert, alte Männer sitzen auf Bänken und erzählen und Snackverkäufer bringen ihre Leckereien unter die Leute. Uns gefällt Quito gut! Dennoch machen wir uns nach 5 Nächten hier auf den Weg gen Süden. Dazu fahren wir zunächst per Taxi zum erstaunlich modernen Busbahnhof. Es gibt sogar Drehkreuze, die per Barcode auf dem Busticket passierbar sind. Drei Meter außerhalb des Terminals hält der Bus denooch ganz normal am Straßenrand, um Fahrgäste aufzusammeln. Aber der Wille zählt ja bekanntlich.

Latacunga heißt der nächste Stopp und ist die Ausgangsbasis für Besteigungen des Cotopaxi, eines der höchsten aktiven Vulkane der Welt. Für viele Reisende ist Latacunga denn auch nur ein sinnvoller Zwischenstopp, wir finden die Stadt aber auch aufgrund ihrer Authenzität ganz nett. Es gibt zum Beispiel einen interessanten überdachten Markt, gute und günstige Restaurants und sogar ein wenig kolonialistisch geprägte Altstadt. Außerdem sind hier viele Menschen auf der Straße zwischen den vielen kleinen Geschäften unterwegs und sorgen so für ein geschäftiges Treiben. Nach einer Nacht in unserem Hostel machen wir uns gemeinsam mit einem israelischen Paar auf den  Weg per Bus zum Eingang des Cotopaxi-Nationalparks. Dort verhandeln wir mit einem wartendnen Pickup-Fahrer einen Preis, damit dieser uns 4 zum Parkplatz auf 4500m Höhe bringt. Von dort laufen wir die übrige Strecke bis zu einer Schutzhütte auf 4860 m. Weiter zur Gletscherkante schaffe wir es leider aufgrund einsetzender Symptome der Höhenkrankheit nicht. Also gibt’s in der Hütte einen heißen Kakao, der aufgrund des andauernden Schneeregens mit Wind auch nötig ist. Nach der kurzen Pause kommt dann tatsächlich die Sonne ein wenig heraus und wir können durch das entstandene Loch in der grauen Wolkendecke einen kurzen Blick auf den Gipfel erhaschen. Beim anschließenden Abstieg begleitet uns jedoch abermals heftiger Schneeregen, so dass wir nach der Auto und folgenden Busfahrt durchnässt wieder im Hostel ankommen. Selten tat eine heiße Dusche so gut!

Blick auf den Cotopaxi von der Schutzhütte

Am nächsten Morgen fahren wir per Bus über spektakuläre Straßen, die sich durch die Paramo Landschaft winden, nach Chugchilán. In diesem kleinen Bergdorf wollen wir mehrere Tage mit Wandern verbringen.

Übrigens, wir haben wie gewohnt noch viele Bilder mehr zum Blogeintrag bei Polarsteps hinzugefügt und unser zweites Video aus Peru ist auch bereits fertig:

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