Das heilige Tal der Inkas

Nach nur 40 Minuten Fahrt kommen wir in Pisac an. Es ist ein kleiner Ort und so laufen wir zum Hostel. Unterwegs fällt uns schon auf, dass Pisac viele Weiße anzieht, die hier scheinbar ihr spirituelles Highlight gefunden haben: Plakate von Yogakursen, spirituellen Mentorings und vieles mehr mit Weißen darauf zeugen davon. Auch Deutsche hat’s hier scheinbar hingezogen, gegenüber vom Hostel liegt „Ulrikes Café“. Wir fragen uns, was die Einheimischen von den teilweise echt abgerissenen Weißen, die hier rumlaufen, denken.

Das Hostel ist wohl ein ehemaliges Hotel, das jetzt von Künstlern geführt wird. Die Einrichtung zeugt davon, sie ist Recht altbacken, aber wird durch zahllose Bilder und andere Kunstwerke bunt aufgepeppt. Nachdem wir freundlicherweise schon um 10 Uhr morgens einchecken können, machen wir uns auf den Weg zu den hiesigen Ruinen. Nachdem wir knapp 350 Höhenmeter per Treppen überwunden haben stoßen wir auf die erste Anlage. Wir sind überwältigt, sind wir doch ganz alleine und können den Ausblick auf die umliegenden steil aufragenden Berge genießen. Nach einem anstrengenden weiteren Aufstieg kommen wir nach knapp 2 Stunden am höchsten Punkt an. Der Ausblick von hier übertrifft nochmal den vorherigen um Längen und entschädigt im Voraus für den folgenden Abstieg im Regen.

Parque arqeologico de Pisac

Am nächsten Tag stiefeln wir voll bepackt ein kurzes Stück die Straße lang, die weiter ins heilige Tal führt, als uns auch schon ein Colectivo (Minibus) mitnimmt. Die Einfachheit dieser Art des Transportes, vergleichbar mit einem Sammeltaxi, gefällt uns und wir werden die nächsten Tage noch viele Colectivos nutzen. Das wichtigste ist, nichts geplant zu haben, aber sich sicher zu sein, dass man schon irgendwie am Ziel ankommen wird, dann klappt das schon – Spanischkenntnisse vorausgesetzt. Nach einer knappen Stunde Fahrt kommen wir in Urubamba an, wo wir in einer sehr hübschen Unterkunft im Grünen, ein wenig außerhalb des Ortes untergebracht sind. Doch wir bleiben nicht lange, sondern machen uns auf den Weg zu den Thermalquellen nahe Calca. Dort entspannen wir und lernen José kennen dem wir später noch mehrfach begegnen werden. Später kochen wir dann noch zum ersten Mal selbst in der Outdoorküche des Hostels. Es gibt Nudeln mit Tomatensoße aus den superaromatischen Tomaten die man hier bekommt. Das ist eine super Abwechslung, ist es doch sonst eher schwierig, vegetarisches Essen zu bekommen.

Am nächsten Tag ziehen wir wieder die Wanderschuhe an. Heute geht’s mit einer Reihe verschiedener Transportmöglichkeiten nach Moray, einer landwirtschaftlichen Versuchsanstalt der Inkas. Von dort wandern wir über die riesige Salinenanlage bei Maras aus der Inkazeit, die heute noch genutzt wird, wieder nach Urubamba. Völlig erschöpft, gönnen wir uns als Belohnung Mal einen guten Kaffee und Kuchen in einem kleinen Café. Außerdem kaufen wir noch ein, um uns abends Guacamole zu machen.

Landwirtschaftliche Versuchsanstalt der Inka in Moray

Ein neuer Tag, eine neue Inkastätte: Heute steht Chinchero auf dem Plan. Wir gehen also wieder zur Hauptstraße und wollen sehen, wie wir dorthin kommen. Ein Taxifahrer verlangt einen unverschämten Preis mit der Begründung eines Streiks, der die Fahrt schwieriger mache. Wir gehen natürlich davon aus, dass das nur eine weitere Begründung für einen hohen Preis ist, die wir lediglich bisher noch nicht gehört haben (die beliebteste Begründung sind übrigens die gestiegenen Spritpreise). Abgebrüht (wir haben schließlich jetzt ein wenig Erfahrung im hiesigen Transportsystem) gehen wir also zu einem anderen Fahrer, der uns und noch ein paar Peruaner auch zu einem besseren Preis mitnimmt. In Chinchero angekommen, müssen wir jedoch durch Nebenstraßen ins Zentrum fahren, da die Hauptstraßen wegen des Streiks blockiert sind. Nachdem der Fahrer uns alle abgesetzt hat, laufen wir Richtung Ausgrabungsstätte und direkt einem lautstark skandierenden Mob entgegen, der auf der Hauptstraße Reifen anzündet. Jetzt merken wir, dass es sich eher um Proteste (wegen der hohen Energiepreise und der Inflation) als um einen Streik handelt. Uns wird doch mulmig und so suchen wir uns dann doch lieber eine Rückfahrgelegenheit, statt die Ruinen zu besuchen. Um eine Erfahrung reicher, relaxen wir nachmittags im Garten der Unterkunft, bevor es am nächsten Morgen zu unserem abschließenden Stopp im heiligen Tal in Ollantaytambo geht.

Wir erkunden den Tag über das Örtchen und suchen uns abends ein Restaurant direkt neben der großen Leinwand, auf der das letzte Qualifikationsspiel Perus für die WM gezeigt wird. Diesmal gewinnt Peru und darf nun hoffen in den Playoffs einen Platz nach Qatar zu ergattern.

Kurz nach dem Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg in die hiesige Ausgrabungsstätte direkt neben unserer Unterkunft. Ein weiteres Mal sind wir beeindruckt von der Baukunst der Inkas. Insbesondere ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, mit welcher Präzision die viele Tonnen schweren Steine passend zueinander geschnitten und gestapelt wurden. Und das weder mit Stahlwerkzeugen noch mit Transporttieren. Auch das Rad war den Inka unbekannt. Im Anschluss gönnen wir uns ein leckeres Frühstück. Wir sitzen neben einem Geldautomaten, der gerade befüllt wird und schauen interessiert dabei zu. Ollantaytambo ist ein kleines, ruhiges Örtchen und doch geschieht der ganze Prozess mit entsicherten Revolvern und hinter einem kugelsicheren Sichtschutz. Später treffen wir José wieder und folgen am nächsten Tag seinem Tipp einer weiteren historischen Stätte, einer Kirche in einer Höhle. Auf dem Weg zurück nehmen wir eine Abkürzung entlang der Bahnschienen, nachdem uns ein Arbeiter gesagt hat, dass wir hier problemlos entlang laufen können. Kurz danach hören wir es rattern und sehen, wie uns gemächlich ein Zug entgegenkommt. Es gibt aber überall genug Platz um zur Seite auszuweichen, also kein Problem. Danach lassen wir unseren letzten Tag im heiligen Tal in der lokalen Craftbeerbrauerei ausklingen und freuen uns, dass es am nächsten Tag in Richtung Machu Picchu gehen soll.

Viele Grüße M&A

P.s. Weitere Bilder gibt’s wie immer bei Instagram und Polarsteps.

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