Nach zäher Warterei in Nazca kommt um 22 Uhr endlich der Bus (wie es sich für Peru gehört mit Verspätung). Todmüde fallen wir in unsere Business-Class ähnlichen Sitze und schlafen direkt ein. 10 Stunden später kommen wir erstaunlich gut erholt in Arequipa an. Nach kurzer Taxifahrt checken wir im Peter’s Hostel nahe des zentralen Platzes der Stadt (Plaza de Armas – so heißen die zentralen Plätze hier überall) ein und machen uns auf die erste Erkundungstour. Uns gefällt die Stadt direkt viel besser als Lima. Alles lässt sich gut erlaufen und auch der Trubel ist weniger sowie die Luft Dank der Höhenlage auf 2300m deutlich besser. Außerdem ist die Stadt mit ihren weißen Gebäuden aus Sillar-Stein und umgeben von gleich drei Vulkanen mit schneebedeckten Gipfeln sehr fotogen.

Was Sillar-Stein ist, erfahren wir später am gleichen Tag: Ann hat ihr Verhandlungsgeschick eingesetzt und uns unglaublich günstige Plätze auf einer Bustour zum Steinbruch gesichert. Eine verrückte Tour voller Peruaner und entsprechend etwas chaotisch. Gleich beim ersten Halt, einem Aussichtspunkt über der Stadt, gehen die ersten 10 Teilnehmer verloren. Die Hälfte davon holt uns aber später per Taxi wieder ein. Weiter geht’s zum Steinbruch. Hier kann man einige kunstvoll aus Sillar (Vulkanstein) gehauene Figuren betrachten. Viel interessanter ist jedoch das Peoplewatching. Einige Figuren sind Nachbildungen bekannter touristischer Orte auf der Welt (z.B. Petra). Entsprechend sind alle Anwesenden bemüht, möglichst tolle Fotos zu knipsen. Wir haben also unseren Spaß, wirklich besichtigenswert ist das Ganze unserer Meinung nach aber nicht. Später besichtigen wir in einem kleinen Canyon noch alte in die Seitenwände gehauene Symbole einer Prä-Inka-Kultur. Im Licht des Sonnenuntergangs ist das ein toller Abschluss dieser etwas verrückten Bustour. Wir fahren übrigens die ganze Zeit mit einem City-Doppeldeckerbus Offroad über Schotterpisten, ein echtes Erlebnis!
Am nächsten Tag erfahren wir, dass wir Mal wieder umplanen können. Eigentlich wollten wir von Arequipa aus eine mehrtägige Wanderung im Canyon de Colca unternehmen, jedoch ist dieser aufgrund eines schweren Erdbebens gesperrt. Also entscheiden wir uns, nur drei Tage hier zu bleiben und im Anschluss weiter nach Cusco zu fahren. Wir lassen uns davon jedoch nicht den Tag vermiesen und stromern den ganzen Tag durch die Gassen. Die Polizei ist hier auch sehr präsent, aber alles ist sehr entspannt, so das wir uns auch in abgelegeneren Gebieten komplett sicher fühlen. Die Polizisten sind sogar derart entspannt, dass sie zeitweise grundlos ihre Trillerpfeifen einsetzen. Außerdem entscheiden wir uns, am nächsten Tag einen Ausflug mit einer Gruppe in den nahegelegenen Nationalpark Aguada Blanca y Salinas zu machen. Abends treffen wir noch eine ehemalige Arbeitskollegin von Ann, die zufällig zwei Wochen in Peru unterwegs ist und trinken einen Pisco Sour zusammen.
Morgens um 6 geht’s dann los zu unserer Tour und wir werden vor dem Hostel abgeholt. Wir sind ein wenig aufgeregt, wie uns die Höhe bekommen wird – der höchste Punkt der Tagestour wird auf 4600m liegen. Am ersten Halt gibt es eine tolle Aussicht auf den imposantesten der Vulkane Arequipas – den Misti. Kurze Zeit später bekommen wir beim Frühstück unseren ersten Cocatee zu trinken. Dieser soll gegen Höhenkrankheit helfen und zusammen mit dem wiederholten Kauen von Kokablättern über den Tag funktioniert das tatsächlich. Wir haben beide nur leichte Kopfschmerzen, aber keine dramatischen Symptome. Der zweite Stopp ist ein Salzsee, ähnlich dem bekannten Salar de Uyuni in Bolivien, nur deutlich kleiner. Hier machen wir viele Fotos; das Panorama der Berge und der Wolken, die sich im flachen Wasser perfekt spiegeln, ist wunderschön. Später halten wir an einer Wiese, auf der gerade unzählige Alpakas und Lamas grasen. Den abschließenden wortwörtlichen Höhepunkt der Tour auf 4.600 Meter ist eine Thermalquelle. Allerdings trauen sich nur zwei Amerikaner und Max hinein. Die anderen bleiben lieber in der Kälte stehen und filmen „die Verrückten“. Abends kommen wir erschöpft aber happy im Hostel an und machen uns Avocadosandwiches, bevor wir ins Bett fallen.


Unser letzter Tag in Arequipa, bevor es abends wieder weitergeht, bricht an. Wir lassen unsere Rucksäcke im Hostel und haben noch ein paar Programmpunkte abzuhaken. Da wäre zum einen die Alpakawelt. Hier kommt man den knuddeligen Tieren ganz nahe und kann im Anschluss noch diverse Produkte aus Alpakawolle kaufen. Wir sind nur zum Tiere füttern und Fotos machen gekommen, das geht auch. Danach geht’s zum Mercado Don Camilo. Dieser ist so riesig, dass wir uns stundenlang die Zeit vertreiben, Fotos machen und lecker essen. Unter anderem gibt’s Rocoto Relleno, ein traditionelles Gericht der Gegend. Rocoto ist eine örtliche scharfe Paprikasorte, die mit einer arabisch anmutend gewürzten Füllung und Käse überbacken serviert wird. Dazu gibt’s üblicherweise Kartoffelgratin. Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Busterminal, das treffend Terrapuerto (also etwa „Bodenhafen“) benannt ist, um den Nachtbus nach Cusco zu erwischen.