Abseits des Gringo Trails: San Juan de Marcona

Nach der Hitze der Wüste in Nasca freuen wir uns sehr auf das angenehmere Küstenklima. Wir wissen schon seit Paracas, dass wir San Juan de Marcona, eine weitere Küstenstadt im Süden, sehen wollen. Quasi seit der Empfehlung durch einen Taxifahrer, halten wir also Ausschau, wie wir am besten nach Marcona kommen. Hierzu kurz als Erklärung: es gibt in Peru den s.g. „Gringo Trail“ – eine Route quer durch Peru, der wahrscheinlich 90% aller Touristen und Backpacker folgen. Sobald man diese mehr oder weniger gut ausgebauten und durch touristische Infrastruktur geprägten Pfade jedoch verlässt, wird es schwieriger zuverlässige Informationen und Busstrecken zu finden. Wir können online kaum Unterkünfte in Marcona finden und beschließen erstmal zwei Nächte bei dem einzigen AirBnB in der ganzen Stadt zu buchen. Nasca dient uns auch eigentlich nur als Zwischenstopp für Marcona, da dies auf etwa halber Strecke liegt und wir die Info hatten, dass wir hier einen Transfer nach Marcona finden können.

In Nasca fragen wir also weiter herum und finden heraus, dass tatsächlich Collectivos (Sammeltaxis) zwischen Marcona und Nasca pendeln. Mittags machen wir uns auf den Weg zu einem dieser Anbieter und müssen nicht lange warten – außer uns wollen zur gleichen Zeit noch einige Peruaner nach Marcona und so geht es direkt los. Wir tuckern gemächlich im Van die staubige Straße hinunter Richtung Küste und sehen mal wieder Wüste und trockene Pisten neben der Straße, soweit das Auge reicht. Nach ca. 1,5 Stunden erreichen wir unser Ziel. Anschließend laufen wir mit unseren Rucksäcken ca. 2 Kilometer durch die knallende Mittagssonne auf der Suche nach unserer Unterkunft. Schnell stellen wir fest, dass diese auf AirBnB an der falschen Stelle markiert ist. Wir machen uns also auf den Weg zurück ins Zentrum, um unseren Gastgeber zu kontaktieren (hierzu brauchen wir WLAN, weil wir keine Simkarte haben). Wir gestehen uns diese Niederlage an die Digitalisierung ein und setzen den Simkartenkauf auf unsere To Do Liste. Auf unserem Weg quer durch die Stadt wundern wir uns doch ein wenig über das komplett abgeriegelte und verlassene Viertel, durch welches wir laufen. Überall finden wir hier Hinweisschilder auf ein hohes Corona Risiko. Später erfahren wir von unserer Gastgeberin, dass es sich hier tatsächlich um wortwörtlich ausgestorbene Viertel handelt.

Als wir schließlich die korrekte Adresse bekommen und in der Unterkunft ankommen, werden wir von dem super freundlichen Gastgeberehepaar freudig begrüßt. Unser Zimmer im obersten Stock ist schön luftig und wir machen uns nach einer kurzen Pause direkt wieder auf den Weg, um die wunderschönen Strände der Stadt zu erkunden. Hier wird uns dann sehr schnell die Realität bewusst: wir befinden uns nicht in einem kleinen, hübschen Küstenstädtchen, sondern inmitten von Arbeitersiedlungen und Baustellen der örtlichen Eisenminengesellschaft. Vom ehemaligen Tourismus ist längst nichts mehr zu spüren, unser vorab recherchiertes Touroffice z.B. existiert nicht mehr und die Adresse befindet sich in einer Baracke, umgeben von weiteren Baracken, Schutt und Baustellen.Wir laufen trotzdem optimistisch weiter über menschenleere Schotterwege und werden immerhin mit einem sehr schönen, leeren Strand belohnt. Als wir mit einem Tuktuk zurück zur Unterkunft fahren, beschließen wir Plan B zu aktivieren und unsere Gastgeber zu fragen, wie wir zum Naturschutzgebiet und den anderen Stränden kommen. Die Antwort ist ernüchternd: das Naturschutzgebiet (wo wir die Pinguine und Seelöwen sehen wollten) ist gesperrt und der Zurtritt muss bei der Verwaltung genehmigt werden. Aber dafür bietet uns Justina direkt an, am nächsten Morgen mit uns im Auto zu einigen der Strände zu fahren. Den Abend verbringen wir damit, das kleine Stadtzentrum zu erkunden und überall sehen wir die Fahrzeuge der chinesischen Minengesellschaft und die von der Schicht kommenden Arbeiter.

Am nächsten Morgen fahren wir gemeinsam zu den wirklich wunderschönen und einsamen Stränden. Wir sind uns einig: das müssen sicherlich mit die schönsten Strände in Peru sein. Aber im Kontrast dazu stehen die allgegenwärtigen Schilder, die darauf hinweisen, dass das Gebiet Eigentum der Minengesellschaft ist. Am letzten Strand, in der Nähe unserer Unterkunft, bleiben wir schließen noch 2 Stunden und kühlen uns im wirklich eiskalten Pazifik ab. Da die Sonne wieder extrem heiß ist suchen wir uns relativ schnell einen Platz auf einer Bank unter einer Palme im Schatten.

Playa Penguinos, Marcona

Am letzten Morgen unseres Aufenthaltes in Marcona fährt Justina nochmal mit uns los, an den Rand des Naturschutzgebietes. Hier gibt es einen tollen Aussichtspunkt, wo wir wieder jede Menge Seelöwen und hunderte Vögel beobachten können. Es spielen ganz viele junge Seelöwen im Wasser und versuchen die Felsen hinaufzuklettern. Wir haben die Aussicht auf die Seelöwenkolonie komplett für uns alleine und denken wieder Mal darüber nach, wie eine Mine eine komplette Stadt so beeinflussen kann.

Seelöwen im Parque Nacional San Juan

Dank unserer unglaublich lieben Gastgeber war Marcona strand- und naturtechnisch wirklich lohnenswert und die Geschichte bzw. Entwicklung der Stadt auch sehr interessant für uns. Marcona war definitiv abseits der Touripfade und genau das wollten wir ja auch. Nach dem Mittagessen machen wir uns wieder mit einem Collectivo auf den Weg nach Nasca. Von hier aus haben wir abends einen Nachtbus nach Arequipa gebucht und so vertreiben wir uns noch ein paar Stunden beim Bummeln durch die Straßen. Ach und wir besorgen einen neuen Buff für Max – seinen hat er nämlich verloren (d.h. es steht jetzt 1:1).

Bis bald, M & A

PS: Mehr Bilder gibt es wieder auf Polarsteps und Instagram (Die Links findet ihr auf der Startseite).

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