Durch die Wüste

Kaum ein paar Tage vergangen und schon melden wir uns um einige Erfahrungen reicher zurück. Mal sehen, ob wir die Taktzahl halten können.

Die Busfahrt von Lima nach Paracas verläuft absolut ereignislos: 4 Stunden zwischen Wüste zur linken und Pazifik zur rechten fahren wir nach Süden. Langsam wird uns klar, dass dieses Bild einen Großteil der Westküste Südamerikas bestimmt. Von Chile hatten wir das erwartet – hier, wussten wir, verläuft die Atacamawüste. Dass es in Peru auch so sein würde, war uns unklar. Während uns also diese Gedanken durch den Kopf gehen, dämmern wir langsam dahin und wachen vier Stunden später in Paracas auf.

Hier erwartet uns ein kleiner Ortsstrand mit einem Malecón, der zum flanieren einlädt. Zahlreiche Restaurants laden zum Verweilen auf einige Pisco Sour ein. Wir probieren das Nationalgetränk Perus also endlich und werden nicht enttäuscht. Es ist erfrischend und genau das richtige bei dem heißen Wüstenklima. Abends sind wir dann jedoch froh über unsere Fleecejacken – auch das ist die Wüste. Nach einem leckeren, wenngleich überteuerten Abendessen fallen wir happy ins Bett: hier kann man es aushalten und den Großstadttrubel entspannt hinter sich lassen.

Blick vom Malecón in Paracas

Am nächsten Tag leihen wir uns kurzerhand ein Moped, um das nahegelegene Naturschutzgebiet auf einer Wüstenhalbinsel mit sehr schönen Stränden und Klippen zu erkunden. Außerdem halten wir Ausschau nach den hier heimischen Seelöwen und Humboldt-Pinguinen. Bei ersteren sind wir auch tatsächlich erfolgreich: Einige Meter unter unserem Aussichtspunkt schwimmt Anns erster Seelöwe entspannt daher. Unsere Pinguinsichtung hingegen stellt sich später vergrößert auf dem Kameradisplay bestrachtet als Fake heraus. Außerdem lernen wir unterwegs zwei nette Belgier kennen, die Ann ihr Handy wiederbringen, dass sie auf einem Fußweg verloren hat – immerhin hat sie es eine Woche geschafft, nichts zu verlieren. 1:0 für mich.

Die beiden sind ebenfalls mit einem Moped unterwegs. Wir fahren nun im Mini-Konvoi weiter, was sich später als Glück herausstellt. Die Belgierin stürzt nämlich unglücklich beim Laufen und schneidet sich beim Abfangen an einem Stein so tief, dass der Finger nahezu abzufallen scheint. Ann und ich können also schnell Hilfe von der nahegelegenen Rangerstation holen. Der Ranger entpuppt sich jedoch nicht als große Hilfe, der Krankenwagen, den er beteuert gerufen zu haben, kommt und kommt nicht. Mittlerweile hat sich eine Gaffertraube gebildet, die Handys werden für Bilder gezückt. Zum Glück gibt es jedoch auch hilfreiche Menschen: der Fahrer eines Touristenbusses hilft mit seinem Erste Hilfe Set und weil immer noch kein Krankenwagen da ist, nimmt ein anderer Herr die beiden in seinem Auto mit zum Krankenhaus. Wir bleiben zurück und sind froh, dass wir helfen konnten, jedoch auch fassungslos über die anderen Menschen insbesondere den Ranger. Später stellen wir fest, dass sich die Geschichte mittlerweile überall im Ort verbreitet hat – und zwar als Motorradunfall. Das klingt natürlich spannender als ausgerutscht…

Später, aber zum Glück erst am letzten Strand unserer Tour, geht dann noch der Gasgeber unseres Mopeds kaputt. Damit ist unsere Tour beendet. Doch uns nimmt kurzerhand ein freundlicher Taxifahrer mit, der mit zwei Touristinnen aus Lima unterwegs ist. Wir gewinnen dadurch wieder ein bisschen den Glauben an die Menschheit zurück. Er gibt uns auch noch den Tipp, nach San Juan de Marcona zu reisen, dort gebe es mehr Seelöwen und Pinguine als hier. Das nehmen wir uns zu Herzen und werfen die grobe Reiseroute, die wir mittlerweile im Kopf haben, über den Haufen: wir werden die nächsten Tage weiter nach Süden fahren statt nach Norden. Aber erstmal fahren wir am nächsten Tag mit einem Boot zu den Islas Ballestas. Am Hafen treffen wir die beiden Belgier wieder. Wir sind froh, dass es ihr wieder besser geht, auch wenn die Reise mit einem genähten Finger und dickem Verband weitergeht. Auf den Inseln sehen wir Unmengen an Seelöwen und immerhin zwei Pinguine. Wir stellen fest, dass unser Timing perfekt ist. Wir sind genau kurz nach der Geburtszeit da. Überall wuseln junge Seelöwenbabies herum. Ein echtes Highlight ist eine Seelöwenmutter, die mit lauten Rufen versucht, ihrem Kind Schwimmen beizubringen. Glücklich ob der vielen Beobachtungen verbringen wir den Rest des Tages am Strand.

Seelöwenkolonie auf den Islas Ballestas

Am nächsten Tag geht’s nach einer morgendlichen Strandsession weiter nach Huacachina. Während der Mittagshitze genießen wir den Pool und die gemütlichen Sitzecken in unserem dortigen Hostel und warten auf den Beginn unserer Buggytour durch die Sandwüste. Kurz vor dem Sonnenuntergang besteigen wir mit 6 anderen unseren beeindruckend motorisierten Beachbuggy. Nach einer langsamen aber kurzen Startetappe geht es dann richtig los. Der Fahrer jagt den Buggy die Sandberge hoch und runter und fährt Kurven mit halsbrecherischer Schräglage während der Himmel sich langsam rot färbt. Als alle anderen Buggys außer Sichtweite sind, halten wir an und genießen den Sonnenuntergang über der endlos scheinenden Wüste. Im letzten Tageslicht schnappen wir uns Sandboards und rutschen bäuchlings steile Dünenkämme hinunter. Am Abend erwartet uns in unserem Hostel Live Musik. Grundsätzlich eine schöne Sache, nur leider sind fast alle gemütlichen Sitzplätze von externen Besuchern (Peruanern) reserviert. Uns Hostelgäste hat das Management leider vergessen und daher bleiben uns nur Sitzplätze ohne Blick auf die Bühne. Immerhin gabs am nächsten Tag etwas zu Trinken für uns aufs Haus.

Nachdem wir die Erfrischung genossen haben, geht’s mit dem Bus auch schon weiter nach Nasca. Hier gönnen wir uns wieder den Luxus eines Pools, den wir den Nachmittag über nutzen, um der Wüstenhitze zu entfliehen. Am nächsten Morgen suchen wir einen verhandlungswilligen Taxifahrer, der uns zum Aussichtsturm über die Nasca-Linien bringt. Die Linien wurden vor über 2000 Jahren in den Boden gescharrt und stellen von oben betrachtet verschiedene Figuren und geometrische Formen dar. Vom Boden aus können wir diese noch gar nicht erahnen, aber beim Aufstieg erschließen sich uns allmählich die riesigen Bilder. Unseren kleinen Ausflug fanden wir interessant, aber den teuren Überflug kann man sich unserer Meinung nach sparen.

Nach einer weiteren Poolsession machen wir uns mittags auf den Weg zurück zur Küste.

Bis bald!

M & A

PS: Mehr Bilder gibt es wieder auf Polarsteps und Instagram (Die Links findet ihr auf der Startseite).

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