Mit unseren entspannten Tagen in Maumere haben wir uns auf unseren Visa Run nach Kuala Lumpur vorbereitet. Nachdem wir in Deutschland unser Indonesien Visum für 60 Tage im Voraus bekommen haben, war klar dass wir um länger bleiben zu können entweder einen sogenannten Sponsor in Indonesien suchen müssen (was aber bedeutet dass man 7 Tage an einem Ort bleiben muss um das Visum zu verlängern) oder dass wir ausreisen und bei der Einreise nach Indonesien ein neues Visum für weitere 30 Tage erhalten.
Passend zu unserer groben Vorabplanung, unsere letzten 30 Tage in Sulawesi und Papua/Raja Ampat zu verbringen, fanden wir einen billigen Flug von Jakarta nach Kuala Lumpur am 1. November. Da mein Geburtstag am 3. November ist bot sich Kuala Lumpur natürlich als idealer Geburtstags-Trip an. Meine Eltern und Max Familie hatten mir obendrein zu meinem Bachelorabschluss bzw meinem Geburtstag drei Nächte in dem schicken 5 Sterne Hotel „The Face“ geschenkt. Das Suite Hotel, welches einen Rooftoppool mit Aussicht auf die berühmten Petronas Towers (das Wahrzeichen von KL) besitzt, war mit unserer riesigen, 85qm Suite (2 Schlafzimmer, Bad, Ankleidezimmer und ein riesiges Wohnzimmer mit Küche und Flur) definitiv unser persönliches Highlight und echter Luxus in unserem sonst simplen Backpackerleben 😉 Vielen, vielen Dank allen Beteiligten nochmal dafür!
Nachdem wir den Infinitypool und die Aussicht ausgiebig genossen hatten, haben wir uns natürlich auch auf den Weg gemacht die Stadt zu erkunden. 2 Tage für die riesige und ultramoderne Metropole Kuala Lumpur sind auf jeden Fall zu wenig, aber wir haben die wichtigsten Sightseeing-Attraktionen mitgenommen. Am ersten Tag haben wir uns das KLCC (Convention Center und überdimensionale Shoppingmall) samt Park und die Innenstadt angeschaut und haben den Glanz der Stadt auf uns wirken lassen 😉 Abends haben wir dann in unserer Suite selbst lecker gekocht (nach zwei Monaten Restaurants eine schöne Abwechselung) und mit Ausblick auf die Skyline in meinen 23. Geburtstag reingefeiert. Die Tagesplanung für diesen war bisher noch Max Geheimnis und so erfuhr ich erst nach 0 Uhr, was er sich ausgedacht hatte.
Nach einem Frühstück in einem kleinen, originellen Café mit Käsekuchen in China Town (ein weiteres Geschenk von Max Familie für dessen Ausführung er verantwortlich war) fuhren wir zum bummeln und schlendern in die überdimensionierteste Mall aller Zeiten und danach zur Besichtigung auf die Petronas Towers. Abends hatte Max außerdem noch einen Tisch in einem spanischen Restaurant namens „El Cerdo“ reserviert, das alles (wirklich alles!) rundum Schwein und Schinken zu bieten hat. Nachdem ich in den letzten Tagen häufiger von Brot und Wurst gesprochen hatte 😉 Danach haben wir dann noch die Vergnügungsmeile mit unzähligen Bars unsicher gemacht.
Am nächsten Morgen ging es nach einer kurzen Nacht schon um 4 Uhr morgens zum Flughafen, um nach Sulawesi und somit zurück nach Indonesien zu fliegen. Die Einreise fühlt sich fast wie nach Hause kommen an und als der Einreisebeamte freundlich grinsend feststellt, dass wir erst vor drei Tagen ausgereist sind, antworte ich, dass wir zurück sind. Er lacht, drückt den Stempel in meinen Reisepass und wir sind auch offiziell wieder da. So einfach geht es.
Wir bleiben eine Nacht in Makassar, genießen die aufwändig ausgebaute Strandpromenade und stellen fest, dass wir pünktlich zum Drachenbootrennen da sind, für welches die Stadt berühmt ist. Und wir sind wieder einmal über die Gegensätze erstaunt – meilenweit und gegen den Wind ist der in der Bucht schwimmende Müll zu riechen.
Am nächsten Morgen fahren wir mit einem super bequemen Bus 11 Stunden nach Rantepao in Tana Torja, dem Land der Toraja in Zentralsulawesi. Die Toraja sind ein Volksstamm, der für seine aufwändigen Beerdigungszeremonien berühmt und berüchtigt ist. Wir hatten schon am Flughafen in Makassar Darius kennen gelernt, über den wir schon viel Gutes gehört hatten und der uns unseren Guide Yohanis vermittelte. 4 Tage waren wir also im Land der Toraja mit unserem ein wenig überbesorgten, aber sehr sympathischen bezahlten Freund unterwegs. Die ersten beiden Tage verbrachten wir auf dem Motorbike, fuhren durch die buchstäblich endlos weiten Reisfelder und felsige Landschaft in der wir einige traditionelle Toraja Dörfer und vor allem verschiedene Arten von Höhlengräbern besichtigten. Besonders erwähnenswert ist, dass die Toraja die Gräber der Toten wirklich als deren Haus betrachten und die Knochen ganzer Generationen einer Familie darin wohnen. Als wir deshalb fragen, warum bei einem Grab die Tür nicht mehr vorhanden ist, erklärt uns Yohanis, dass eine Tür manchmal kaputt geht, aber erst bei einer neuen Beerdigung oder bestimmten Zeremonie wieder ersetzt werden darf. Besonders beeindruckend fand ich die Gräber der verstorbenen Babys, den Babytree. Kinder, die sterben bevor sie Milchzähne bekommen, werden in Löchern, die in einen heiligen Baum hereingeschnitten werden beerdigt. Die Fenster werden mit Palmblättern bedeckt, so dass die sterblichen Überreste der Babys mit Natur umschlossen sind. Eine schöne Tradition, wie ich finde.
Am zweiten Tag findet eine Beerdigungszeremonie statt, zu der wir mit Yohanis gehen. Er klärt uns vorher über ein paar Verhaltensregeln auf, keine freizügige Kleidung, Händchenhalten oder Küsse in der Öffentlichkeit. Ich als motivierte Tourismusstudentin (haha) hatte mich vorher schon im Reiseführer schlau gemacht und fragte daher nochmal nach ob wir auch kein rot tragen dürften. Das brachte mir verwirrte Blicke von Yohanis ein, denn davon hatte er noch nie etwas gehört. Die Beerdigungszeremonie selbst empfanden wir nicht als sehr
zeremoniell, vielleicht hatten wir auch nur zu hohe Erwartungen. Es wurden den ganzen Tag über Schweine geopfert, die die Gäste als Geschenk mitbringen,(ähnlich brutal, wie bei der Zeremonie in Bena) und wir kamen dieses mal sogar in die Verlegenheit das Fleisch zusammen mit Reis zu probieren. Max fand es soweit ganz gut, mein Fall war das Fleisch mit all dem Fett und der haarigen Schwarte nicht. Um niemanden zu beleidigen, ließ ich mein absichtlich klein gewähltes Stück also unauffällig zwischen meinem Reis und dem Papier, das als Teller diente, verschwinden. Nachdem wir gegessen hatten, waren auch alle wichtigen Gäste empfangen und die eigentliche Zeremonie konnte beginnen. Das es sich um eine Beerdigung handelt, hatte ich bis dahin beinahe vergessen. Mit dem Opfern eines Wasserbüffels endet das Leben des Toten und die Seele beginnt die Reise in die Oberwelt. Die Exekution des Tieres wird um einiges professioneller ausgeführt als in Bena und der Büffel stirbt schneller, da der Mann ihn routiniert mit einem Huf fixiert und so kürzer halten kann (Bilder gibt es trotzdem wieder erst unter dem Beitrag). Danach wird der im Haus aufgebarte Leichnam nach Nordwesten gedreht, dies ist das symbolische Zeichen für den Beginn der Reise in die Oberwelt an. Die Toraja baren ihre Verstorbenen vorher oft Monate (manchmal sogar Jahre) bei sich Zuhause auf, bis sie das nötige Geld für die teuren Beerdigungen zusammen haben und leben in dieser Zeit weiter, wie mit den anderen Familienmitgliedern, zusammen.
Am nächsten Tag der dreitägigen Zeremonie sollen noch mehr Wasserbüffel geopfert werden.
Da sind wir allerdings schon unterwegs auf unserer zweitägigen Wandertour mit Übernachtung in einem kleinen Dorf in einem Haus im traditionellen Toraja Stil. Wir wandern und balancieren über matschige Reisfelder (wir sind ziemlich schnell auch matschig) und rutschige Pfade die Hügel hinunter. Yohanis kennt die deutschen als echte Wanderfreunde und nutzt uns zur Erkundung neuer Wege 😉 Als Max und ich versuchen einen, sich im Schlamm auf den Feldern sulenden, Wasserbüffel zu locken weist uns Yohanis mit den Worten „Be careful, they can be dangerous sometimes“ darauf hin, dass wir das vielleicht besser lassen sollten. Gut, dass wir das jetzt erfahren, nachdem wir morgens schon den Tiermarkt mit hunderten von Büffeln besucht haben. Wir überqueren viele wackelig aussehende Bambusrohrbrücken und ich bin am Abend sehr erschöpft, aber stolz alle Brücken gemeistert zu haben.
Die Gastgeber Familie und Yohanis kochen uns ein sehr leckeres Huhn (extra für uns frisch geschlachtet, wir haben es auf dem Hof ankommen sehen ;)) mit Gemüse und Reis. Zu trinken gibt es Palmwein und Tee. Das Toraja Haus haben wir ganz für uns alleine und schlafen nach dem anstrengenden Tag fast augenblicklich ein. Am nächsten Morgen wandern wir nach dem Frühstück wieder zurück in Richtung Rantepao und kommen mithilfe eines Bemos mittags dort an.
Am nächsten Tag fahren wir morgens um 8 Uhr los nach Tentena, zum 3. größten See Indonesiens. Eigentlich soll die Fahrt im unbequemen Bus 8-12 Stunden dauern, wir brauchen fast 16. Die ersten 33 km legen wir in 3 Stunden zurück, unsere indonesischen Mitfahrer lieben scheinbar viele Pausen und sehen die Reise scheinbar als Kaffeefahrt mit vielen Einkaufsmöglichkeiten. Da müssen wir Deutsche noch ein bisschen entspannter werden 😉
Nachdem wir spät abends Tentena erreichen sind wir froh ein Hotel mit schönem Bungalow gebucht zu haben und fallen todmüde ins Bett. Den nächsten Tag nutzen wir dazu mit einem Roller zum See mit wunderschönen Sandstränden und danach zu dem bisher schönsten Wasserfall zu fahren. In dem Hotel am Strand, wo wir baden und mittagessen, treffen wir außerdem den Indonesier, der uns bisher am meisten beeindruckte. Ivan ist vielleicht 16/17 Jahre alt und der Sohn der Betreiber der Bungalowanlage, er ist gerade dabei sich selbst Französisch bei zu bringen und unterhält sich in sehr gutem Englisch mit uns. Außerdem ist er an europäischer Geschichte und Politik interessiert, unterhält sich mit uns über die Flüchtlingskrise und kennt die Sage von Loch Ness. Das haben wir bisher noch nicht erlebt, vergleichsweise häufig schaut man uns mit fragenden Augen an, wenn wir erzählen dass wir aus Deutschland kommen.
Von Tentena aus machen wir uns mit einem Kijang (einem geteilten Auto) auf den 7 stündigen Weg nach Ampana. Von Ampana wollen wir eigentlich eine Fähre über den Golf von Tomini rüber nach Gorontalo zu den Walhaien nehmen. In unserer Bungalowanlage direkt am Kiesstrand erfahren wir jedoch, dass es seit Oktober auch einen Flug über Luwuk nach Gorontalo gibt. Wir entscheiden uns 19 Stunden Fähre gegen 2 Stunden Flug zu tauschen. Wir buchen einen Flug am übernächsten Tag und mieten am Überbrückungstag einen Roller, der dieses Mal ein echtes Motorrad ist, und erkunden die Umgebung. Türkise Buchten und ein malerisches Fischerdorf der Bajos, ein Seevollk, am/auf dem Meer belohnt unsere Erkundungsfahrt.
Den Rest unserer Zeit im heißen Norden Sulawesis und immer näher am Äquator liefert euch dann Max im nächsten Blogeintrag.
Achtung Blutig!⚠