Abgase, Tiermarkt und Vulkane

In Surabaya hatten wir uns in der ersten Nacht zurück aus dem Dschungel ein Hotel mit Pool gegönnt und haben unsere zweite und dritte Nacht in einer Doppelbett-Kapsel eines Hostels verbracht, was ziemlich gemütlich und gleichzeitig auch noch günstig war. Ich denke wir haben das Beste aus der, wieder einmal Fußgänger unfreundlichen und abgasreichen, Stadt herausgeholt:

Nach der Besichtigung einer lokalen Zigarettenfabrik am Tag nach unserer Ankunft haben wir anschließend kostenlos eine Stadtrundfahrt zum Thema „Surabaya unter holländischer Besatzung“ mitgenommen. Die Tour war als Englischsprachig angekündigt, doch leider fand die meiste Information auf Indonesisch statt, da wir wieder einmal die einzigen Bleichgesichter waren. So können wir nicht genau beurteilen, ob das Thema irgendwie vertiefend aufgegriffen wurde, da zumindest unser Teil der Tour eher allgemeine Infos zu alten Gebäuden beinhaltete. Durch die Stadt kutschiert zu werden war trotzdem sehr interessant. Im Anschluss an die Tour haben wir für mich, weil ich ziemlich ausgehungert war, etwas Essbares gesucht und es war für mich, nach dem Max bereits das Vergnügen hatte, an der Zeit sehr krümmeligen Reis nur mit den Händen zu essen, weil es in dem kleinen Warung kein Besteck gab. Die Köchin schien jedenfalls erfreut zu sein mich bei meiner Herausforderung beoachten zu können.

Weiterhin haben wir dann noch einen Abstecher in das arabische Viertel Surabayas „gewagt“ und wurden mit einem riesigen Fischmarkt belohnt, den wie es schien noch keine anderen Touristen vor uns besucht hatten. Überall wurden uns mit Stolz die größten Fische des jeweiligen Verkäufers präsentiert und schon aus der Ferne zum fotografieren hochgehalten.

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Der Nachhauseweg führte uns dann bei Beginn der Dämmerung, mit leckeren Knabbereien ausgestattet, durch einige verwinkelte und inzwischen auch dunkle Gässchen. Nach den obligatorischen Fotos mit uns haben die Bewohner uns aber unbeschadet weiter ziehen lassen 😉

Am nächsten Morgen sind wir mit einem Zug nach Malang gefahren, wo wir Ausschau nach einer Tour zu zwei Vulkanen halten wollten. Die Zugfahrt (in der niedrigsten Klasse) war überraschend bequem und am Bahnhof haben sich alle besorgt darum gekümmert, dass wir auch ja den richtigen Zug bekommen. Malang selbst ist im Gegensatz zu den anderen Städten, die wir gesehen haben, eher klein. Am Nachmittag haben wir den berühmt, berüchtigten Tiermarkt angesehen und waren erwartungsgemäß erschüttert von den Zuständen, unter denen die Hunde, Katzen(babys), Vögel, Hasen und Fische auf ihren Verkauf hoffen. Ein Hund saß so mitleidseregend in seinem winzig kleinen Käfig, dass wir kurz überlegt haben ihn einfach frei zu kaufen. Aber das ging natürlich, leider, nicht, da wir hier auf keinen Hund aufpassen können und die Kosten um ihn nach Europa zu bringen viel zu hoch wären.


Am Abend haben wir eine Führung durch ein wunderschönes und für seine umfangreiche Antiquitätensammlung bekanntes 5 Sterne Hotel gemacht und anschließend am romantisch dekorierten Pool einen Cocktail (in der muslimischen Gegend natürlich ohne Alkohol ;)), der in der Führung inbegriffen war, getrunken.

Am nächsten Morgen habe ich mich etwas krank gefühlt und deshalb beschlossen mich etwas auszuruhen, um für unsere Rückkehr in den Dschungel fit zu sein. Max hat derweil mit unserem gemieteten Roller einen Ausflug zu einer Teeplantage unternommen. Mittags sind wir dann gemeinsam, mit einigen Stops zum Karte lesen und sehr abenteuerlichen Stadtverkehr, zu einem 30m hohen Wasserfall in der Umgebung in den Bergen gefahren und ich konnte endlich wieder meine Dschungel-Sehnsucht stillen. 😉 Danach wollten wir eigentlich noch in heißen Quellen schimmen, aber es hat sich herausgestellt dass es sich dabei eher um kleine Badewannen mit neugierigen Locals handelt.

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Am nächsten Morgen sind wir früh im ungefederten, öffentlichen Bus über schlaglochreiche Straßen Richtung Probolinggo, eine Stadt in der Nähe des Vulkanes Bromo, aufgebrochen von wo aus wir weiter nach Cemoro Lawang, einem Dorf am Kraterrand, und uns selbstständig die kurze Vulkanbesteigung organisieren wollten. Am Bus Terminal haben wir dann allerdings ein so gutes Angebot bekommen, dass wir uns entschieden haben doch die Tour komplett organisiert zu kaufen – ein echter Glücksgriff, wie sich herausstellt. Wir waren unterwegs mit einer sehr netten und lustigen Gruppe von 9 Leuten in unserem Alter und hatten Sterneklarehimmel in beiden Nächten und einen wundervollen Sonnenaufgang am Bromo. Von dem Bus Terminal ging es also zunächst in einen Homestay in einem Dorf am Fuße des Bromos, von wo aus wir nachts um 3:30 Uhr mit einem Minibus zum Parkplatz eines Sonnenaufgangsaussichtspunktes gebracht wurden. Der Fahrer hat uns ziemlich einsilbig mit den Worten „You walk now 20 minutes up“ in der kalten Nachtluft abgesetzt und so haben wir auf den Weg nach oben gemacht. Dort angekommen wurden wir schon mit einem ersten Blick auf die atemberaubende Szenerie des im Dunklen vor sich hinrauchenden Bromos und später einem einem tollen Sonnenaufgang belohnt.

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Danach ging es dann an das Erklimmen des Vulkanes selbst, eine kurze Wanderung durch die unwirkliche Mondlandschaft unterhalb des Kraters und schließlich den Bromo hinauf – ich die Stufen und Max die Kraterwand. 😉 Oben angekommen konnten wir nicht nur den aufsteigenden Rauch aus nächster Nähe betrachten, sondern auch deutlich das bedrohliche Brodeln im Inneren hören. Mit wirklich vielen anderen Leuten nebeneinander auf einem sehr engen und kaum gesicherten Pfad stehend und so in Europa kaum vorstellbar.

Aber auch ich mit zusätzlicher Höhenangst bin wieder gesund unten angekommen und so konnten wir erst einmal ein ausgiebiges Frühstück im Homestay genießen. Danach ging es dann an die fast 7 stündige Fahrt zum Fuß des Ijens, wo wir in Zimmern einer Kaffeeplantage untergebracht wurden. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit unserer schon ziemlich erschöpften Gruppe ging es dann früh ins Bett, da unser Aufstieg zum Krater des Ijens schon um 1 Uhr (nach dem Frühstück um halb 1) beginnen sollte. Nach knapp 3 Stunden Schlaf und mit Taschenlampen und Gasmasken ausgerüstet ging es dann los. Ca. 1,5 Stunden sind wir im Dunkeln einem Weg immer weiter den Vulkanfuß hinauf gefolgt, um nach einigen Pausen schließlich den Kraterrand zu erreichen. Vielen Dank an dieser Stelle an Max und unseren Guide, die mich gepusht haben, trotz Schlafmangel und Erschöpfung, mich nicht den vielen, neben dem Weg im Gras liegenden Asiaten anzuschließen. Am Kraterrand angekommen konnten wir nicht nur den beißenden Schwefeldampf riechen, sondern auch das berühmte blaue Feuer des Vulkanes bewundern.

Noch beeindruckender und gleichzeitig erschütternd fand ich jedoch die sogenannten „Schwefelsklaven“ des Ijens. Mienenarbeiter, die zwei mal am Tag den unwegsamen und steilen Pfad in den Krater (ohne Gasmasken!) hinabsteigen, um von dort mit teilweise über 100kg schweren Bambuskörben gefüllt mit erkalteten Schwefelbrocken wieder hinaufzusteigen. Für unfassbar wenig Geld und immer der Gefahr ausgesetzt mit nur einem falschen Tritt zu stürzen. Während Max den, hier als Helden gefeierten, Mienenarbeitern in den Krater hinab und näher an die blauen Flammen heran gefolgt ist, habe ich oben gewartet und mit einer Truppe Indonesier sehr nette und aufschlussreiche Gespräche geführt sodass die Zeit wie im Flug verging.

Nach dem Abstieg vom Ijen kamen wir gegen halben 8 wieder unten an und wurden zur Fähre nach Bali gebracht, von wo aus nun dieser Post kommt. Mehr zu unseren Tauch- und Schnorchelerlebnissen dann beim nächsten mal – Glück auf 🙂

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3 Gedanken zu “Abgase, Tiermarkt und Vulkane

  1. Sorry Ihr Reisende….bestimmt habt Ihr diesen Sehnsuchtsort Surabaya schon verlassen.
    Surabaya… das sind unzählige Seefahrerträume, Piratengeschichten und unerfüllte Versprechen.
    Surabaya… ein Ort der Literatur und Thema eines Gassenhauers aus den frühen 30er Jahren.
    Surabaya-Johnny….kennt bestimmt kein Einheimischer dort vor Ort…oder vielleicht doch?!

    Ich war jung, Gott, erst sechzehn Jahre – Du kamest von Burma herauf.
    Du sagtest, ich solle mit Dir gehen – Du kämest für alles auf!
    Ich fragte nach Deiner Stellung – Du sagtest, so wahr ich hier steh´ –
    Du hättest zu tun mit der Eisenbahn, – und nicht zu tun mit der See!
    Du sagtest viel, Johnny – kein Wort war wahr, Johnny –
    zur ersten Stund‘ ! – Ich hasse es so, Johnny,
    wie Du da stehst und grinst, Johnny –

    Nimm doch Deine Pfeife aus dem Maul, Du Hund!

    Surabaya-Johnny…Warum bist Du so roh?
    Surabaya-Johnny…Mein Gott und ich liebe Dich so!
    Surabaya-Johnny…Warum bin ich nicht froh?
    Du hast kein Herz, Johnny…und ich liebe Dich so!

    Zuerst war es immer Sonntag. Das war , bis ich mitging mit Dir.
    Aber dann, schon nach zwei Wochen, war nichts mehr recht an mir!
    Hinauf und hinab durch den Pandschab, den Fluss entlang zur See –
    Ich sehe schon aus dem Spiegel,….wie eine Vierzigjährige!

    Du wolltest nicht Liebe, Johnny. – Du wolltest Geld, Johnny.
    Ich aber sah, Johnny – nur auf Deinen Mund !
    Du verlangtest alles,, Johnny. – Ich gab Dir mehr, Johnny. –
    Nimm doch die Pfeife aus dem Maul, Du Hund!

    Surabaya-Johnny…Warum bist Du so roh?
    Surabaya-Johnny…Mein Gott und ich Liebe Dich so!
    Surabaya Johnny…Warum bin ich nicht froh?
    Du hast kein Herz, Johnny…und ich liebe Dich so!

    Ich habe es nicht beachtet,…warum Du den Namen hast.
    Doch an der ganzen langen Küste,…warst Du ein bekannter Gast!
    Eines Morgens in einem Sixpence-Bett,…werd‘ ich donnern hören die See.
    Und Du gehst, ohne etwas zu sagen,…und ein Schiff liegt unten am Kai!
    Du hast kein Herz, Johnny. – Du bist ein Schuft, Johnny.
    Du gehst jetzt weg, Johnny. – Sag‘ mir den Grund!
    Ich liebe Dich doch, Johnny….wie am ersten Tag, Johnny. –

    Nimm doch die Pfeife aus dem Maul, Du Hund!

    Surabaya-Johnny…Warum bist Du so roh?
    Surabaya-Johnny…Mein Gott und ich liebe Dich so!
    Surabaya-Johnny…Warum bin ich nicht froh?
    Du hast kein Herz, Johnny…und ich liebe Dich so!

    (Brecht/Weill 1929)

    Wenn dieser Ohrwurm einmal drin ist…am Besten im Original von Lotte Lenya.

    Aprospos:
    Vor zwanzig Jahren war ich in Yogyakarta und habe dort mehrere Tage rumgelungert.
    Wir wollten auf den Merapi und durften es am Ende nicht, wegen den heißen und giftigen Gasen.
    Das ist echt eine coole Nummer, was Ihr da mit der Besteigung der Vulkane bei Surabaya geleistet habt. Großer Respekt!
    Garuda ist mit Euch. Good Luck!

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