Echter Dschungel vs. Großstadtdschungel

Wie bereits erwähnt haben wir an unserem letzten Tag in Banjarmasin früh morgens eine Tour zu dem schwimmenden Markt mitgemacht. Um halb fünf morgens ging es in einem kleinen motorisierten Fischerboot mit unserem Guide und einem anderen deutschen Paar den Fluss hinauf. Auf der Fahrt überholten wir einige Marktfrauen, die in ihren Kanus die gleiche Tour schon 4 Stunden früher gestartet haben, um pünktlich um halb sechs vor Ort zu sein. Auf dem Markt bieten die Bauern aus dem landesinneren ihre Früchte und sonstige Waren an, die von Markthändlern aus der Stadt aufgekauft werden, um die später weiter zu verkaufen. Auch wir haben einiges an frisch zubereiteten Süßspeisen wie Bananenkuchen, mit süßen Sojabohnen gefüllten frittierten Teigbällchen und Klebreis mit einer dicken Schicht aus hauptsächlich braunen Zucker sowie natürlich frischem Früchten probiert.

Im Anschluss ging es wieder zurück und noch in die Kanäle des Venedig Kalimantans, wie Banjarmasin hochtrabend genannt wird. Das war ob des Mülls und der sehr einfachen Lebensumstände der Menschen, die am Kanal wohnen, zwar nicht schön aber doch interessant. Vor allem war es schön die Lebensfreude dieser Menschen zu sehen, wie sie im Wasser mit ihren Kindern spielen oder uns überschwänglich winken und begeistert fotografiert werden wollen.

Nachmitttags sind wir noch einmal durch die Stadt gelaufen, wo uns unter einer Brücke eine Überraschung in Form eines riesigen Netzpython erwartete, der gerade gehäutet wurde.

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Netzpython

Am 15 September haben wir Abschied von Banjarmasin genommen und sind nach Pangkalan Bun geflogen. Hier wollten wir drei Tage auf einem Hausboot im Tanjung Puting National Park verbringen. Dies ist der älteste Nationalpark Indonesiens, in dem ein großes, von Flüssen durchzogenes, Stück Primärwald geschützt wird. Doch am Abend zuvor wurden wir noch von Fardi, mit dem wir die Tour gebucht haben, überraschend zur Hochzeit seines Cousins eingeladen. Dieses Erlebnis kann man kaum beschreiben, aber die Bilder sprechen hoffentlich für sich.

Auf den diversen Flüssen (hauptsächlich dem Sungai Sekonyer- Schwarzer Fluss) im Nationalpark kann man sich mithilfe eines inklusive Crew gecharterten Hausbootes fortbewegen und vom Sonnendeck aus den Regenwald bewundern. Dass dabei oft die endemischen und lustig aussehenden Nasenaffen, der eine oder andere Orang Utan, andere Affen sowie Alligatoren gesichtet werden, sorgt regelmäßig dafür, dass man vor Entspanntheit nicht einschläft. Das von unserer Köchin zubereitete köstliche Essen, hat uns zwischendurch für die drei Landgänge gestärkt. Auf diesen hat uns unser super entspannter und lustiger Guide, Arypyn, durch den Wald und zu Futterstationen für Orang Utans, den nicht mal so heimlichen Stars des Nationalparks, geführt. Dort werden von Rangern Bananen platziert, die den wilden und wieder ausgewilderten Orang Utans als Nahrungsergänzung dienen sollen, wenn sie nicht genug Futter im Wald finden. So kann man auch nie wissen, ob und wie viele unserer Verwandten zu sehen sein werden. Wir hatten allerdings das Glück an jeder Station mindestens sechs Exemplare zu Gesicht und vor die Kamera zu bekommen. Wenn man während der Fütterung auch mal etwas anderes als Affen sehen wollte, konnte man immer mal in die Bäume schauen, wo der eine oder andere Vogel wie zum Beispiel Tucane oder auch noch mehr Orang Utans saßen.

Ein weiteres Highlight der Tour war die Nachtwanderung. Ausgestattet mit langen Klamotten, genug Moskitorepellent für mehrer Großfamilien und einer Taschenlampe haben wir uns nach der Dämmerung unter der Führung eines National Park Rangers auf den Weg gemacht. Das anfängliche Gefühl in die Kindheit zurück versetzt zu sein und auf Klassenfahrt eine Nachtwanderung zu machen war mit der Sichtung des ersten Tieres schnell vergessen. Einige Meter von uns entfernt blitzen im Dschungel Katzenaugen im Taschenlampenlicht auf und schemenhafte Umrisse von etwa der dreifachen Größe einer Hauskatze waren kurz zu sehen und schon wieder weg. „Musang“ erklärt uns der Ranger, „you know the Coffee Luwak?“. Kenne ich, denke ich, will ich auch noch mal probieren wenn wir hier schon in der Heimat des Katzenkaffees sind. Weiter geht’s und nach unzähligen Spinnen, Feuerameisen und Riesenameisen, sowie drei ziemlich giftigen und von den Guides mit Respekt behandelten Cave-Centipedes Centipedes(über die findet man im Internet leider kaum Infos) sehen wir endlich eine Tarantel, die der Ranger mit einem Stock aus ihrem Loch kitzelt. Das war wohl der Höhepunkt, denken wir ein wenig später während wir vor uns hin laufen, als der Ranger plötzlich in die Bäume leuchtet, total aus dem Häuschen ist und los rennt. Wir sehen nur kurz ein Augenpaar am Baum aufblitzen und etwas in Windeseile herunter klettern. Ein Affe, denke ich und renne dem Ranger hinterher. Nachdem er angehalten hat, sagt er außer Atem, das dies ein Nebelparderbaby war. Erst das zweite Exemplar dieser seltenen Leopardenart, die er in neun Jahren des Rangerseins gesehen hat. Damals auch mit deutschen Gästen, weshalb er Deutsche prompt zu seinen Lieblingsgästen erklärt. Nach der Wanderung gab es das letzte Dinner, mit dem unsere Köchin sich einmal mehr übertroffen hat. Danach sind wir hundemüde in unser Bett gefallen, das aus einer Matratze auf dem Deck mit einem Moskitonetz bestand, wo uns die Geräusche des Dschungels in den Schlaf gewiegt haben.

Am nächsten Tag ging’s, nachdem wir von morgendlichen Gebrüll der Gibbons geweckt wurden, leider schon wieder zurück, wo wir am Hafen abgeholt und zum Flughafen gebracht wurden, um hierher nach Surabaya auf Java mit dem Gefühl tiefer Dankbarkeit, auf Grund dessen was wir erleben konnten, zu fliegen. Danke an das tolle Team von Fardi und orangutanhouseboattour!

Surabaya ist ein kleiner Kulturschock für uns, handelt es sich doch um eine ziemlich große und moderne Stadt. Ann wünscht sich kontinuierlich wieder zurück in den Dschungel, ich finde die Abwechslung ganz nett, auch wenn Surabaya für den nicht shoppinggeneigten Menschen nicht unbedingt zu den besuchenswertesten Städten gehört. Gestern sind wir viel durch die Gegend gelaufen, um das, von unserem Reiseführer interessant beschriebene für uns allerdings enttäuschende, Chinesenviertel zu sehen. Heute werden wir uns die Tabakfabrik ansehen, wo die bekannteste Sorte der hier von allen überall und durchgehend gerauchten Nelkenzigaretten (70% der indonesischen Männer rauchen!) produziert wird.

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3 Gedanken zu “Echter Dschungel vs. Großstadtdschungel

  1. Ihr lieben 2, danke für diesen wunderbaren Bericht.
    Oma Christel und ich fühlten uns, als ob wir live dabei gewesen wären.
    Ihr Kommentar zu dem Foto von euch auf der Hochzeit:
    “ Die zwei sehen so hübsch aus, sie könnten das Brautpaar sein.“
    Weiterhin eine spannende Zeit wünschen euch aus Süchteln, Karin und Christel

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  2. Auch ich hab mich heute sehr gefreut, an eurer Reise teilzunehmen. Sie ist ja voller Erlebnisse. Und wie fühlt es sich mit Eheringen an? Mir gefällt sehr wie ihr euch auf alle möglichen Situationen einlasst. Käthe schafft das mit dem Tauchen sicher auch noch. Ganz liebe Grüße aus Köln von Ricarda

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    1. Schön von dir zu hören. Heute war Käthe immerhin Schnuppertauchen, das klappt schon mal. Die Eheringe müssen wir momentan zum Glück nicht mehr tragen, ich finde der nervt etwas am Finger. Da muss man vielleicht wenn es tatsächlich mal soweit ist etwas mehr Geld ausgeben und was wirklich passendes besorgen 😉

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