Großstadt-Dschungel und indonesische Fernbusromantik

Hier angekommen liegen schon einige spannende Kilometer hinter uns. Zunächst sind wir von Bali über Makassar, Sulawesi mit Lion Air nach Balikpapan auf die Insel Borneo geflogen. Auf unseren beiden Flügen hatten wir – Max Größe sei Dank – Sitzplätze mit viel Beinfreiheit am Notausstieg. Vor dem Abflug in Makassar wurden wir von der netten Stewardess mit den Worten „Can you help me?“ sogar noch einmal umgesetzt,um den Platz am Notausstieg zu bekommen. Schon beim Check-In fiel uns auf, dass wir nicht nur die einzigen Touristen, sondern auch die einzigen Weißen überhaupt waren, die es in Richtung Borneo zu ziehen schien. Das sollte sich so schnell auch nicht mehr ändern.

In Balikpapan angekommen haben wir schnell gemerkt, dass man Bleichgesichter dort noch nicht oft gesehen zu haben scheint. Jeder auf der Straße ruft uns „Hey Mister“ oder „Hi Misses “ zu oder winkt uns. Besonders für Kinder, aber auch für die Erwachsenen, sind wir eine echte Attraktion. Wir werden oft gefragt, ob wir ein Foto zusammen machen können und Max hat während eines Abendessens bereits einer Gruppe Mädchen ein Interview in Form eines Handyvideos gegeben 😉

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Die obligatorische Frage, ob wir verheiratet seien können wir Dank der vorher gekauften „Eheringe“ leicht beantworten. Unser gemeinsames Zimmer haben wir in der streng muslimischen Region auch nur als verheiratetes Paar mit Ring am Finger bekommen. Aus unserem letzten Trip nach Marrakesch war ich bereits kleidungstechnisch gut ausgerüstet, um mich bei den schwülen Temperaturen angemessen bedecken zu können. Ich muss aber angenehm überrascht feststellen, dass ein T-Shirt hier kein großes Aufsehen erregt.

Balikpapan selbst lässt sich vor allem als Abenteuer und Großstadt-Dschungel beschreiben. Die ganze Stadt besteht praktisch nur aus vermüllten Straßengräben, notdürftig mit Planken überdeckt und einem wahnsinnigen Verkehr mit tausenden von Angkots (Minibusse ohne Türen, die Sammeltaxis sind) und Motorrollern, die in jeder noch so kleinen Lücke überholen. Für Fußgänger ist die Stadt jedenfalls nicht gemacht und so tauchten auf unserem Weg zur Hafenpromenade mit Essensstop an einer kleinen Straßenküche immer wieder Hindernisse vor uns auf.

An unserem zweiten Tag in Balikpapan haben wir uns auf eigene Faust und in mehreren Angkotlinien in den Verkehrsstrom Richtung Norden aus der Stadt heraus gemacht.

Unser Ziel war das Sun Bear Sanctuary, welches eine Aufzuchtstation für die bedrohten Kragenbären und ein Wiederaufforstungs- und Naturschutzgebiet ist. Was wir dort über die fortschreitende Abholzung des Regenwaldes auf Borneo und die Verschmutzung der Balikpapan Bay gelernt haben, hat mir unmissverständlich klar gemacht, wie bedrohlich die Umweltprobleme hier sind. Falls euch die Arbeit des Sanctuarys interessiert, findet ihr hier mehr Infos: http://www.beruangmadu.org

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Je weiter wir Richtung Dschungel vordringen, desto billiger, aber auch schärfer wird das Essen hier (eine Suppe hab ich mir mit nur einem Tropfen Sambal Soße zu Feuerschärfe verwürzt – die Max allerdings ohne mit der Wimper zu zucken ausgelöffelt hat) und höher die Anfordrungen an unsere, noch in Kinderschuhen steckenden, Indonesisch Kenntnisse.

Am nächsten Tag ging es dann um 15:30 Uhr (mit nur einer Stunde Verspätung) in einem klimatisierten und mit Toilette ausgestatten Fernbus, den wir am Tag vorher am Terminal gebucht hatten, auf eine 15h Fahrt nach Banjarmasin, die Stadt der schwimmenden Märkte. Die Busfahrt würde ich als eng und ruckelig, aber dank der „Greatest Lovesongs“ CD des Fahrers und gedimmten Licht doch auch als romantisch beschreiben.;) Unterwegs gab es auf jeden Fall einige traditionelle und abgelegene Dörfer mittem im Nirgendwo zu sehen.

Für Max, der zwar erst seine Beine in den Gang strecken konnte, war es natürlich nochmal enger als für mich. Nach dem ersten Stop wurde dann leider auch das Beine in den Gang strecken schwierig, da noch ca. 20 weitere Fahrgäste in den schon vorher vollen Fernbus hinzugestiegen sind und auf einfachen Hockern mitten im Gang plaziert wurden (die zusätzlich gebuchte Toilette war damit natürlich hinfällig ;)). Wie sie das über 10 Stunden ausgehalten haben, ohne vor Müdigkeit oder bei den vielen Schlaglöchern von ihren Hockern zu kippen, ist mir ein Rätsel. Wir haben die Fahrt jedenfalls mehr oder weniger Dank einer Schlaftablette über uns ergehen lassen und waren im Nachhinein froh, dass wir nicht allzu genau mitbekommen haben, wie der Fahrer über die Schotterpisten durch den Dschungel geheizt ist. Die Fahrt war auf jedenfall super günstig und ein Essen im Restaurant bei einer Pause sowie die Fährfahrt über die verschmutzte Balikpapan Bay inklusive. 

Gut angekommen in Banjarmasin um 6 Uhr heute morgen sind wir mit unseren Rucksäcken auf zwei Rollertaxis in unser einfaches, aber herzliches Hotel gefahren und haben unser Bett provisorisch mit einem Moskitonetz ausgerüstet und noch ein bisschen geschlafen. Danach waren wir in der Stadt unterwegs und haben verzweifelt etwas Essbares gesucht, da heute Opferfest ist und so gut wie alle Straßenküchen und Restaurants geschlossen haben.

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Abenteurliche Brücke in Banjarmasin

Wir mussten dann schließlich mit Texas Chicken, einer Fastfood Kette, vorlieb nehmen und wurden natürlich wieder mit großem Hallo begrüßt und um Fotos mit der ganzen Crew gebeten. Danach haben wir uns auf den Rückweg ins Hotel gemacht, vorbei an sehr ärmlichen Hütten am Kanal und haben noch eine Gruppe Kinder getroffen, die dann zur Abwechslung wir mal fotografiert haben.

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Morgen erkunden wir dann die Stadt und die schwimmenden Märkte bei Morgengrauen vom Fluss aus mit einem (hoffentlich) englischsprachigen Guide.

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